Hallenbad Kirchseeon:Land in Sicht

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Viele Kinder aus dem Landkreis haben im Kirchseeoner Hallenbad das Schwimmen gelernt. Auch deshalb haben die Nachbargemeinden ein Interesse daran, dass die Einrichtung wieder öffnet.
Viele Kinder aus dem Landkreis haben im Kirchseeoner Hallenbad das Schwimmen gelernt. Auch deshalb haben die Nachbargemeinden ein Interesse daran, dass die Einrichtung wieder öffnet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinden Kirchseeon und Zorneding verhandeln über die Gründung eines Zweckverbands zur Rettung des geschlossenen Hallenbades. Auch der Freistaat Bayern würde sich wohl durchaus großzügig an einer Sanierung beteiligen. Bis zu den Sommerferien soll klar sein, ob die Sportstätte doch noch eine Zukunft hat.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Dem Markt Kirchseeon steht das Wasser bis zum Hals – allerdings nicht an der Stelle, wo es sich die meisten Bürgerinnen und Bürger wünschen würden. Während es bei den Gemeindefinanzen zunehmend nass reingeht, ist das örtliche Hallenbad seit mehr als eineinhalb Jahren trockengelegt. Letzteres hat dabei unmittelbar mit Ersterem zu tun. Weil sich der Markt die Sanierung der Einrichtung schlicht nicht leisten kann, blieb als einziger Ausweg nur die Schließung auf unbestimmte Zeit. Nun könnte für das Hallenbad aber wieder Land in Sicht sein – oder in dem Fall: Wasser. Seit mehreren Wochen stehen die Gemeinden Kirchseeon und Zorneding im Austausch über die Gründung eines Zweckverbands zur Rettung der beliebten Sportstätte. Und auch aus München gibt es positive Signale: Der Freistaat Bayern nämlich würde sich an der dringend notwendigen Sanierung wohl durchaus großzügig beteiligen.

Darüber informierte nun Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates am Montagabend. Konkret geht es um die Summe von rund zwölf Millionen Euro, die der Markt aufbringen müsste, um das Hallenbad wieder in Betrieb zu nehmen. Diesen Betrag jedoch kann Kirchseeon unmöglich allein stemmen – auch weil dort in den kommenden Jahren noch andere teure Projekte wie der Neubau der Eglhartinger Grundschule sowie des Feuerwehrhauses anstehen. Man habe deshalb Kontakt mit der Regierung aufgenommen und nachgefragt, ob es Fördermöglichkeiten gebe und wie hoch diese seien, so Paeplow. Und tatsächlich scheint man in München dem Vorhaben recht wohlgesonnen zu sein, denn wie der Bürgermeister ankündigte, ist wohl mit einer Erstattung von 50 bis 60 Prozent der Sanierungskosten zu rechnen. „Wir würden also einen großen Teil der Summe vom Freistaat bekommen“, freute sich der Rathauschef. Damit rückt eine zwischenzeitlich kaum mehr vorstellbare Rettung des Hallenbades wieder in den Bereich des Möglichen.

Eine Projektgruppe beziffert die Sanierungskosten für das Hallenbad auf zwölf Millionen Euro

Die Sportstätte musste im Juli 2023 wegen ihres maroden Zustandes schließen. Die Mängelliste war inzwischen so lang geworden, dass ein Weiterbetrieb schlicht nicht mehr möglich war. Es drohte etwa die Dämmung über dem Kinderbecken herunterzufallen, außerdem waren die Becken undicht und es drang Wasser ins Untergeschoss ein. Von der veralteten Technik, für die es inzwischen gar keine Ersatzteile mehr gibt, ganz zu schweigen. „Glauben Sie mir, wir würden nicht ohne Not ein Schwimmbad schließen“, sagte Bürgermeister Paeplow damals, als er das vorläufige Ende der Einrichtung verkünden musste. Zu dem Zeitpunkt ging man im Rathaus noch von Sanierungskosten im Bereich von sechs bis acht Millionen Euro aus. Eine Projektgruppe hat sich in der Folge jedoch genauer mit den Mängeln beschäftigt und kommt nun auf die genannten zwölf Millionen Euro. „Das ist natürlich kein Pappenstiel, da zuckt man schon zusammen“, sagte Paeplow, als er am Montagabend die Ereignisse rund um das Hallenbad nochmal Revue passieren ließ.

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Das Kirchseeoner Hallenbad geht nun in die Sommerpause - die womöglich nie enden wird, denn die Gemeinde kann sich einen Weiterbetrieb der beliebten Einrichtung nicht leisten. Die letzten Eindrücke vom Beckenrand.

