Kommentar:Anstrengend, aber nötig

Die Vergrößerung des Grafinger Wasserschutzgebietes hätte man auch einfacher haben können, sinnvoll ist sie aber allemal

Von Thorsten Rienth

Es wurde gebohrt, vermessen, verplant - und dann noch einmal gebohrt, vermessen und geplant. Fünf Jahre und einige Meter Aktenordner später kommen Geologen, Hydrologen und Juristen zu dem Ergebnis, dass alles in Ordnung sei mit der Grafinger Biogasanlage. Auch wenn sie gleich neben dem für die städtische Wasserversorgung so wichtigen Öxinger Brunnen liegt.

Keine Frage, auf dem Weg zu diesem Ergebnis schrammte die Stadt nur knapp an einer Posse vorbei: Nachdem der Stadtrat die Überprüfung des Wasserschutzgebiets beschlossen hatte, vergingen eineinhalb Jahre, bis überhaupt einmal ein Zwischenbericht vorlag. Ein weiteres halbes Jahr brauchte es, bis sich der Bauausschuss damit befasste - und vier zusätzliche Messstellen in Auftrag gab. Plötzlich zirkulierte eine vorläufige Karte des neuen Schutzgebiets in der Stadt. Die Grenze der "Schutzzone III" sollte ausgerechnet entlang der Grundstücksgrenze zur Biogasanlage verlaufen - und selbige von der Zone exkludieren. Jedem Amateur war sofort klar: Da konnte etwas nicht zusammenpassen. Seit wann schert sich Grundwasser um Grundstücksgrenzen? Weiter ging es hin und her, zuletzt waren im vergangenen Jahr weitere Messstellen hinzugekommen. Im Dezember 2017 war die "Detailerkundung" fertig, diesen August folgte noch eine Ergänzung zum sogenannten Wasserrechtsantrag.

Gewiss: Einiges der Aufregung hätte sich wohl mit etwas mehr Transparenz zumindest mäßigen lassen. Dass zum Beispiel die Notwendigkeit von zusätzlichen Messbohrungen nur im nichtöffentlichen Teil des Stadtrats debattiert wurde - um dann tröpfchenweise durchzusickern -, war für eine sachliche Debatte freilich kontraproduktiv.

Auch mögen die mehr als 200 000 Euro schmerzen, die Grafing im Laufe der Jahre alleine für Bohrungen, Messungen und Gutachten ausgegeben hat. Letztendlich waren all die Posten aber nur folgerichtig. Fraktionsübergreifend zogen die Stadträte im Jahr 2014 mit der Ansage in den Kommunalwahlkampf, dass es bei der Trinkwassersicherheit keine Kompromisse geben dürfe. Mit dem Beschluss für das vergrößerte Wasserschutzgebiet haben sie gezeigt, wie ernst sie es mit dem Trinkwasser meinen. Und ganz abgesehen davon: Bei einem 35-Millionen-Haushalt sind die 200 000 Euro ein geradezu läppischer Anteil.

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