Kommentar:Anschauliche Energiewende

Die Oberpframmerner Kampagne für grüne Hausnummern wird wohl niemanden motivieren, sein Gebäude sofort energetisch zu sanieren. Weil es aber bereits Vorbilder gibt, regen diese wenigstens zum Nachdenken an

Von Karin Kampwerth

Man darf sich nicht ständig bewegen lassen, man muss sich selbst bewegen. Dazu gehört Größenwahn. Und das Vertrauen darin, dass sich kleine Schritte lohnen." Gesagt hat das einst Inga Humpe, eine der bekanntesten Musikerinnen der Neuen Deutschen Welle Anfang der 1980er Jahre, zum Wesen des Protestes. Übertragen auf die Energiewende haben die Worte nicht an Weisheit eingebüßt. Denn das Vertrauen auf das Aufhalten des Klimawandels angesichts zahlreicher globaler politischer Störfeuer ist wohl eher größenwahnsinnig. Dennoch sich dafür einzusetzen, das sind die lohnenden kleinen Schritte, denn im Kampf gegen die voranschreitende Erderwärmung ist jeder Tropfen auf den heißen Stein ein wertvoller.

In Oberpframmern erhalten diese Tropfen nun die Form von Plaketten und können an Haustüren geheftet werden. Der Arbeitskreis Energie hat die Kampagne in Zusammenarbeit mit der Gemeinde initiiert, um Eigentümern von privaten und gewerblich genutzten Gebäuden im Wortsinn auszuzeichnen, wenn diese ihre Immobilien klimafreundlich gebaut oder saniert haben. Kein großes Ding, möchte man zunächst meinen. Denn sicher dürfte sein, dass sich kein Oberpframmerner nur durch die Aussicht auf eine "grüne Hausnummer" dazu bewegen lässt, möglicherweise mehrere Zehntausend Euro in die energetische Sanierung seiner Immobilie zu investieren. Aber es gibt bereits genügend Gemeindebürger, die eine solche Sanierung längst vorgenommen oder von Haus aus energieeffizient gebaut haben.

Die Plakette des Arbeitskreises macht diese Bemühungen sichtbar. Insofern könnten die grünen Hausnummern, je mehr davon im Ort verteilt werden, als Vorbilder für weitere Oberpframmerner Klimafreunde dienen. Und wenn sie zunächst auch nur dazu motivieren, sich zumindest einmal zu informieren, welche Maßnahmen im eigenen Wohnhaus oder Betrieb notwendig sind, ist auch das schon ein kleiner Schritt wenigstens in die richtige Richtung.

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