Kommentar:Das Problem bleibt bestehen

Ob das neue Gewerbegebiet in Vaterstetten nun die erhofften Steuereinnahmen bringt, wird sich erst noch zeigen. Viel zu tun bleibt für den Gemeinderat aber auf jeden Fall auch weiterhin

Von Wieland Bögel

Der letzte Schuss muss sitzen, das gilt für Biathleten und Jäger, aber im übertragenen Sinne auch für die Vaterstettener Gewerbeplanung. Die Gemeinde hat am Dienstag, um im Bild zu bleiben, ihr letztes Pulver verschossen auf der Jagd nach dem kapitalen Gewerbesteuerbock. Welchen Bock man da geschossen hat - die Trophäe oder den aus der Redensart - wird sich allerdings erst in vielen Jahren zeigen.

Fakt ist: Mit dem Beschluss vom Dienstag hat die Gemeinde Vaterstetten ihr letztes großes Gewerbeprojekt abgeschlossen. Andere Flächen in diesen Dimensionen - immerhin geht es um 40 Hektar plus Ausgleichsflächen - stehen nicht zur Verfügung. Fakt ist auch, dass mit dem Beschluss jede weitere Einflussmöglichkeit aus der Hand gegeben wurde. Eine solche war zwar einmal geplant, hatte sich dann aber als zu teuer erwiesen, weshalb man die Entwicklung des Gewerbegebietes allein dem Investor überlässt. Genau wie in Parsdorf II, jenem Projekt, über dessen enttäuschenden Ausgang inzwischen fraktionsübergreifend Konsens besteht. Anders als in Parsdorf II stehen aber zwei Unternehmen in den Startlöchern, die eine Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen erwarten lassen.

Falls das Vorhaben wie gewünscht abgeschlossen wird, und das ist alles andere als sicher. Zum einen, weil natürlich nie sicher ist, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt. Zum anderen wegen der beiden Firmen, die nach derzeitigem Stand nach Parsdorf ziehen sollen: ein Autobauer und ein chinesischer Staatskonzern. Auf beide dürften in den kommenden Jahren so einige Herausforderungen zukommen: Klimaschutzvorgaben bei den einen, Handelskonflikte mit dem Westen für die anderen. Vielleicht passt ein Logistikzentrum in Parsdorf nicht mehr in die Produktionslinie für E- und H₂-Autos, vielleicht entscheiden die starken Männer in Peking, Schlüsseltechnologien besser zurück nach China zu holen - vielleicht passiert auch nichts dergleichen und Vaterstetten kann sich eines Tages über sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen freuen.

Doch egal ob das Projekt nun top oder Flop wird, zurücklehnen darf man sich in der Großgemeinde bei der Gewerbeplanung nun nicht. Denn da die Beteiligung an der Vermarktung gescheitert ist, kann selbst im besten Fall vermutlich erst der übernächste Gemeinderat Geld aus Parsdorf III ausgeben. Das Grundproblem der zu geringen Steuereinnahmen bleibt also bis auf weiteres bestehen und harrt einer Lösung. Wer auch immer nach der Kommunalwahl das Rathaus führt oder im Gemeinderat sitzt, wird sich mit diesem Problem befassen müssen und hoffentlich nachhaltiger, als es in der Vergangenheit geschehen ist.

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