Kochabend in ZornedingAchtung, Reis und fettig!

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Beim ersten Worldwide Cooking Event in Zorneding helfen alle mit und schnippeln, was das Zeug hält. Hobbykoch Alex Reich (links) erklärt, wie es geht.
Beim ersten Worldwide Cooking Event in Zorneding helfen alle mit und schnippeln, was das Zeug hält. Hobbykoch Alex Reich (links) erklärt, wie es geht. (Foto: Christian Endt)

Beim ersten Worldwide Cooking Event in Zorneding lassen sich die Teilnehmer von Hobbykoch Alex Reich in die fernöstliche Küche entführen. Was gibt es auch Besseres als sich bei zwei Grad und Schneegestöber zumindest kulinarisch wie im Urlaub zu fühlen?

Von Helen Knaupp, Zorneding

Auf dem Herd dampft bereits ein großer Topf Reis, in der Pfanne schmilzt schon das Kokosöl und duftet süßlich. Die kleine VHS-Küche in Zorneding heizt sich so langsam auf und ist mit den zehn hungrigen Teilnehmern des Abends rappelvoll. Der Koch verteilt das frische Gemüse. „Hat jemand eine Vorliebe, was er schneiden möchte?“, fragt er. „Ich bin nicht allergisch auf Zwiebel, aber mag den Geruch nicht.“ - „Eine muss für alle heulen“, kommt prompt die Antwort aus der Runde. „Wenn ich mich verschneide, sage ich, es war Gudrun“, entgegnet eine andere. Alle schälen und schnippeln vor sich hin. Die einen widmen sich den Karotten, der Paprika und den Champignons, die anderen trauen sich an die Zwiebel und den Knoblauch. Ein bunter Mix aus frischen Zutaten füllt allmählich die Schüsseln.

Viel Gemüse schneiden die Teilnehmerinnen und füllen damit die bunten Schüsseln.
Viel Gemüse schneiden die Teilnehmerinnen und füllen damit die bunten Schüsseln. (Foto: Christian Endt)
Neben Brokkoli, Paprika und Champignons werden die Karotten in Stücke geschnitten.
Neben Brokkoli, Paprika und Champignons werden die Karotten in Stücke geschnitten. (Foto: Christian Endt)

Für Hobbykoch Alex Reich aus Zorneding ist es das erste Mal, dass er solch einen Kochabend anleitet. Dementsprechend nervös ist er und hat prompt die Schneidebretter vergessen. Doch Aleksandra Smirnova hat vorgesorgt. Die Integrationsbeauftragte der Gemeinde sei zwar „nur für die Unterhaltung und gute Laune da“, wie sie sagt, hat aber in Wahrheit das Event auf die Beine gestellt. Sie hat schon viele Veranstaltungen in Zorneding organisiert, um unterschiedliche Menschen und Kulturen zusammenzubringen.

Internationale Küche unter Anleitung eines internationalen Hobbykochs

Für den ersten Abend hat sich Alex nichts Schwieriges ausgedacht: thailändische Küche. Die liebt er und die kann jeder, findet er. Das Rezept für das rote Thai-Curry ist sein eigenes. Es ist nicht „echt authentisch thailändisch“, wie er sagt, aber er hat thailändische Freunde, von denen er sich viel abgeschaut hat. Die Kochmethode für den Reis ist mexikanisch, so wie seine Herkunft. Seine Mutter kommt aus Mexiko, sein Vater aus Deutschland. Aufgewachsen ist er in den USA. So bringt der Hobbykoch viele kulinarische Einflüsse mit.

Aleksandra Smirnova, die Integrationsbeauftragte von Zorneding, hat das Event organisiert. Es ist nicht die erste Veranstaltung in der Gemeinde, die sie auf die Beine stellt.
Aleksandra Smirnova, die Integrationsbeauftragte von Zorneding, hat das Event organisiert. Es ist nicht die erste Veranstaltung in der Gemeinde, die sie auf die Beine stellt. (Foto: Christian Endt)

International sind auch die Kochteilnehmer. Das merkt man an der Sprache im Raum, die manchmal auf Englisch wechselt. „Anything else?“, fragt Wendy, die ursprünglich aus England kommt. „Oh, der Tofu!“, entgegnet Alex. Den hätten sie doch fast vergessen. Während die einen lachend diskutieren, ob der Tofu in drei Zentimeter oder drei Millimeter Würfel geschnitten werden soll, nehmen es die anderen mit dem Säubern der Pilze nicht ganz so genau. „Wird ja alles gekocht.“ Neben Wendy ist der Rest der Teilnehmer vorwiegend aus dem Landkreis. „Integration intra-ebersbergerisch“, nennt es eine von ihnen.

Für die Vegetarier gibt es Tofu statt Hähnchen.
Für die Vegetarier gibt es Tofu statt Hähnchen. (Foto: Christian Endt)

Viele der Kochbegeisterten sind durch die Zeitung auf das Event aufmerksam geworden. Oder weil sie bereits Veranstaltungen von Smirnova besucht haben. „Der Andrang war groß und die Warteliste voll“, erzählt sie. Zwölf Teilnehmer stehen auf der Warteliste, für die sie in der darauffolgenden Woche gleich noch einmal einen thailändischen Kochabend anbieten.

Brutzelnd landet der Tofu mit den Zwiebeln in der Pfanne. Aber wo ist jetzt das Hähnchen geblieben? Und wo ist schon wieder der Salzstreuer? Alex’ Aufregung ist immer noch groß, da kann es schon mal passieren, dass das Rezept beinahe im Tofu landet. „Ach, ich hab’s im Kopf“, sagt er und legt den Zettel auf den Haufen Töpfe neben die Spüle. Später bekommen die Teilnehmer das Rezept, um die kulinarische Köstlichkeit auch zu Hause nachkochen zu können.

In der kleinen Küche dampft und duftet es. Alex kümmert sich um Tofu, Zwiebeln, Fleisch und den Reis.
In der kleinen Küche dampft und duftet es. Alex kümmert sich um Tofu, Zwiebeln, Fleisch und den Reis. (Foto: Christian Endt)

Einige von ihnen waren noch nie bei einem Kochabend dabei, so wie Wendy oder Ingrid. Maria hat solche Veranstaltungen schon oft besucht, ganz egal, ob es um äthiopisches oder spanisches Essen ging. Sie findet es spannend, neue Leute kennenzulernen. Denn hier gehe es nicht nur ums Kochen, sondern vor allem um die Gemeinschaft. In der Runde an diesem Abend kennt Maria nur Ingrid, die sie im Zumba-Kurs getroffen und überredet hat, sie zu begleiten. Für Ingrid ist es das erste Mal seit der 9. Klasse, dass sie einen angeleiteten Kochkurs besucht. Damals, mit 15 Jahren, hat sie es geliebt zu kochen. Das alte Ringbuch mit den Rezepten hat sie noch im Keller liegen.

Derweil sorgt sich Alex, dass das Curry zu scharf werden könnte. Er mit seinen mexikanischen Wurzeln sei das natürlich gewohnt, aber die Deutschen hätten nicht die beste Schärfe-Toleranz, wie er sagt. Inzwischen dampft und zischt es in der Pfanne. Alex fügt die Currypaste hinzu, dann die Kokosmilch und die Hähnchenstücke. Der Topf voll Reis blubbert fröhlich vor sich hin. Das Gemüse landet bis kurz vor dem Überquellen in der Pfanne. „Wo ist jetzt das Salz?“, hört man Alex fragen.

Bis fast vor dem Überquellen landet das bunte Gemüse in der Pfanne.
Bis fast vor dem Überquellen landet das bunte Gemüse in der Pfanne. (Foto: Christian Endt)

Die ersten Kochbegeisterten vereinbaren schon Treffs, um ihr Können zu erweitern. Nebenan deckt Smirnova gemeinsam mit den anderen den Tisch. In der kleinen Küche werden Schränke und Schubladen durchsucht. Nicht alle finden das passende Geschirr und Besteck. So manch einer muss wohl mit einer Kuchengabel vorliebnehmen.

An der Küchenfront mutiert Alex so langsam zum Show-Koch und finalisiert sein buntes Thai-Curry während er bereits den Nachtisch vorbereitet. Mango Sticky Reis soll es später geben. Eine Art thailändischen Milchreis mit Kokosmilch und Mangostücken sowie einer dicklichen Soße aus Kondens- und Kokosmilch. Hier gibt es auch Zutaten aus verschiedenen Ländern: die Konserve Kondensmilch aus Russland und die Dose Kokosmilch aus Thailand. „Und so treffen sich die Kulturen“, witzelt Smirnova.

Alex Reich und Aleksandra Smirnova sind stolz auf ihr erste Worldwide Cooking Event – auch wenn manches ein wenig provisorisch abläuft.
Alex Reich und Aleksandra Smirnova sind stolz auf ihr erste Worldwide Cooking Event – auch wenn manches ein wenig provisorisch abläuft. (Foto: Christian Endt)

„Achtung, hier kommt der Reis! Reis und fettig!“, tönt es durch den Flur, gefolgt von einer dampfenden und duftenden Pfanne voll buntem Curry. Das Essen ist fertig. Die hungrigen Köche schaufeln ihre Teller voll und auf einmal ist es zum ersten Mal an diesem Abend still. Die Löffel und (Kuchen)Gabeln klappern und über den großen Tisch hinweg tönt aus jedem Eck ein „mhh“, „lecker“, „ohh“.

Ein Teller mit Reis und frischem Thai-Curry mit Gemüse wärmt die hungrigen und kochbegeisterten Teilnehmer endlich auch von innen.
Ein Teller mit Reis und frischem Thai-Curry mit Gemüse wärmt die hungrigen und kochbegeisterten Teilnehmer endlich auch von innen. (Foto: Christian Endt)
Zum ersten Mal Stille an diesem Abend: Alle genießen ihr selbst gekochtes Festmahl.
Zum ersten Mal Stille an diesem Abend: Alle genießen ihr selbst gekochtes Festmahl. (Foto: Christian Endt)

Nur Koch Alex wirkt immer noch leicht angespannt. Er hat sich Sorgen gemacht, dass es nicht schmeckt oder zu chaotisch ist. Doch alle halten es für lecker. Da macht es auch nichts, dass er beim Reis das Salz vergessen hat („Wo ist das Salz?“), denn die Currysoße spricht für sich. Er sei jedenfalls glücklich, wenn man seine Gerichte mit einem Lachen im Gesicht isst, sagt Alex – und das tun alle in der Runde. Und spätestens beim Nachtisch, dem Mango Sticky Reis, fühlen sich alle wie im Thailand-Urlaub.

Mango Sticky Reis als Nachtisch lässt die Teilnehmer vollends in die fernöstliche Küche abtauchen.
Mango Sticky Reis als Nachtisch lässt die Teilnehmer vollends in die fernöstliche Küche abtauchen. (Foto: Christian Endt)

Am Ende plaudert Alex noch ein wenig aus dem Nähkästchen. Er erzählt, er habe sich von seiner Großmutter zum Kochen inspirieren lassen. Sie habe früher immer Tamales für ihn gemacht, eine mexikanische Spezialität aus gefüllten Maisblättern. Leider könne ihm seine Großmutter diese Freude nicht mehr bereiten. Dafür koche jetzt er und trage für sie ihre Leidenschaft fürs Kochen weiter. Da kommt es nicht überraschend, dass das nächste Worldwide Cooking Event unter dem Motto von Alex’ Wurzeln steht: Mexiko. Die Teilnehmer jedenfalls freuen sich, einige wollen auch wieder kommen.

Das nächste Worldwide Cooking Event in Zorneding findet voraussichtlich an einem Samstag gegen Ende März statt. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben und auf der Veranstaltungsseite der Gemeinde veröffentlicht. Rückfragen und Anmeldungen per E-Mail bei Aleksandra Smirnova: integration@zorneding.de

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