Programm der 100-Jahr-Feier:Die Ritter der Baderunde

Programm der 100-Jahr-Feier: Die Bürgermeister Ulrich Proske (links) und Christian Bauer (rechts) werden am Sonntagnachmittag auf dem See gegeneinander beim sogenannten Fischerstechen antreten - dann in einem Boot.

Die Bürgermeister Ulrich Proske (links) und Christian Bauer (rechts) werden am Sonntagnachmittag auf dem See gegeneinander beim sogenannten Fischerstechen antreten - dann in einem Boot.

(Foto: Christian Endt)

Vor dem Klosterseefest am Wochenende stimmen sich zwei Politiker auf den geplanten Höhepunkt am Sonntag ein. Die notwendige Ausrüstung besteht aus Badehose und Lanze. Das Programm.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Es gibt Momente, in denen die Kombination aus Lanze und Ritterrüstung äußerst unvorteilhaft ist: Immer dann, wenn sich der Träger in unmittelbarer Nähe eines Gewässers befindet - oder gar direkt über dessen Oberfläche. Zwei Männer haben diesen Hinweis vor nicht allzu langer Zeit beherzigt. In Badetracht begaben sie sich auf den Steg eines Gewässers namens Klostersee. Frei von jeglichen mittelalterlichen Metallschützern. Aber nicht frei von Lanzen.

Christian Bauer und Ulrich Proske dürften nicht wenigen Menschen in der Region ein Begriff sein. Beide eint die Eigenschaft, Bürgermeister einer Stadt im Landkreis Ebersberg zu sein. Wenngleich beide sehr großen Wert darauf legen, nicht Bürgermeister der einen, sondern der anderen Stadt zu sein. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte.

An besagtem See findet am ersten Juli-Wochenende ein eher größeres Fest anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Klosterseebads statt. Dem Vernehmen nach soll es in Ebersberg an beiden Tagen sonnig werden - und beide Bürgermeister werden Teil eines Abkühlungs-Programms sein, bei dem die (an der Spitze gepolsterten) Lanzen abermals zum Einsatz kommen: Beim sogenannten Fischerstechen am Sonntag treten die zwei Nachbarstädte samt ihrer politischen Oberhäupter gegeneinander an. Grafing und Ebersberg wird bisweilen Rivalität nachgesagt. Und so kommt es, wie es kommt.

Je eine Wilde 13 aus Ebersberg und Grafing

Beginn ist um 14 Uhr. In Booten fahren die Turnierteilnehmer aufeinander zu - mit dem Ziel, den Gegner per Lanze ins Wasser zu stoßen und selbigem Schicksal zu entgehen.

Der Klostersee hat eine lange Geschichte großer Duelle und nicht wenige versierte Wettkämpfer hervorgebracht, vor allem Schwimmer und Eishockeyspieler. Nun treten insgesamt 26 Ritter der Baderunde an und absolvieren ein an Raffinesse schwer zu überbietendes Schauspiel in 13 Einzeln. Je eine Wilde 13 mit Pendants aus Grafing und Ebersberg.

Programm der 100-Jahr-Feier: Ein Ort für Duelle: Der Klostersee 1952, beim damaligen Bezirksschwimmfest. Das Foto entstand beim Startschuss.

Ein Ort für Duelle: Der Klostersee 1952, beim damaligen Bezirksschwimmfest. Das Foto entstand beim Startschuss.

(Foto: Peter Hinz-Rosin (Repro aus Archiv von Traudl Voith))

Es treten an: die Bürgermeister, die Brauer, die Wirte (Kastenwirt und Alte Post), die Trachtenvereine, die Faschingsvereins-Chefs, die Sportvereine vom TSV, zwei Männer von der freiwilligen Feuerwehr, die Burschenvereine, die Eishackler (Klostersee Pinguins aus Ebersberg gegen den EHC), zwei Stadträte, zwei Gewerbebetreibende, die Wasserwachtler und zwei Fischer. Frauen sind auch dabei. Dem Rechengesetz zufolge braucht es sieben erfolgreiche Lanzenstöße ins Wasser, um das Städteduell zu gewinnen.

Geneigten Besuchern stehen aber bereits am Samstag diverse Alternativen zur Verfügung, bei denen es nicht nur um die Befeuchtung von außen geht, sondern eher von innen.

SZ-Reporter diskutieren mit Lesern

Das Warmup findet bereits am Freitag statt - mit einem Kinoabend samt Getränken im katholischen Pfarrheim. Beginn ist um 19 Uhr. Der Verschönerungsverein zeigt zwei alte Filme über das Leben in Ebersberg zu Zeiten, als es hier weder Asphalt noch nennenswerten Verkehr gab. Der ältere Streifen ist ein Stummfilm von 1934, dessen Autor zu den ersten Filmemachern der Region zählt. Das zweite Stück stammt aus dem Jahr 1954 und wurde von den Ebersbergern Dieter Hamprecht und Erich Miller produziert. Maibockredner Alois Lachner und Kreisheimatpfleger Thomas Warg kommentieren.

Beginn des Festes samt Ausschank ist dann am Samstag um 11 Uhr. Fortan können die Gäste zwischen drei Schauorten wechseln: Bühne, "Allerleizeit" und Seeufer. Auf der Bühne wechseln sich am Sonntag bis zum frühen Nachmittag die Jakobneuhartinger Zithermusi und die Roaner Blechmusi ab. Um 14 Uhr halten dort die drei Veranstalter ihre Festreden, genauer: Gregor Schober von den Freunden des Klostersees, Georg Schuder vom Ebersberger Verschönerungsverein und Bürgermeister Ulrich Proske für die Stadt Ebersberg. Die Veranstalter haben in Geleit von 30 Vereinen und Institutionen eingeladen, darunter auch die Süddeutsche Zeitung Ebersberg mit einem Lesercafé. Die Reporter der SZ sind ganztägig vor Ort und freuen sich auf Besuch bei einem Getränk und einem Plausch über das, was die Leser beschäftigt.

Programm der 100-Jahr-Feier: Der Klostersee samt Sprungturm im Sommer 2022.

Der Klostersee samt Sprungturm im Sommer 2022.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf der Bühne sind am Samstag von 15 bis 18 Uhr ein Liedermacher und Tango- wie Flamenco-Tänzer von der VHS im Einsatz. Anschließend läuft dort eine Bademodenschau. Von 20 Uhr bis zum Ende des ersten Festtags um Mitternacht spielt die Ebersberger Band Second Hand Man. Im Zelt indes starten die Stadtführer ihre Klosterseeführungen, der Ebersberger Stadtrat Toni Ried betätigt sich dort als Wahrsager, Roswitha Hülser ist mit einer Zaubershow angekündigt. Die VHS bietet Comic- und Mangazeichnen sowie Fotografie an. Bereits fertige, weil uralte Fotos aus Ebersberg und vom Klostersee sind im Zelt ausgestellt. Am See bietet die VHS Tai Chi, Qigong (vormittags) und Aquafitness (nachmittags), die Fischer räuchern, die Feuerwehrler präsentieren ihr Auto. Wer weniger auf Martinshörner steht, dem sei von 17 bis 18.30 Uhr der Trommelworkshop am See empfohlen.

Wahrsager, Clowns, Schuhplattler und Bären

Der Festsonntag beginnt um 10 Uhr mit Angeboten im Zelt, wo unter anderem das Museum Wald und Umwelt Naturführungen anbietet. Von 11 bis 13 Uhr kommt eine Märchenerzählerin. Wahrsager Toni Ried und Zauberkünstlerin Roswitha Hülser stehen hier auch am Sonntag zur Verfügung. Wem das nicht genügt, der kann sich den Hörpfaden der VHS anschließen. Töne hält der Sonntag indes auch auf der Bühne parat, von 11 Uhr an ist die Blechbagage angekündet, unterstützt von der Garde der Grafinger Faschingsbären (12 bis 13 Uhr) und den Schuhplattlern des Trachtenvereins Ebrachtaler (13 bis 14 Uhr). Um 13.45 Uhr übernimmt der Ebersberger Spielmannszug, als musikalische Rampe für das Stadtduell auf dem Wasser.

Ehe es im See zum Fischerstechen kommt, können - zum Beispiel - Kinder bis 14 Uhr Freundschaftsbänder basteln oder mit Stoffmalfarben experimentieren, angeleitet vom Kreisjugendring. Am späten Nachmittag kann abermals am Trommelkurs der VHS teilgenommen werden - oder am Zirkusworkshop von "Clown Pippo".

Programm der 100-Jahr-Feier: Zwei tolle Hechte: Die Bürgermeister Christian Bauer (rote Badehose) und Ulrich Proske (blaue).

Zwei tolle Hechte: Die Bürgermeister Christian Bauer (rote Badehose) und Ulrich Proske (blaue).

(Foto: Christian Endt)

Als Clowns werden Politiker bisweilen nicht ganz zu Unrecht bezeichnet. Zumindest trugen die Bürgermeister Bauer und Proske beim Teststich schon mal buntes Gewand. Am Ende streifen und legen sie sämtliche Gewänder und Stoßstäbe ab - und springen per Hecht in den See. Die beiden kennen nun das Gefühl, wie sich das Wasser des Klostersees im Falle eines direkten Kontakts anfühlt.

100 Jahre Klosterseebad: Am Pier, Ebersberg, Samstag, 11 Uhr, bis Sonntag, 20 Uhr. Aufwärmprogramm mit alten Filmen am Freitag, 19 Uhr, im katholischen Pfarrheim in der Baldestraße. Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei.

Zur SZ-Startseite

Eishockey
:Die Rückkehr des EHC Klostersee

Sechs Jahre nach dem freiwilligen Rückzug meldet der Grafinger Eishockeyverein wieder für die Oberliga.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: