Kommentar:Dranbleiben lohnt sich

Eine Messe wie die EGA hat immer noch ihre Berechtigung. Trotz einiger Probleme in den vergangenen Jahrzehnten, haben die Organisatoren vieles richtig gemacht

Von Wieland Bögel

Wer im Jahr 1991 einen Handwerker suchte, brauchte dazu ein dickes Bündel Papier, genannt Telefon- oder Branchenbuch, einen Fernsprechapparat der Bundespost und ganz viel Geduld. Wer das von unterwegs versuchte, brauchte außerdem noch jede Menge Kleingeld und eine freie Telefonzelle oder eines dieser damals hochmodernen Mobiltelefone, die in Form, Aussehen und Gewicht eher in die Abteilung Baustoffe, sprich Ziegelstein, zu verorten waren. Oder man ging auf eine Messe, etwa die 1991 zum ersten Mal abgehaltene Kreisgewerbeschau EGA, und sah sich die Handwerker persönlich an.

Natürlich lockt man mit einem Konzept aus den Neunzigern heute weder Aussteller noch Besucher an, aber auch mehr als ein Vierteljahrhundert später, wo Informationen immer und überall verfügbar sind, hat eine Messe wie die EGA noch ihre Berechtigung - wenn sie sich der Zeit anpasst. Was trotz mancher Probleme in den vergangenen bald drei Jahrzehnten gut gelungen ist. Die beiden Städte, der Landkreis, aber auch die Gewerbeverbände sind drangeblieben und haben die EGA immer wieder auf den neuesten Stand gebracht, zuletzt im vergangenen Jahr. Zuvor hatte es massive Kritik an der Organisation und Konzeption der Messe gegeben, diese selbst stand allerdings nie in Frage. Was eine kluge Entscheidung war, denn was weg ist, ist weg. Ist die Messe einmal abgesagt, kommt sie so schnell nicht wieder. Das zeigt sich etwa in Markt Schwaben, wo die dortige Gewerbeschau 2015 abgesagt und seitdem nie wieder reanimiert wurde.

Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr hat die EGA einmal als "lokale Suchmaschine" bezeichnet, eine, die neben Information auch persönlichen Kontakt ermöglicht. Und daran gibt es ganz offenbar reges Interesse, wie die vergangenen Jahre gezeigt haben. Zwar waren schon lange keine Besucherrekorde mehr zu verzeichnen wie noch im vorigen Jahrzehnt, als bis zu 25 000 Leute auf die EGA drängten - inzwischen ist es etwa die Hälfte, aber konstant. Es scheint also trotz Internet und schlauer Telefone genügend Leute zu geben, die das örtliche oder regionale Gewerbe mal ganz zwanglos persönlich kennenlernen wollen.

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