Kirchseeon:Streit um Bäume eskaliert

Lesezeit: 2 min

Um die Campussanierung voranzutreiben, hat das Kirchseeoner Berufsförderwerk um den Jahreswechsel auf seinem Areal einige Bäume abgeholzt. (Foto: Christian Endt)

Der Bund Naturschutz geht weiter auf Konfrontationskurs mit dem Kirchseeoner Berufsförderwerk. Dort wiederum wirft man der Organisation Polemik vor

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Wenn zwei gegensätzliche Interessen aufeinanderprallen, dann ist ein gewisses Maß an Emotionalität in aller Regel nicht fern. Im Streit um die Baumfällungen auf dem Gelände des Kirchseeoner Berufsförderwerks (BFW) scheint dieses Maß aber nun endgültig voll oder gar schon übergelaufen zu sein. Während die Ebersberger Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) schwere Vorwürfe gegen die Bildungseinrichtung erhebt, rechtfertigt diese ihre Vorgehensweise. Klar ist in der Angelegenheit nur, dass ein Friedensschluss weiter denn je entfernt ist.

An einem solchen scheint man beim BN aber ohnehin nicht sonderlich stark interessiert zu sein - zumindest deutet darauf eine Karikatur hin, die die Kreisgruppe auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Darauf zu sehen ist stellvertretend für das BFW eine Comic-Figur, die unverkennbar an dessen Geschäftsführer Günther Renaltner erinnert. Die Figur wird mit folgenden Worten zitiert: "Ich verspreche Klimaschutz, Naturschutz, Artenschutz, Baumsatzung, Gemeinderatsbeschluss und mache dann was ich will, weil ich es kann, weil ich mächtig bin." Auch ein Zettel mit einer Bußgeldforderung über 500 000 Euro ist in der Karikatur enthalten.

Eben diese Summe hatten in der jüngsten Gemeinderatssitzung auch mehrere BN-Vertreter als Sanktionierung für die aus ihrer Sicht illegalen Baumfällungen gefordert. Hintergrund ist, dass die Bildungseinrichtung im Süden von Kirchseeon ihr Campusgelände umgestalten will. Unter anderem soll die in die Jahre gekommene Mensa abgerissen und direkt daneben neu gebaut werden. Dafür jedoch war es nötig, etwas mehr als 100 Bäume zu fällen. Man werde allerdings für großzügige Ersatzpflanzungen sorgen, haben die BFW-Vertreter bereits im Juli vergangenen Jahres angekündigt, als sie das 50-Millionen-Projekt im Gemeinderat vorstellten.

Dem BN aber war dieses Versprechen nicht gut genug. Seit die Planungen öffentlich geworden sind, hat die Kreisgruppe kaum eine Gelegenheit ausgelassen, ihren Unmut über das Projekt zu äußern - und ist dabei aus BFW-Sicht so manches Mal über das Ziel hinausgeschossen. Bereits gegenüber der SZ sprach Geschäftsführer Renaltner von einem unsachlichen und teils aggressiven Auftreten der Naturschützer. Diese Vorwürfe wiederholt die Bildungseinrichtung nun in einer Stellungnahme, die sie am Donnerstag auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Die Versuche des BFW, auf den BN zuzugehen, seien nicht erfolgreich gewesen, heißt es dort. "Im Gegenteil: Seitens des BN wurde ohne stichhaltige argumentative Grundlage versucht, einen rein emotional motivierten öffentlichen Druck gegen die Baumaßnahme des BFW aufzubauen." Dabei hätten sich Vertreter des BN widerrechtlich auf das Privatgelände des BFW begeben und dort ungenehmigte Fotoaufnahmen gemacht, sowie Messungen durchgeführt - eine Feststellung, die nach einem Blick auf den Onlineauftritt des BN nicht von der Hand zu weisen ist, finden sich dort doch eine Vielzahl an Bildern, die offenkundig auf dem Areal des BFW aufgenommen worden sind.

Dass der Streit mit den Naturschützern so eskaliert ist, bedauert man in der Bildungseinrichtung, zumal man die Planung ohnehin nochmals überarbeitet habe, wie das BFW schreibt. Dadurch "können über 80 Bäume erhalten bleiben, die eigentlich zur Fällung vorgesehen waren". Auch werde man auf eigentlich geplante Parkplätze verzichten, wodurch sich die versiegelte Fläche weiter verringere. Die Baumfällungen hätten sich dadurch insgesamt um ein Drittel hin zur ursprünglichen Planung reduziert. Beim BN hingegen spricht man weiterhin von einem illegalen Vorgehen, hätten doch auch einige schützenswerte Bäume auf dem Areal gestanden. Diesem Vorwurf entgegnet das BFW mit dem Verweis auf ein naturschutzfachliches Gutachten, das man habe erstellen lassen.

Die "polemischen Äußerungen des BN" jedenfalls würden jeder Faktengrundlage entbehren, heißt es abschließend in dem BFW-Schreiben. Man werde die Bauplanung deshalb in Abstimmung mit der Gemeinde weiter fortführen. Der Streit dürfte damit also noch nicht beendet sein.

© SZ vom 08.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: