Umweltschutz:"Deutschland ist grün, und ich möchte, dass es so bleibt"

Umweltschutz: Mädchen und Buben von der ersten bis zur achten Klasse aus der Grund- und Mittelschule Kirchseeon drehen ihre Runden für den guten Zweck.

Mädchen und Buben von der ersten bis zur achten Klasse aus der Grund- und Mittelschule Kirchseeon drehen ihre Runden für den guten Zweck.

(Foto: Mohamad Alkhalaf)

Kirchseeoner Schüler sammeln Geld, um ihr Schulgebäude klimafreundlich aufzurüsten. Bereits Zweitklässler überraschen mit Erklärungen, warum sie das für wichtig halten.

Von Mohamad Alkhalaf, Kirchseeon

Tim aus der 2b kommt schnaufend ins Ziel und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht ist leicht gerötet, er dampft regelrecht. Aber schaut nicht minder zufrieden drein. 16 Runden ist er gelaufen, "das war sehr anstrengend, aber es hat Spaß gemacht". Warum er das macht? Die Sonne solle nicht nur ihn zum Schwitzen bringen, sondern auch helfen, Strom zu beschaffen. Deswegen habe er sich jetzt so gequält. "Weil ich für die Schule und das Klima Gutes tun kann."

Auch in den Schulen wird häufig an Klimaprojekten gearbeitet. So nun an der Grund- und Mittelschule Kirchseeon. Die Schulen befinden sich in bewegten Zeiten. Die Coronakrise und jetzt der Ukrainekrieg. Ein weiteres wichtiges Thema beschäftigt die Schüler hier jedoch seit längerem - die Klimakrise. Deswegen kommt es an diesem Junitag zum Spendenlauf. Mit dabei sind Mädchen und Buben von der ersten bis zur achten Klasse. Es geht hinein in den Ebersberger Forst.

In der Vergangenheit hat sich die Schule inhaltlich mit den Themen Umwelt, Klima und Klimawandel intensiv auseinandergesetzt und für ihr Engagement auch einen Biodiversitätspreis erhalten. "Um das Thema nachhaltig zu etablieren, macht sich die Schule auf den Weg zur Klimaschule in Bayern", erklärt Schulleiter Franz Kraxenberger. Das Projekt sei längerfristig angelegt und werde nicht nur ein Schuljahr überdauern.

Umweltschutz: Einige legen ein enormes Tempo an den Tag.

Einige legen ein enormes Tempo an den Tag.

(Foto: Mohamad Alkhalaf)

Startschussveranstaltung für den Projektbeginn ist der Spendenlauf. Mit den Einnahmen sollen Umweltprojekte in der eigenen Schule finanziert werden, unter anderem sollen Solarmodule für die Steckdosen der Schule für die eigene kleine Energiewende angeschafft werden.

Bei besten Bedingungen und unter Mithilfe der Eltern startet der Lauf am Sportplatz beim Waldfriedhof in Kirchseeon. Die 600 Meter lange Strecke rund um den Dirtpark bewältigen die Schüler mit höchstem Einsatz. Streckenposten begleiten die Läufer, Energydrinks und Bananen füllen ihre Energiespeicher wieder auf. Die gelaufenen Runden werden pro Kind notiert. Jedes Kind läuft so viele Runden, wie es will und kann - innerhalb von maximal 45 Minuten. "Die Eltern, Verwandte und Freunde spenden pro Runde", so Kraxenberger.

Daria ist sechs Jahre alt und besucht seit drei Monaten die Schule in der Klasse D1. Warum sie heute mit dabei ist? "Wir müssen auf Gas und Benzin verzichten und auf Solarenergie setzen", erklärt Daria. "Meine Mama und mein Papa zahlen einen Euro für jede Runde eines Laufs, und mein Bruder und meine Schwester zahlen zusammen einen Euro für jede Runde."

Die Kinder der Grund- und Mittelschule scheinen nicht nur zu verstehen, worum es beim Thema Klimaschutz geht. Es ist selbst den jüngsten unter ihnen bewusst, dass man selbst etwas beitragen kann. "Es ist wichtig, etwas für die Umwelt zu tun, weil die Menschen und Tiere weiterhin gut auf der Erde leben wollen", sagt ein Bub. "Solarstrom ist super, weil es eine umweltfreundliche Methode ist, Strom zu bekommen, genau wie Wasserkraft und Luft", erklärt ein Mädchen.

Konkret soll der Solarstrom durch die Steckdose ins Stromnetz eingespeist werden, erklärt die Schule. An einem sonnigen Platz könne ein Photovoltaik-Solarmodul etwa 200 Kilowattstunden für den Eigenverbrauch produzieren. Das spare Stromkosten und vermeide in 20 Jahren etwa zwei Tonnen CO2 pro Modul. Geplant ist die Anschaffung zweier Module zum Preis von je 600 Euro zuzüglich Installationskosten.

Während der Laufrunden fangen einige Kinder von selbst an, im Wald Müll zu sammeln. Eine davon ist Zahra. Sie ist elf Jahre alt, stammt aus Afghanistan und geht in die Klasse D2. "Ich bin glücklich, weil ich hier Sportarten betreiben darf, die mir in Afghanistan verboten wären", sagt sie.

Nach dem Lauf hält Zahra einen Müllsack in der Hand und sammelt Glas und Plastik im Wald. Es erinnere sie an die Straßenszene in Afghanistan, voller Nylonsäcke und Müll, der auf der Straße verbrannt wird. "Ich nehme an dieser Veranstaltung teil, weil Deutschland grün ist und ich möchte, dass es so bleibt."

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