Klangvolles Pilostprojekt:Flötentöne für Erstklässler

Vaterstetten startet landkreisweites Pilotprojekt "JeKi". In der Parsdorfer Grundschule können alle Schulanfänger probeweise an kostenlosem Musikunterricht teilnehmen

Thorsten Rienth

Klangvolles Pilostprojekt: Bei der Tauffeier für das Projekt JeKi in der Aula der Grundschule werfen die Parsdorfer Schüler schon mal einen Blick auf die Instrumente, die sie vielleicht einmal beherrschen werden.

Bei der Tauffeier für das Projekt JeKi in der Aula der Grundschule werfen die Parsdorfer Schüler schon mal einen Blick auf die Instrumente, die sie vielleicht einmal beherrschen werden.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Parsdorf"Das gibt der Musikerziehung im Landkreis Ebersberg einen neuen Stellenwert." Der Satz stammt nicht vom Plakat einer Werbeagentur, sondern war so unlängst in einer Beschlussvorlage des Vaterstettener Gemeinderats zu lesen. Übertrieben ist er nicht, denn hinter dem Projekt "JeKi" der Kooperation "Mo-Va-Pa" steht tatsächlich eine landkreisweit einmalige Sache. Am Mittwochabend ist das Musikprojekt, das Kindern unabhängig von deren sozialer Herkunft den Zugang zu musikalischer Bildung erleichtern soll, feierlich eröffnet worden.

JeKi steht für "Jedem Kind ein Instrument", Mo-Va-Pa für "Modell Vaterstetten-Parsdorf", und beides ist angelehnt an das sogenannte Monheimer Modell. Vor 14 Jahren, 1998, hatte die Monheimer Musikschule mit dieser Art kostenlosen Musikschulunterrichts in der Grundschule begonnen und erreicht damit seither tatsächlich sämtliche Erstklässler der dortigen Schule. Der Erfolg des Modells sprach sich in den Schulen herum, dann wurde es auch in der Öffentlichkeit bekannt. So war es nicht verwunderlich, dass bei der "Taufe" des Projekts am vergangenen Mittwoch die Aula der Parsdorfer Grundschule ziemlich voll war. Es wurden mehrere Reden gehalten und das Jugendensemble der Musikschule und die Ammerthaler Blasmusik spielten auf.

5000 Euro hatte der Vaterstettener Kulturausschuss unlängst für die Einführung des Projekts bereit gestellt. Das Geld reiche, um ein Jahr lang die Kosten für die Musikschullehrer zu übernehmen, erklärte Vaterstettens Musikschulleiter Kurt Schneeweiß. "Das ist ein erster großer Schritt, für den wir alle wahnsinnig dankbar sind." Außerdem zeige das, dass nicht nur ein paar Musikliebhaber hinter dem Projekt JeKi stünden, sondern auch die Gemeinde, also quasi die Allgemeinheit. Da passte es gut ins Bild, dass auch Bürgermeister Robert Niedergesäß - selbst ein großer Musikfan - zur Feier erschien. Mindestens genauso wichtig ist dem Musikschulleiter die Symbolik, die hinter der ganzen Aktion steckt: "Musikunterricht ist nicht nur etwas für Privilegierte", sagte Schneeweiß. "Das ist etwas, mit dem man alle Kinder beglücken soll."

Natürlich ist der finanzielle Aufwand für ein solches Projekt viel größer, als die ausschließliche Finanzierung der Lehrerstunden. Auch die Musikinstrumente kosten Geld. Einige tausend Euro, die von verschiedenen Sponsoren aus der Gemeinde bereits eingingen, waren also mehr als willkommen. Musikschulleiter Schneeweiß jedenfalls freute sich: So könne man zumindest schon einmal mit den ersten Instrumenten beginnen. "Wenn man da wartet, bis 50 000 Euro zusammengekommen sind, dann geht das nie los." Die Organisatoren des Pilotprojekts haben noch einen weiteren Vorteil: Musikschulleiter Schneeweiß bezieht die Instrumente für das Projekt über die gleiche Quelle wie die Musikschule. "Das bekommen wir etwas günstiger." Den Anfang macht man mit Orff-Instrumenten, Quer- und Blockflöte, Klarinette und Gitarre. Die neue Schulleiterin der Grundschule, Ellen Riebesell, nannte das Projekt JeKi einen "zusätzlichen pädagogischen Schwerpunkt". Mit ihrer Stellvertreterin, dem Sekretariat und dem Elternbeirat habe sie jedenfalls großartige Mitstreiter im Boot. Und im Fall der Fälle ist ja auch der Weg zu Kurt Schneeweiß nicht weit.

Die Initiatoren sind jedoch Realisten genug, das Projekt nicht als Allheilmittel zu sehen. Wollen die Kinder in der zweiten Klasse weitermachen, müssen sie die Eltern ganz normal in der Musikschule anmelden. Hier könnte der familiäre Hintergrund der Kinder natürlich wieder entscheidend sein. Aber eine wichtige Hürde ist bis dahin hoffentlich genommen, sagte der Musikschulleiter. "Nämlich, dass sich die Kinder für ein Instrument begeistern." Dann seien auch die Eltern offener.

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