Kommentar:Der Hebel ist gefunden

Der Kauf der Sparkasse bietet jede Menge Angriffsfläche. Man könnte der Verwaltung Versagen vorwerfen. Konstruktiver aber wäre ein Wettbewerb der Ideen, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll

Von Wieland Bögel

Sind die Kreisräte beim Kauf des Sparkassengebäudes übers Ohr gehauen worden? Haben der Landrat und seine Verwaltung die Gremien absichtlich über Mehrkosten im Dunkeln gelassen, um ein Lieblingsprojekt nicht zu gefährden? Oder war mindestens die komplette Verwaltung komplett unfähig oder wenigstens leichtfertig leichtsinnig, bei der Abwicklung des Millionengeschäfts? Diese und ähnliche Vorwürfe rund um den unglücklich verlaufenden Kauf der alten Sparkasse sind bereits seit vergangenem Herbst zu hören, nun haben die Grünen sie noch einmal zusammengefasst und ein wenig zugespitzt. Es dürfte nicht die letzte und auch nicht die schärfste Zuspitzung gewesen sein. Schließlich wird in gut einem Jahr ein neuer Kreistag gewählt, und auch der Landrat bewirbt sich - nach allem, was man bisher weiß - um eine zweite Amtszeit. Ein in die Hose gegangenes Immobiliengeschäft ist da ein schöner Hebel, um im Wahlkampf etwas zu bewegen.

Schließlich bietet der Kauf der Sparkasse jede Menge Aufreger: Im günstigsten Fall kostet der Vorgang den Landkreis sehr viel Zeit und Arbeit. Dieser günstigste Fall wäre, dass sich jemand findet, der die Problemimmobilie - trotz ihrer bekannten Probleme - zu einem Preis übernimmt, der zumindest die dem Landkreis entstandenen Kosten deckt. Erledigt wäre die Causa Kreissparkasse damit aber nicht: Jedes Mal, wenn es wieder um zu enge Büros für Landratsamtmitarbeiter und zu teure Mieten für Ausweichquartiere geht, würde diese Karte wieder gezogen. Im ungünstigeren Fall wird der Landkreis auch noch viele Millionen Euro verlieren, wenn er das Gebäude nur mit Abschlag verkaufen kann oder gleich darauf sitzen bleibt, und versuchen muss, es wenigstens in einen nutzbaren Zustand zu bringen. All dies wird man in den kommenden 13 Monaten noch öfter und von vielen Seiten hören.

Interessant wird aber, wie sich die Wahlkämpfer über das Schwarzer-Sparkassen-Peter-Spiel hinaus in der Sache positionieren. Alleine damit, der amtierenden Verwaltung Versagen, vielleicht auch Täuschung, vorzuwerfen, wird sich an der Urne nicht groß punkten lassen - nicht zuletzt deshalb, weil früher oder später die Frage auftaucht, warum die Kreisräte denn das Versagen nicht bemerkten, beziehungsweise so einfach auf eine Täuschung - so es eine gab - hereingefallen sind. Konstruktiver wäre daher ein Wettbewerb der Ideen, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll.

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