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Verlust und Trauer sind keine Themen, die nur Erwachsene angehen. Es ist sinnvoll, sich schon in jungen Jahren damit auseinanderzusetzen

Von Johanna Feckl

Seit 2011 hat der Ebersberger Hospizverein im Rahmen des Projekts "Hospiz und Schule" in sechs Gemeinden Schulen besucht, um den Kindern und Jugendlichen dort von ihrer schweren Arbeit mit todkranken Menschen zu erzählen. Meistens waren es Gymnasien, nur zwei Realschulen, zwei Mittelschulen und eine Grundschule waren bislang unter den besuchten Schulen. Das ist nicht viel, und doch ist es etwas. Das Projekt ist eine großartige Chance - das merkt spätestens, wer einmal dabei gewesen ist und gesehen hat, wie interessiert die Schülerinnen und Schüler den Berichten der Hospizbegleitern folgen. Und sieht, welch kluge und spannende Fragen sie stellen.

Der Tod ist allgegenwärtig. Freilich ist es nicht so, als ob reihenweise Menschen um einen herum tot umfallen würden. Man muss den Tod schon etwas weiter fassen: Welches Konzept steckt dahinter, wenn das Sterben einen lebendigen Menschen umtreibt, und was löst das in demjenigen aus? Das Konzept heißt Verlust: Etwas, das einem wichtig ist und das als Teil zum Leben und Alltag gehört, ist auf einmal nicht mehr da. Das löst Trauer aus, ein schmerzhaftes Vermissen.

Dazu muss nicht unbedingt jemand sterben. Vielleicht ist die beste Freundin weggezogen. Oder die eigene Familie zieht aus dem Zuhause, in dem man sich geborgen fühlt, aus und in ein fremdes Haus. Oder die Eltern haben sich getrennt und auf einmal sieht man Papa nur noch an den Wochenenden. Oder der große Bruder zieht für sein Studium weg in eine andere Stadt. Und oft aber ist tatsächlich der Tod Auslöser einer Trauer: Die Großeltern sterben. Die Urgroßeltern. Und manchmal ist es auch der eingeschläferte Familienhund, der eine große Lücke hinterlässt.

Verlust und Trauer sind keinesfalls Themen, die nur Erwachsene angehen. Jeder wird damit konfrontiert, immer wieder und in unterschiedlichen Facetten. Da ist es nur sinnvoll, sich schon in jungen Jahren damit auseinanderzusetzen. Erst recht, wenn es engagierte Ehrenamtliche gibt, die von ihren Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben aus erster Hand berichten. Deswegen ist es den Schulen im Landkreis Ebersberg nur zu empfehlen, dass noch viel mehr von ihnen dieses Angebot nutzen.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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