Klein, aber kreativ:Giggal-Flugschule und VIBs

Klein, aber kreativ: "Rettet die Bienen" steht auf dem nächsten Wagen. Aber um die Artenvielfalt geht es denen, die hier mitfahren, eher nicht.

"Rettet die Bienen" steht auf dem nächsten Wagen. Aber um die Artenvielfalt geht es denen, die hier mitfahren, eher nicht.

(Foto: Christian Bauer)

Beim Plieninger Faschingszug lassen sich die Teilnehmer von den Aufregern des vergangenen Jahres inspirieren

Von Christian Bauer, Pliening

Qualität ist besser als Quantität - so könnte das Motto des Plieninger Faschingsumzugs lauten. Gerade einmal sieben Wagen nehmen daran teil. Doch auf denen gibt es einiges zu entdecken. Der Anfang der Prozession, die sich um 14 Uhr aus dem Herdweg kommend in Bewegung setzt, steht im Zeichen der Natur: Auf ein Tretgefährt, das mit Seepferdchen, Delfinen und sämtlichen anderen Tieren des Meeres geschmückt ist, folgt ein hölzerner Karren, aus dem ein Fuchs hervorlugt. Gezogen wird dieser von einer Waldhexe, deren kleine Helfer im Fuchsgewand Süßigkeiten aus dem Wagen zaubern und in die Menge werfen.

Während der Zug einen Schlenker über die Hauptstraße macht, um dann in die Lindenstraße einzubiegen, folgt das erste motorisierte Gefährt: ein Traktor, der einen großen Anhänger mit Kindern und einer Schaukel hinter sich herzieht. Die Aufschrift auf dem Anhänger verrät, dass es sich um die Besucher des Ottersberger Kindergartens handelt - die mit ihren bunten Kostümen zeigen, wie es geht. Denn längst nicht alle Plieninger haben die Herausforderung gemeistert, ein entsprechend warmes Kostüm zu finden, um dem wenig frühlingshaften Wind zu trotzen. Einige Feen, Teufel, Vampire und Cowboys sind dann doch zu sehen. Die meisten aber ziehen es vor, sich als Faschingsmuffel zu verkleiden. Der Väter-Stammtisch indes hat sich für eine selbstironische Kostümierung entschieden. In Anzug, Krawatte und dunklen Sonnenbrillen bewachen sie ihren Wagen. Was sich darauf befindet, verraten die Schilder vorne und hinten: "VIB - Very Important Beer: Lass Paddy rulen". Die Musik ist ebenfalls nicht wirklich typisch für den Fasching: Statt "Das rote Pferd" oder "Cowboy und Indianer" dröhnt hier etwa "Thunderstruck" von ACDC. Es geht zwischen Rathaus und Maibaum hindurch in die Wohnhaus-Siedlung. Beinahe übersehen könnte man dabei eine kleine Schubkarre, geschoben von zwei Mitgliedern des Gemeinderats. Darauf ist ein dreidimensionales Säulendiagramm aufgebaut, das die Entwicklung des barrierefreien Ausbaus des Rathauses darstellt: von "Beschluss" 2015 über "(fast) angefangen" bis hin zu "(fast) fertig" 2019. Fast so gut wie die Prozession selbst kommt auch ein kleiner Stand am Bürgersteig an, an dem alkoholische Getränke ausgegeben werden. Eine Anwohnerin erklärt: "Wir wurden vom Veranstalter gefragt, ob wir das machen. Deshalb legt die Nachbarschaft seit einiger Zeit jedes Jahr zusammen und betreibt diesen Stand."

Der nächste Wagen ist grün bemalt, wird von bunten Blumen und fröhlichen Bienen geschmückt. Wer darin fährt, ist ebenfalls als Blume oder als Biene verkleidet. Doch nur auf ersten Blick ist dies ein klassischer "Öko-Wagen": Die Parole "Rettet die Bienen" über dem Foto von Frauen in Unterwäsche lässt Zweifel aufkommen, ob die Fahrer es so ganz ernst meinen mit ihrer scheinbaren Unterstützung des Volksbegehrens Artenvielfalt. Die politische Botschaft dürfte nicht bei allen ankommen, denn die meiste Aufmerksamkeit wird vom letzten und größten Wagen beansprucht - dem der Plieninger Burschen.

In Anlehnung an den kleinen Skandal des vergangenen Jahres, als bei der 111-Jahr-Feier Hendl-Haxn über die Tische flogen, wurde der Anhänger zur "Giggal-Flugschule" umfunktioniert. Passende Hühner-Kostüme fangen viele Blicke, und die "Giggal-Kanone", die mit lautem Knall Federn und Stofffetzen in die Luft schießt, ist ein Highlight für die Kinder - wenn auch wahrscheinlich weniger für die Anwohner, in deren Gärten die Überreste verstreut liegen. Der Faschingszug lässt das Wohngebiet hinter sich. Noch ein kurzes Stück über die Hauptstraße, und der Weg zum Bürgerhaus ist nach zwei Stunden geschafft - wo der Fasching nahtlos weiter gefeiert wird.

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