Kirchseeon:Trainings-Nachteil

Kirchseeon: Gut trainiert ist der Kirchseeoner Schüler Jannik Hoog zwar - aber eben nicht in der Disziplin Schwimmen.

Gut trainiert ist der Kirchseeoner Schüler Jannik Hoog zwar - aber eben nicht in der Disziplin Schwimmen.

(Foto: Privat)

Abiturienten im Landkreis beklagen unfaire Bedingungen bei Sport-Prüfung

Von Karin Pill, Kirchseeon

"In der elften Klasse, also letztes Jahr, war ich top vorbereitet, Abitur im Fach Sport zu machen", erzählt der 18-jährige Jannik Hoog. Doch in der zwölften Klasse angekommen, mitten in der Corona-Pandemie, gab es für den Abiturienten am Gymnasium Kirchseeon keine Möglichkeiten mehr, ausreichend für seine Prüfungsdisziplin Schwimmen zu trainieren. Die Hallenbäder sind schließlich seitmehr als einem halben Jahr geschlossen, für den Schulsport gab es da bisher keine Ausnahmen. Für Hoog so wie für Dutzende andere Schülerinnen und Schüler im Landkreis, die ihr Abitur im Fach Sport, Disziplin Schwimmen, machen, bedeutet das, dass viele bei Weitem nicht auf dem Höchststand ihrer sportlichen Leistung sind.

Um 15 Punkte, also eine Schulnote eins, zu erreichen, müssten die Schwimmer 50 Meter in unter 33 Sekunden schwimmen. Doch selbst der begeisterte Schwimmer Hoog kann davon aktuell nur träumen. Und das, obwohl an diesem Donnerstag die Abiturprüfung im Fach Sport stattfindet. Zum Verdruss vieler Sport-Abiturienten sogar unter denselben Voraussetzungen wie für Abiturjahrgänge vor der Pandemie.

Hoog und seine Mitschüler des Kirchseeoner Gymnasiums finden das ungerecht. Sie warteten lange darauf, dass die Rahmenbedingungen für ihr Sportabitur angepasst würden, so wie es auch für das Mathe-Abi der Fall ist. Doch nichts dergleichen ist geschehen.

Mitte April kam dann im wahrsten Sinne des Wortes der Sprung ins kalte Wasser: Hoog und seine Mit-Abiturienten hatten zum ersten Mal in diesem Jahr wieder Schwimmunterricht. Insgesamt konnten sie dann bis vergangene Woche sechs Mal trainieren. Doch Hoog ist mit seiner aktuellen Leistung nicht zufrieden. Derzeit schwimmt er beim Freistilsprint 50 Meter in circa 35 Sekunden. "Das entspricht gerade mal elf Punkten", erzählt Hoog enttäuscht.

Er findet das, wie er sagt, alles andere als fair und wendete sich im April an das Bayerische Kultusministerium. Seine Forderung: eine Anpassung pro Notenstufe um eine bis 1,5 Sekunden. Doch das Kultusministerium verwies Hoog und seine Mitschülerinnen und Mitschüler an ihre Lehrer. Aber das sei Quatsch, sagt der Kirchseeoner Schüler. "Schließlich können nicht unsere Lehrer einfach die Prüfungsbedingungen anpassen", so Hoog.

Zwar sei das Kultusministerium den Sport-Abiturienten entgegengekommen, indem sie unter anderem aus der 50-Meter-, der 100-Meter- und der 400-Meter-Freistilsprint-Disziplin nur zwei Disziplinen absolvieren müssten, sagt Hoog, aber das ändere schließlich nichts am zeitlichen Rahmen.

Auf eine Anfrage der SZ Ebersberg antwortete das Bayerische Kultusministerium, das Ministerium trage mit den angepassten Regeln und deren frühzeitiger Ankündigung zu "fairen Bedingungen für die Vorbereitung und Durchführung von sportpraktischen Prüfungen", wie etwa dem Sport-Additum, bei. Dennoch sieht das Ministerium auch bei den Abiturienten eine gewisse Verantwortung. Denn einem Ministeriumssprecher zufolge sei den Abiturientinnen und Abiturienten frühzeitig die Möglichkeit gegeben worden, statt der Disziplin Schwimmen eine andere Individualsportart im zweiten Halbjahr der Abschlussklasse zu wählen.

Wer dennoch seine sportpraktische Prüfung im Fach Schwimmen oder aber Leichtathletik ablegen wolle, der habe die Möglichkeit, so der Sprecher per E-Mail, "den sonst geforderten Mehrkampf, das heißt die Leistungsabnahme nach Normwerten, durch Technik-Demonstrationsprüfungen zu ersetzen". Auf eine Anpassung der Notenstufen, wie beispielsweise von Jannik Hoog gefordert, ging das Kultusministerium in der Stellungnahme nicht ein.

Hoog findet das schade. In seiner sportlichen Ausbildung habe der Fokus weniger auf Technik als auf Zeit gelegen, erzählt er. Außerdem sei die Möglichkeit, doch noch eine andere Prüfungsdisziplin zu wählen, zwar entgegenkommend, aber auch nicht wirklich praxisnah. "Mein Kurs hat sich ja vor zwei Jahren für das Schwimmen entschieden und vor Corona intensiv dafür trainiert. Kurz vor dem Abi dann noch mal umschmeißen und eine neue Disziplin wie zum Beispiel Speer-Werfen lernen, das geht einfach nicht", so Hoog. So bleibt ihm und seinen Mitabiturientinnen und Mitabiturienten im Sport nur die Wahl, es sportlich zu nehmen. Nach dem Motto "Augen zu und durch".

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