Kirchseeoner Gemeinderat:2000 Tonnen weniger Dreck

Grund,- Mittelschule Eglharting

Das Dach der Grundschule in Eglharting würde sich gut für eine PV-Anlage eignen. Allerdings ist nicht klar, wie es mit dem Gebäude weitergeht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Durch sechs kommunale Photovoltaikanlagen will der Markt Kirchseeon seinen CO₂-Verbrauch deutlich verringern

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Es war im Sommer 2019, als sich Kirchseeon die Eindämmung der weltweiten Klimakrise mit höchster Priorität auf die Fahne geschrieben hat und der Klimaregion Ebersberg beigetreten ist. Nun will die Marktgemeinde den Worten von damals auch Taten folgen lassen. Konkret geht es dabei um einen stolzen Wert: 2000 Tonnen. In etwa so viel CO₂-Emissionen sollen die geplanten sechs kommunalen Photovoltaikanlagen in den kommenden 20 Jahren einsparen. Noch heuer sollen die Solarpanels auf den Dächern mehrerer Gebäude im Gemeindegebiet in Betrieb gehen.

Konkret geht es dabei um das Rathaus, den Bauhof, die ATSV-Halle, das Feuerwehrgebäude in Kirchseeon-Dorf, den Kindergarten Spatzennest sowie die Schule in Eglharting. Diese kommunalen Liegenschaften hat die Energieagentur Ebersberg-München im Rahmen einer Potenzialanalyse als geeignet für PV-Anlagen identifiziert. Zusammen sollen diese eine Leistung von 210 Kilowatt erbringen, was einer jährlichen Stromproduktion von rund 190 Megawattstunden entspricht. Dadurch, so die Rechnung der Gemeinde, könnten die CO₂-Emissionen um 90 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Wie Klimaschutzmanagerin Melanie Fuchs bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates erklärte, sei die Planung aber nicht auf den höchstmöglichen Stromertrag ausgelegt, sondern auf die Wirtschaftlichkeit der Anlagen.

Für diese hat die Gemeinde zwei Finanzierungsoptionen: Entweder sie baut die Anlagen selbst oder sie schließt einen Pachtvertrag mit dem Eberwerk ab. Letzteres hätte laut Fuchs den Vorteil, dass der kommunale Haushalt nicht belastet würde und sich der Markt keine Gedanken um Planung und Betrieb der Anlagen machen müsste. Aus Verwaltungssicht sei eine Eigenfinanzierung dennoch zu bevorzugen, denn trotz des anfänglichen Mehraufwands übersteige das Gesamtergebnis den durch das Pachtmodell zu erwartenden Gewinn um über 93 000 Euro.

Im Gremium war man sich indes uneins, wie man die PV-Anlagen realisieren soll. Während sich Natalie Katholing (Grüne) vor allem wegen des zu erwartenden Gewinns für die Eigenfinanzierung aussprach, plädierte ihr Fraktionskollege Bernhard Buckl eher für das Pachtmodell. "Der Markt würde ein unternehmerisches Risiko eingehen", so Buckl. Außerdem seien die 93 000 Euro auf 20 Jahre gerechnet gar nicht mehr so viel. Man solle doch lieber auf die Kompetenz des Eberwerks zurückgreifen, anstatt eine Konkurrenzveranstaltung anzustoßen.

Auch einer der geplanten Standorte warf bei Bernhard Buckl Fragen auf: die Schule in Eglharting. Es sei doch gar nicht klar, wie es mit dem Gebäude weitergehe. Hintergrund ist, dass das in die Jahre gekommene Schulhaus dringend saniert werden muss, sogar ein kompletter Abriss steht im Raum. "Das sollte man berücksichtigen", sagte Buckl. Laut Klimaschutzmanagerin Fuchs mache es trotzdem Sinn, das Gebäude mit einer PV-Anlage auszustatten. Man könne diese bei Bedarf recht einfach demontieren und auf einen Neubau setzen. Dennoch äußerte auch Klaus Viellechner (UWG) Bedenken. Er hätte über die Eglhartinger Schule gerne getrennt abgestimmt, sein Antrag wurde jedoch abgelehnt. Laut Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) sei es aber möglich, das Projekt Schule so weit nach hinten zu schieben, "bis wir wissen, wo wir hinwollen".

Was denn im Allgemeinen das Worst-Case-Szenario sei, das auf den Markt zukommen könne, wollte unterdessen Susanne Markmiller (FDP) wissen. Es könne sein, dass die Planungskosten extrem ansteigen oder sich die Anlagen nicht so einfach wie gedacht installieren lassen, antwortete Melanie Fuchs. Davon sei aber nicht zwingend auszugehen, denn das Eberwerk und die Energieagentur hätten die Liegenschaft schließlich ausgiebig besichtigt.

Trotz einiger leichter Zweifel überwog im Gremium die Freude darüber, dass der Klimaschutz in der Marktgemeinde nun endlich auch sichtbar wird. Das sei ein wichtiges Signal nach außen, sagte Bürgermeister Paeplow. "Man sieht, wir tun was für den Klimaschutz." Und so soll es auch künftig weitergehen. Der Rathauschef regte an, dass das Thema nun regelmäßig im Gemeinderat zur Sprache kommen soll. Dann könne man sich gemeinsam Gedanken darüber machen, wo es noch ungenutztes Potenzial gibt.

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