Kommentar:Déjà-vu in Vaterstetten

Die Diskussion zum geplanten Parsdorfer Gewerbegebiet erinnert an die Argumentation aus dem Herbst vor sechs Jahren. Schon damals warnten Experten vor Verkehrsproblemen

Von Wieland Bögel

Da ja bekanntlich nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern, lohnt sich vielleicht ein Blick in die Ausgabe von vorgestern - oder von vor sechs Jahren. Einiges aus dem Herbst 2012 liest sich im Herbst 2018 verblüffend aktuell: Die Gemeinde Vaterstetten plant in Parsdorf ein Projekt, das nicht ganz unumstritten ist. Nachbargemeinden, Interessenverbände und Behörden übertreffen sich mit kritischen Stellungnahmen, welche in Vaterstetten aber bestenfalls achselzuckend zur Kenntnis genommen werden. Damals ging es um ein Einkaufszentrum in Parsdorf - die Tatsache, dass es nie gebaut wurde, sollte einigen in der Verwaltung und im Gemeinderat zu denken geben.

Denn es gibt einige Parallelen zum derzeit in Parsdorf geplanten Gewerbegebiet. Wie damals sind die Nachbargemeinden dagegen - was man als interkommunale Folklore abtun könnte, schließlich ist die kritische Stellungnahme unter Nachbarn eher die Regel als die Ausnahme. Genau wie die Ablehnung eines neuen Gewerbegebietes durch Umweltschutzverbände, das ist ja gewissermaßen deren Aufgabe. Bedenklich ist aber, wenn Interessenverbände oder Behörden Kritik äußern, die eigentlich nicht im Verdacht stehen, besonders empfindlich auf die Entwicklung neuer Bau- oder Gewerbegebiete zu reagieren. Vor sechs Jahren waren es ausgerechnet Wirtschaftsverbände, die sich den Bedenken gegen das geplante Einzelhandelszentrum anschlossen. Diesmal sind es das Staatliche Bauamt Rosenheim und die Autobahndirektion Südbayern, welche vor den Folgen auf die Infrastruktur durch das neue Gewerbegebiet warnen. Die Reaktion aus der Verwaltung wie auch der Mehrheit im Gemeinderat entspricht jener, die es 2012 auf die Kritik am Einkaufszentrum gab: "Uns kann keiner!"

Konnte damals aber doch, die Regierung von Oberbayern nämlich. Im Raumordnungsverfahren wurde das Einzelhandelszentrum als unvereinbar mit der Landesplanung und damit für unzulässig erklärt. Was den Vaterstettenern besonders zu denken geben sollte ist, dass die Regierung von Oberbayern damals auf wenn schon nicht Anweisung, dann doch deutliche Empfehlung aus dem Wirtschaftsministerium seine Entscheidung traf. Das damals von einem Koalitionspartner der CSU geführt wurde, der sein Profil bei der eigenen Klientel - den Geschäftsleuten - schärfen wollte. Der voraussichtlich kommende Koalitionspartner der CSU hat sich übrigens gegen zu viel Wachstum im Großraum München ausgesprochen - unter anderem, weil dies zu viele Verkehrsprobleme verursache. . .

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