Kommentar:Demokratie aus dem Lehrbuch

Beim Genmais gab es im Kreis noch verhärtete Fronten - bei Glyphosat finden die Fraktionen nun rasch zu einem Kompromiss.

Von Karin Kampwerth

Die Debatte um einen landkreisweiten Glyphosatverzicht erinnert an die Grundsatzdiskussionen um den Anbau von gentechnisch verändertem Mais zu Beginn der Nullerjahre. Als 2004 bekannt wurde, dass auf dem Versuchsgut in Grub Genmais angepflanzt wurde, und sich Umweltschützer große Sorgen um die Langzeitfolgen dieses unwiderruflichen Eingriffs in die Natur machten, bekam das Thema im Landkreis politischen Stellenwert. Auf seine Agenda wollte es der Vorgänger von Robert Niedergesäß, Gottlieb Fauth (beide CSU), aber auf keinen Fall nehmen.

Im Kreistag erstickte er anfangs jeden Versuch im Keim, über gentechnisch verändertes Saatgut zu reden. Man sei auf Kreisebene nicht zuständig für Beschlüsse, die auf der Bundes- oder gar europäischen Bühne getroffen werden müssten. Viele Freunde machte sich Fauth mit seiner unbeugsamen Haltung nicht. Weniger, weil er selbst den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft befürwortete, sondern vielmehr, weil er dem demokratischen Diskurs aus dem Weg ging. Denn auch, wenn der Landkreis keinen unmittelbaren Einfluss auf die Gesetzgebung in Berlin oder Brüssel hat, so bewegte das Thema die Ebersberger. Die Säle, in denen Informationsveranstaltungen abgehalten wurden, waren brechend voll. Eine Resolution aber, wonach der Kreis auf seinen eigenen Liegenschaften und in seinen eigenen Einrichtungen auf gentechnisch verändertes Saatgut verzichtet, brachten die Kreisgremien erst viele Sitzungen später auf den Weg.

Für die Geißelung von Glyphosat auf den kreiseigenen Flächen brauchte es nun, 13 Jahre nach der Genmaisdebatte, lediglich eine Sitzung. Selbst ÖDP und Grüne zeigten sich kompromissbereit und schraubten ihre anfänglichen Forderungen runter, um einen konsensfähigen Beschluss zu erreichen. Einigung statt verhärteter Fronten - definitiv ein Lehrstück für gelebte Demokratie.

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