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Zur Rückschau gehört auch eine von der Nachbargemeinde Zorneding angestoßene Initiative, sich an der Rettung des Kirchseeoner Hallenbades zu beteiligen. In diesem haben nämlich nicht nur die Kinder aus der Marktgemeinde schwimmen gelernt, sondern auch jene aus den umliegenden Kommunen. Überhaupt war das Kirchseeoner Hallenbad ein gern besuchter Ort von Familien aus dem ganzen Landkreis Ebersberg. Die Zornedinger Grünen brachten deshalb schon vor der Schließung einen Antrag in den Gemeinderat ein, sich an den laufenden Betriebskosten der Einrichtung zu beteiligen. Damals hieß es allerdings, eine direkte Beteiligung sei nicht möglich, sondern lediglich die interkommunale Zusammenarbeit über einen Zweckverband. Die Gründung eines solchen voranzutreiben, darauf verständigte sich das Zornedinger Gremium wiederum in seiner Sitzung Anfang dieses Jahres. Es war ein Schritt, den man in Kirchseeon begrüßt. „Das freut mich wirklich sehr“, sagte Bürgermeister Paeplow, der das Votum der Zornedinger als „nicht selbstverständlich“ bezeichnete, schließlich sei auch die dortige Haushaltslage nicht die allerbeste.

Seit etwa drei Wochen stehen die beiden Kommunen nun in regelmäßigen Austausch und eruieren, ob sich ein solcher Zweckverband ins Leben rufen lässt. Rein rechtlich würde nichts dagegensprechen, wie Paeplow sagte. Nun gehe es vor allem darum, die Anteile der finanziellen Beteiligung zu klären. Der Kirchseeoner Bürgermeister rechnete vor, dass bei einer Aufteilung zu gleichen Hälften und abzüglich der Förderung des Freistaates jede der beiden Gemeinden etwa 350 000 bis 400 000 Euro jährlich in den Zweckverband investieren müsste. In der Kämmerei hat man sich daraufhin den Taschenrechner geschnappt und geprüft, ob der Haushalt eine solche Summe hergeben würde – und das Ergebnis stimmt zuversichtlich. „Ja, das könnten wir stemmen“, sagte Paeplow.

Ein Zweckverband könnte sich um den Betrieb des wiedereröffneten Hallenbades kümmern

Wie sich die Anteile der Gemeinden tatsächlich verteilen werden, gelte es nun zu diskutieren. Der Bürgermeister warnte aber bereits vor zu hartnäckiger Feilscherei: „Wir wollen jetzt nicht in ein Pokerspiel verfallen.“ Man werde sich bei der finanziellen Beteiligung schon auch am Bedarf der jeweiligen Kommune orientieren. Zugleich schränkte der Rathauschef ein, dass die finanziellen Mittel von Kirchseeon eben begrenzt seien. Man werde deshalb bis zu einem gewissen Prozentsatz mitgehen können, aber dann sei definitiv Schluss. Wie hoch dieser Prozentsatz ist, sagte Paeplow freilich nicht in der öffentlichen Sitzung.

Dafür nannte der Bürgermeister einen Zeitplan für die weiteren Gespräche, an denen neben ihm selbst auch sein Zornedinger Kollege Piet Mayr (CSU), die beiden Rathaus-Geschäftsleiter sowie die Kämmereien mit am Tisch sitzen: Demnach wollen die Gemeinden noch vor den Sommerferien konkrete Ergebnisse vorlegen. Sollte es zur Gründung eines Zweckverbandes kommen, wäre dieser ein eigenständiges Konstrukt, das sich auch um den Betrieb des wiedereröffneten Hallenbades kümmern würde, wie der Kirchseeoner Bürgermeister erklärte. Die beiden Gemeinden würden als Mitglieder fungieren, die das Defizit des Zweckverbandes am Jahresende zu den zuvor verhandelten Konditionen ausgleichen müssten.

Die Gespräche mit den Nachbarn aus Zorneding sind jedoch nicht die einzigen, die Jan Paeplow dieser Tage in Sachen Hallenbad führt. Er stehe derzeit noch mit weiteren möglichen Partnern in Kontakt, so der Bürgermeister, der jedoch keine weiteren Details nennen wollte. Nur so viel: Es gehe nicht darum, weitere Mitglieder für den Zweckverband zu suchen, sondern um eine Beteiligung am Betrieb der Sportstätte, sollte diese tatsächlich wieder öffnen können. Bei der Frage, ob das auch wirklich klappt, klang Paeplow inzwischen wieder deutlich zuversichtlicher. Er sei positiv gestimmt und freue sich auf den Austausch mit Zorneding. Auf einen guten Ausgang der Gespräche dürften jedenfalls nicht nur die beiden Bürgermeister hoffen.

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