Kommentar:Das Kreuz mit dem Segen

Eigentlich muss sich die Kirche freuen über jeden, der sich zu ihr aufmacht. In Maria Altenburg werden die vielen Besucher allerdings zum Problem. Eine Ideallösung gibt es nicht - aber jeder einzelne kann etwas beitragen

Von Anja Blum

Ein traumhaft schöner Ort ist oft Segen und Fluch zugleich. Die Venezianer zum Beispiel können ein langes Lied davon singen. Aber auch der Landkreis Ebersberg bietet Plätze, die Menschen aus Nah und Fern anziehen, Maria Altenburg etwa. Die Wallfahrtskirche in Moosach lockt mit Architektur gewordener, barocker Frömmigkeit, einer kleinen, aber feinen Gastronomie und sagenhaft idyllischer Landschaft drumherum. Pilger, Hochzeitspaare, Ausflügler - sie alle schätzen dieses Kleinod oben am grünen Hügel.

Doch was tun, wenn solch ein kleiner Ort eigentlich überfordert ist mit seinen Massen an Besuchern? Wenn es wie an der Kirche in Altenburg zu wenig Platz gibt für all die Autos? Sollte man sich verschanzen? Bloß keine Werbung und die Schotten möglichst dicht machen? Beten, dass es nicht noch schlimmer wird? Nein, sagen sowohl die Gemeinde als auch die Kirche in Moosach, denn beide freuen sich über diesen außergewöhnlichen Ort und seine Anziehungskraft. Aber Ordnung muss sein, deswegen wird nun auf einer Wiese dort ein zusätzlicher Parkplatz gebaut. Das aber wiederum ist anderen Altenburgliebhabern ein Dorn im Auge, sie wähnen das ganze Ensemble in Gefahr und befürchten, dass mehr Komfort künftig noch mehr Menschen und damit Autos anlockt.

Doch was wäre die Alternative? Ein Parkplatz weiter unten, so dass alle Besucher erst den Kreuzweg hinaufgehen müssen, bevor sie in den Genuss von Kirche und Küche kommen? Klingt nach einer sehr guten Idee, zumindest auf den ersten Blick. Der Bürgermeister aber winkt gleich ab. Erstens besitze und bekomme die Gemeinde ganz unten, an der großen Straße, kein Grundstück, um einen Parkplatz zu bauen, außerdem habe man dort bei Starkregen stets mit Überschwemmungen zu kämpfen. Und auch der Kirchenpfleger schließt eine solche Lösung aus: Die Kirche müsse erreichbar bleiben, was anderes könne sie sich ja gar nicht erlauben, sagt er, vor allem mit Blick auf das fortgeschrittene Alter vieler Gläubigen. "Wenn noch mehr Leute nach Maria Altenburg kommen? Was Besseres kann uns doch gar nicht passieren!"

Fest steht: Es ist ein Kreuz, einem solchen segensreichen Ort gerecht zu werden. Da kann man nur hoffen und beten, dass der Parkplatz wirklich so schonend anmutet, wie die Verantwortlichen es versprechen. Und dass all jene Menschen, denen es möglich ist, zu Fuß kommen. Mit dem Auto bis vor die Haustür - diese Haltung nämlich ist, wie so oft, das eigentliche Übel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: