Kommentar:Auf dem Silbertablett

Bei der Frage, ob die Gemeinde Zorneding Elektromobilität fördern soll, haben sich die Bedenkenträger durchgesetzt - mal wieder

Von Andreas Junkmann

Spätestens wenn während einer Debatte im Zornedinger Gemeinderat wieder mal Begriffe wie "Leuchtturm-Projekt" fallen, muss der kommunalpolitische Beobachter seine Ohren ganz genau spitzen. Denn dann passiert in aller Regel Folgendes: Die Ratsmitglieder verstricken sich ausgehend von einem eigentlich recht vernünftig klingenden Vorschlag in eine sowohl längliche als zumeist auch krude Diskussion, an deren Ende entweder die Ablehnung der ganzen Sache steht, oder zumindest aber ein fader Beigeschmack bleibt. Zu beobachten war dieses Phänomen in jüngster Zeit wieder gehäuft, etwa als es darum ging, ob sich die Gemeinde als möglicher Standort für ein Wasserstoffzentrum bewerben solle. Und auch in dieser Woche gaben sich die Gemeinderäte in Bauausschuss und Arbeitskreis Energiewende (EAK) wieder redlich Mühe, innovative Vorhaben mürbe zu machen.

Das aktuelle "Leuchtturm-Projekt" kommt ebenfalls aus dem Bereich der Energiewende: Soll die Kommune private Ladeinfrastrukturen in Tiefgaragen finanziell unterstützen? Immerhin konnte sich der EAK nach langem Hin und Her mit ganz knapper Mehrheit dazu durchringen, dem Gemeinderat einen solchen Beschluss nahezulegen. Dort allerdings droht das Vorhaben an der konservativen Mehrheit zu scheitern - bereits im Arbeitskreis waren dem ein oder anderen die 100 Euro pro erschlossenem Stellplatz zu viel Geld. Man solle die Bürger schließlich nicht verziehen, so eines der Argumente. Aha.

Am selben Abend lehnte der Bauausschuss einen weiteren Antrag mit ähnlich fadenscheiniger Begründung gleich gänzlich ab: Sollen Hausbesitzer eine Stromleitung durch öffentliches Erdreich legen dürfen, um ihr E-Auto mit Energie von der heimischen PV-Anlage zu versorgen? Anders als etwa in Vaterstetten, wo es gar keine große Diskussion darüber gab, dürfen sie es in Zorneding nicht. Der Grund: Privatleute könnten mit den sogenannten Spartenauskünften überfordert sein und überhaupt sei ja dann gar nicht mehr nachvollziehbar, wo welche Leitungen verlaufen.

Vor allem nicht nachvollziehbar ist jedoch, wie man mit solch einer Haltung innerhalb der nächsten neun Jahre klimaneutral werden will. Noch mehr auf dem Silbertablett servieren kann man einer Kommune den Beitrag zur Energiewende nicht. Man hätte nur noch zugreifen müssen. Doch damit hat man in Zorneding ja seit jeher seine Probleme.

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