Kirchseeoner Morgen-Grauen:Zu spät zum Unterricht

Der Bus zur Eglhartinger Schule bleibt oft im Stau stecken. Nun soll eine neue Route getestet werden

Katharina Blum

Während ein Teil der Klasse im Schulhaus Eglharting dem Lehrer oder der Lehrerin im Chor schon einen guten Morgen wünscht, sitzt der andere oft noch im Bus fest. "Unser Problem ist, dass die Schüler aus allen Ecken kommen, wir aber nicht unbegrenzt Busse fahren lassen können. Und mit dem morgendlichen Stau auf der B 304 kommt es zu massiven Verzögerungen", erklärt Franz Kraxenberger, Konrektor der Grund- und Mittelschule Kirchseeon, das fast allmorgendliche Übel.

Geht es nach der Schule, dann soll der Bus spätestens um 7.45 Uhr ankommen. Das ist 15 Minuten vor dem Unterrichtsbeginn. Denn die letzten Minuten vor dem Läuten, die pädagogische "Vorviertelstunde", brauchen Kinder laut Kraxenberger, um sich auf den Unterrichtsbeginn einzustellen. Und diese Vorviertelstunden brauchen die Kinder sowohl im Schulhaus in Eglharting als auch in Kirchseeon. Die Struktur der Schule mit zwei Standorten macht die Sache nämlich so kniffelig. Beginn ist für die Grund- und Mittelschüler in beiden Schulhäusern um 8 Uhr. Aktuell beginnt die Fahrt um 7.10 Uhr an der Haltestelle Eisenschmied, von dort fährt der Bus zunächst zur Schule nach Eglharting, steuert danach Buch an, dann wieder zurück nach Eglharting, von dort zur Waldbahn und zur Schule Kirchseeon. Anschließend Halt an der Ahornstraße, Endstation Schule Eglharting um 7.47 Uhr - zumindest laut Fahrplan. Bei dieser Variante fährt der Bus dreimal über die B 304 durch den Ort, zweimal in Richtung München, wo die Staugefahr besonders groß ist.

In den vergangenen Monaten hatten sich ob der ständigen Verspätungen auch die Beschwerden von Eltern im Rathaus gehäuft. Die Verwaltung ordnete Messungen an. Das erschreckende Ergebnis: Die "Vorviertelstunde" wurde nur an wenigen Tagen erreicht, Ankunftszeiten um etwa 8 Uhr sind inzwischen normal. "Einmal kam der Bus erst um 8.18 Uhr an", berichtete Bürgermeister Udo Ockel (CSU) nun im Gemeinderat. Dank einer neuen Linienführung sollen die Schüler nun wieder pünktlich zum Unterricht erscheinen. Diese wird nach den Faschingsferien bis zu den Osterferien getestet.

Die Verwaltung hat dazu mehrere Varianten geprüft, um das morgendliche Übel in den Griff zu bekommen. Die Linienführung beizubelassen und nur früher losfahren, war schnell vom Tisch: eine frühere Ankunftszeit wäre wahrscheinlicher, aber nicht garantiert. Nächste Alternative: den dritten Teil der Tour über Riedering verlegen, um dem Stau auf der B 304 zu entgehen. Die Busfirma Ettenhuber erklärte zwar, dass die Strecke grundsätzlich mit dem Schulbus passierbar sei - solange kein Gegenverkehr kommt. In Riedering und Eglharting hätten dafür Ampeln aufgestellt werden müssen, die der Busfahrer per Funk auf Rot stellen kann, zudem hätten Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen. Zu viel Aufwand. Die Schule hatte vorgeschlagen, das Problem mit dem Einsatz eines zweiten Busses zu lösen. Tägliche Mehrkosten: 150 Euro, bei 189 Schultagen macht das 28 350 Euro.

Der Gemeinderat hat sich einstimmig für eine kostengünstigere Lösung entschieden, die auch von der Schule gewünscht ist. Die Linienführung wird so verändert, dass der Bus künftig nur noch zweimal durch den Ort fährt und nur einmal Richtung München. Diesen Abschnitt wird er als erstes hinter sich bringen. "Das ist eine gute Lösung", sagte Thomas Kroll (SPD). "Hätten die Kinder früher aufstehen müssen, wäre das ein oder andere Elternteil vielleicht aufs Auto umgestiegen." Ob das Eltern und Kinder auch als gute Lösung sehen, wird sich zeigen. Der Bus startet zwar nur fünf Minuten früher in Eisenschmied. An der Waldbahn aber muss man nun statt um 7.35 Uhr schon um 7.10 Uhr einsteigen.

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