Süddeutsche Zeitung

Kleines Theater Haar:Vorhang auf für die Furchtlosen

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Kleines Theater Haar bietet weiter spannendes Online-Programm

Von Udo Watter, Haar

Das leicht abgewandelte Brecht-Zitat, mit dem Marcel Reich-Ranicki früher immer das Literarische Quartett beendete, könnte nach wie vor vielen Kulturmacher locker-sarkastisch von der Zunge gehen: "Und so sehen wir betroffen/ den Vorhang zu und alle Fragen offen." Jenseits der Diskussionen um Planungsunsicherheit und Öffnungsperspektiven für Theater, Kino, Museen oder Konzerthallen hat sich das Kleine Theater Haar mit seinem Streaming-Programm in dieser Hinsicht indes eine gewisse Unabhängigkeit verschafft - der Vorhang ist nicht zu, sondern zumindest im digitalen Sinne offen: "Es bleibt also dabei, wir im Kleinen Theater schaffen uns unsere eigenen Perspektiven", erklärt Intendant Matthias Riedel-Rüppel. "März und sehr wahrscheinlich auch noch der April werden Streaming-Monate bleiben." Das Programm ist jedenfalls hochkarätig: Am 7. März ist das Theater Schauplatz eines Musicals, in dem diverse Rampensäue aus der Kabarettszene "kämpfen, gieren, spielen und singen", wie es in der Ankündigung heißt: "Siegfried" beschreibt die Geschichte des sagenhaften Kriegers unter dem Motto "Götterschweiß und Heldenblut". Unter anderem Severin Groebner, Constanze Lindner und Alexander Liegl wirken in diesem Germanical mit, das einen gewissen Kultstatus erlangt hat.

Am 11. März steigt dann das erste virtuelle Haarer Starkbierfest mit Jürgen Kirner, dem Kopf der Couplet AG, als Fastenprediger. Für die musikalische Untermalung des Abends zeichnet Bavaschôro verantwortlich - ein Quintett, das bayerische und brasilianische Klänge kombiniert und in dem Xaver Maria sowie Ludwig Maximilian Himpsl von der Unterbiberger Hofmusik mitspielen. Scharfzüngig geht's am 12. März im Theater weiter mit Franziska Wanninger. Die Kabarettistin präsentiert ihr Programm "Furchtlos glücklich". Sie hat unverzichtbare Ratschläge fürs Leben dabei wie "Wenn du glaubst dein Körper schrumpelt, fahr mal nach Bad Füssing, Kumpel!"

Eine gewisse Furchtlosigkeit dürfte auch nicht schaden, wenn man sich am 13. März die "Tannöd"-Version von Johanna Bittenbinder und Heinz Josef Braun gönnt. Das Krimistück, das auf einem wahren Fall mit sechs Mordopfern auf einem bayerischen Einödhof in der Provinz beruht - welcher von Andrea Maria Schenkel vor 15 Jahren als Roman erfolgreich verarbeitet wurde - wird als "vital, grausam, humorvoll" angekündigt. Die schaurige Szenerie im Haus und Stadel wird jedenfalls versiert untermalt von Art Ensemble of Passau, deren Mitglieder jedes Knarzen und jeden Windhauch zum Klingen bringen und mit ihren Instrumenten das Grauen auf die Bühne zu zaubern versuchen.

Nach "Feierabend im Netz" mit dem Kabarettisten Vogelmayr am 24. März geht einen Tag später, am Donnerstag, 25. März, eine Veranstaltung in der Reihe "Seelen-Art" über die Bühne: Die Couplet AG präsentiert "das Beste aus 25 Jahren". Die Vorstellungen beginnen alle um 19 Uhr. Weitere Informationen zum April-Spielplan im "digitalen Theater" gibt es unter kleinestheaterhaar.de

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Quelle:
SZ vom 01.03.2021
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