Klimaschutz in Vaterstetten:Stein für Stein umweltfreundlich

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Sonnenenergie nutzen viele Vaterstettener Hausbesitzer. Nach dem Beschluss des Gemeinderates werden künftig noch mehr Solaranlagen auf den örtlichen Hausdächern zu sehen sein. (Foto: Fotoclub/oh)

Solaranlagen auf dem Dach, Grün vor der Tür und Ladestationen für E-Mobile: In Vaterstetten gibt es nun einen Kriterienkatalog für Klimaschutz in der Bauleitplanung

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Großgemeinde wird bekanntlich viel gebaut, künftig soll dabei der Klimaschutz stärker berücksichtigt werden. Bau- und Umweltamt haben dazu nun einen neuen Kriterienkatalog erarbeitet, in der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Regelwerk ohne Gegenstimmen verabschiedet.

Im Grunde handele es sich bei dem Kriterienkatalog um Vorgaben, welche die Gemeinde ohnehin seit Jahren stelle, sagte Klimaschutzmanager Christian Aschwer. Etwa die Auflage, Solaranlagen auf den Dächern zu installieren. Hier war die Gemeinde sogar von den Bauherren übertroffen worden; im Wohngebiet Vaterstetten Nordwest hatte man 50 Prozent der verfügbaren Dachfläche als Ziel ausgegeben, tatsächlich wurden die Dächer komplett mit Solaranlagen überbaut. Daher habe man für das neue Wohngebiet Nordost gleich 100 Prozent festgelegt.

Daran gab es im Gremium keine Kritik, aber an der Vorgabe, zur Förderung der Sonnenenergienutzung in den Ortsteilen Baldham und Vaterstetten Flachdächer mit maximal zehn Grad Neigung zu errichten. Die Grünen aber auch Manfred Vodermair von der CSU forderten, diesen Passus zu streichen, da auch auf Satteldächern etwa PV-Anlagen möglich und effektiv seien, zudem sei es eine Frage der Ortsgestaltung. Aus diesem Grund sind Flachdächer in den Ortschaften gar nicht zulässig. Auch in der Kerngemeinde würden diese nicht zur Vorschrift, versicherte Bauamtsleiterin Brigitte Littke und verwies auf die sehr vorsichtig formulierte Vorgabe: Es seien "bevorzugt" Flachdächer vorzusehen, auch wegen der ebenfalls geforderten Dachbegrünung. Dennoch könnten auch in Baldham und Vaterstetten weiterhin Satteldächer gebaut werden.

Ein Antrag der Grünen, auf Änderung der Kriterien in puncto Satteldach fand keine Mehrheit, genauso wenig wie die Forderung, den Bau von Regenwasserzisternen mit aufzunehmen. Diese seien nur in den seltensten Fällen wirklich sinnvoll, argumentierte Landschaftsarchitektin und Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD), gerade im Zusammenhang mit Gründächern, die ja einen Teil des Regenwassers zurückhalten sollen.

Über den Rest des Kriterienkataloges gab es keinen Diskussionsbedarf, er wurde einstimmig beschlossen. Darin enthalten ist unter anderem die Forderung nach mehr Lademöglichkeiten für E-Autos: So sollen künftig 15 Prozent aller privaten Parkplätze mit Ladestationen ausgestattet sein. Die Möglichkeit, solche nachzurüsten soll für sämtliche Stellplätze in Garagen von Neubaugebieten bestehen.

In größeren Baugebieten sollen außerdem Mobilitätskonzepte zur Bauleitplanung gehören, in denen etwa Parkplätze für Car-Sharing, die Bereitstellung von Leihrädern oder E-Rollern sowie ausreichend Fahrradständer geplant werden. Auch dies ist bereits vorhanden, so gibt es etwa für die Bewohner im Baugebiet Nordwest ein spezielles Angebot der Vaterstettener Autoteiler. Neben der Forderung, 100 Prozent der verfügbaren Dachfläche für Photovoltaik oder Solarthermie zu nutzen, sollen Neubauten auch möglichst an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, das derzeit in der Gemeinde ausgebaut wird. Wo dieses noch nicht verfügbar ist, sollen regenerative Heizanlagen wie etwa Wärmepumpen, Biomasse oder eben Solarthermie eingebaut werden, allerdings mit der Einschränkung "soweit dies technisch, immissionsschutzrechtlich und wirtschaftlich möglich ist".

Auch mehr Grün soll sich in den Neubaugebieten finden: Neben den Dächern sollen auch Garagen- und Carportwände, die zu öffentlichen Verkehrsflächen hin ausgerichtet sind, bepflanzt werden, genau wie gewerblich genutzte Gebäude, wenn sich auf zehn Meter Länge keine Fenster, Tore oder Türen befinden. In größeren Neubaugebieten sollen zudem öffentliche Grünflächen vorgeschrieben werden, auch Tiefgaragen, die nicht unter Gebäuden liegen, sollen bepflanzt werden.

Dass Vaterstetten Vorreiter ist, im Bereich klimaschonendes Bauen, betonte Aschwer. So habe sich die Staatsregierung kürzlich bei der Gemeinde gemeldet und Details zur Solaranlagen-Regelung nachgefragt. Hintergrund ist eine geplantes Solarpflicht für Neubauten, die Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt hatte. Der Landtag könnte noch im Dezember über die neue Regelung abstimmen.

© SZ vom 27.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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