Kommentar:Ein Haus für alle Lebenslagen

Dass der Kreis seine Klinik finanziell unterstützt, ist ein klares und vor allem wichtiges Bekenntnis für die Versorgung von Patienten im Landkreis

Von Barbara Mooser

Die Tochter hat sich gut entwickelt, seit sie im Jahr 2002 flügge geworden ist: Nie musste sie die Mutter um Geld anbetteln, ihre Einnahmen waren auch in schwierigen Zeiten solide, wenn größere Ausgaben ins Haus standen, griff sie auf die eigenen Ersparnisse zurück. Doch nun benötigt die gemeinnützige Klinik-GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Landkreises, Hilfe. Gewaltige Investitionen kann sie nicht mehr selbst stemmen; diese auf die lange Bank zu schieben, würde nur bedeuten, der Konkurrenz im hart umkämpften Krankenhausbusiness den Vortritt zu lassen. Insofern ist es ein wichtiger und richtiger Schritt des Kreistags, der Klinik nun Planungssicherheit zu bieten und sie nicht Jahr für Jahr tiefer in die roten Zahlen taumeln zu lassen. In der Vergangenheit hat der Kreistag immer wieder beteuert, voll und ganz hinter der Klinik zu stehen, nun hat er den Worten auch Taten folgen lassen.

Wohlgemerkt: Der Kreis unterstützt die Klinik bei ihren Investitionen, er buttert nicht beim regulären Krankenhausbetrieb zu. Das ist auch nicht nötig, denn die Kreisklinik gehört zu dem kleiner werdenden Kreis an Krankenhäusern, die schwarze Zahlen schreiben. Auch in diesem Jahr landet ein Plus von 500 000 Euro auf dem Konto der gemeinnützigen GmbH. Das allein zeigt, dass die Kreisklinik auf einem guten Weg ist. Noch mehr allerdings wiegt die Tatsache, dass sie sich innerhalb weniger Jahre einen respektablen Ruf erarbeitet hat. Kreisrätin Angelika Obermayr (Grüne) hat es vor einiger Zeit äußerst treffend zusammengefasst: "Als vor 27 Jahren mein erstes Kind zur Welt kam, hat mir meine Ärztin explizit abgeraten, in die Kreisklinik zu gehen. Das passiert heute nicht mehr - und ich hoffe, meine Enkel kommen dort zur Welt."

Die Ebersberger haben heute eine Klinik für fast alle Lebenslagen. Eine, die nicht nur lukrative Fälle annimmt, wie es voraussichtlich die geplante neue Klinik im Nachbarlandkreis tun würde. Dass es ewig so bleibt, das kann auch der nun gefasste Beschluss des Kreistags natürlich nicht garantieren - zu irrlichternd ist die Gesetzgebung im Krankenhaussektor seit Jahrzehnten. Dass man es wenigstens versuchen will, dafür gibt es jetzt aber ein klares Bekenntnis.

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