Kommentar:Den Weg verloren

Das Programm von Grass 21 gleicht einem bunten Strauß nicht unbedingt zusammenpassender Angebote. Die Initiative sollte sich ihrer Wurzeln besinnen.

Von Wieland Bögel

Es ist ein Ziel, dem nicht zu widersprechen ist, das sich Grass 21 auf die Fahnen geschrieben hat: Die Förderung der Demokratie und den Kampf gegen Rechtsradikalismus kann eigentlich jeder gutheißen, der kein rechtsradikaler Antidemokrat ist. Nicht ganz so eindeutig ist indes, ob der Weg, den Grass 21 eingeschlagen hat, auch zu diesem Ziel führt.

Gründung und erste Jahre von Horizonte und Grass 21 waren zweifellos ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements gegen Extremismus. Anstatt über eine erstarkende rechte Szene unter Jugendlichen im südlichen Landkreis zu jammern, wurde ein Projekt ins Leben gerufen, um dem Problem zu begegnen. Es gab Ausstellungen etwa über Anne Frank, Fahrten in ehemalige Konzentrationslager, Konzerte gegen Nazimusik und vieles mehr. Aber irgendwann hatte man den Eindruck, dass sich irgendetwas festfährt, dass die Ideen und Konzepte abhanden kommen, letztlich, dass Grass 21 und sein eigentlicher Auftrag wieder aus der Öffentlichkeit verschwinden.

Der Eindruck verstärkt sich, wenn man die Projektlisten der vergangenen Jahre betrachtet. Statt Jugendliche gegen Extremismus zu sensibilisieren, was zunächst der Anspruch nahezu jeder Veranstaltung und Aktion war, hat sich das Programm immer mehr in einen bunten Strauß an nicht unbedingt zusammenpassenden Angeboten entwickelt. Neben dem Projekt gegen Rassismus steht ein Seminar für Führungskräfte zur sensibleren Kommunikation. Neben einem Workshop zum Thema Fremdenfeindlichkeit werden Kletterkurse für arme Kinder, Anti-Mobbing-Seminare oder internationale Musikprojekte angeboten. Alles zweifellos gute Sachen - aber eben nicht das, wofür Grass 21 gegründet wurde und wofür es Fördergeld bekommt.

Dies wurde in der Vergangenheit bereits des Öfteren kritisiert, zuletzt vom Bündnis "Bunt statt Braun". Dieses beendete kürzlich die Zusammenarbeit mit Grass 21, weil man keine gemeinsame Basis mehr sieht. So weit wollte man im Sozialausschuss des Kreistages nun nicht gehen; grundsätzlich, so die Meinung im Gremium, sei das Ziel von Grass 21 schon noch zu erkennen und auch unterstützenswert - wenn man dort endlich den Weg dahin wieder findet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: