Naturschutz:Kirchseeon: Grüne und SPD wollen Bäume besser schützen

Naturschutz: Beim Kirchseeoner Berufsförderwerk sind zum Jahreswechsel zahlreiche Bäume gefällt worden.

Beim Kirchseeoner Berufsförderwerk sind zum Jahreswechsel zahlreiche Bäume gefällt worden.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die Fraktionen der Grünen und der SPD fordern eine neue Baumschutzverordnung. Dadurch sollen Kahlschläge wie jüngst beim Berufsförderwerk vermieden werden.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Dass etwas einen besonders hohen Wert besitzt, merkt man oft erst dann, wenn es nicht mehr da ist. So wie die rund 100 Bäume, die bis zum Jahreswechsel noch auf dem Campusgelände des Kirchseeoner Berufsförderwerks (BFW) gestanden haben. Diese mussten für die angestrebten Sanierungsmaßnahmen weichen - was vor allem zu einem Aufschrei unter den Naturschützern geführt hat. Letztendlich lief der Protest jedoch ins Leere, denn eine gemeindliche Prüfung hatte ergeben, dass das BFW bei den Fällungen nicht entgegentlichen Baumschutzverordnung gehandelt hat. Für die Fraktionen der Grünen und der SPD im Kirchseeoner Gemeinderat war dieser Vorfall jedoch Anlass genug, die Satzung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen - und nun eine grundlegende Überarbeitung derselben zu fordern.

"Bei diversen Bauvorhaben der letzten Monate hat sich gezeigt, dass die aktuell für den Markt Kirchseeon bestehende Baumschutzsatzung, die dem Erhalt und dem Schutz von ortsbildprägenden oder besonders schützenswerten Bäumen oder Baumgruppen dient, nicht mehr ausreichend, beziehungsweise eine eindeutige Zuordnung der Bäume/Baumgruppen nicht mehr gegeben ist", schreiben die beiden Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag an Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) und die übrigen Gemeinderatsmitglieder. Dabei dürften die Fraktionen vor allem auf eben jene Maßnahmen auf dem BFW-Gelände anspielen, die am Ort für ordentlich Unmut zu Jahresbeginn gesorgt hatten. Der etwas rabiat anmutende Kahlschlag auf dem Bildungscampus lief aus rechtlicher Sicht jedoch sauber ab, da das BFW nur Bäume gefällt hat, die von der geltenden Baumschutzverordnung unberührt waren.

Dass dem so ist, führen Grüne und SPD vor allem auf das Alter des Schriftstücks zurück: "Die Kartierung der entsprechenden Bäume und Baumgruppen wurde vor mittlerweile fast 20 Jahren durchgeführt und danach leider nicht regelmäßig oder nur unzureichend aktualisiert", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben. Somit hätten geschützte Bäume und Baumgruppen nun mehrfach nicht mehr eindeutig identifiziert werden können oder seien teilweise gar nicht mehr vorhanden.

Um diesen Umstand zu beheben, fordern die Fraktionen für den Markt eine Baumschutzsatzung gemäß der Vorlage des Deutschen Städtetags. Damit, so Grüne und SPD, "wäre eine eindeutige Klassifizierung der Bäume des gesamten Gemeindegebietes bezüglich ihres Schutzstatus möglich". Auch seien diese Regelungen für die Bevölkerung besser nachzuvollziehen und so leichter umsetzbar. "Somit könnten alle Bäume und Baumgruppen im Gemeindegebiet effektiver geschützt und Zuwiderhandlungen klar sanktioniert werden."

Um zu verhindern, dass so mancher Kirchseeoner durch Bekanntwerden der Forderung noch schnell Tabula rasa im heimischen Vorgarten macht, wollen Grüne und SPD zudem die Einrichtung einer Veränderungssperre bis zum Inkrafttreten einer neuen Satzung. Diese Gefahr hat der überörtliche Naturschutz allerdings bereits gebannt, denn von 1. März an gilt mit Beginn der Vogelbrutzeit ohnehin ein Verbot für die Fällung von Bäumen und größeren Gehölzen.

Das dürfte den beiden Fraktionen in ihrem Gesuch entgegenkommen, denn bis der Antrag im Gemeinderat behandelt wird, könnte es noch eine Weile dauern. Auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am kommenden Montag hat es das Anliegen jedenfalls nicht geschafft. Was, wie Bürgermeister Jan Paeplow auf Nachfrage erklärt, vor allem daran liege, dass die Verwaltung dazu noch einige Fachgespräche zu führen habe. Schließlich, so der Rathauschef, wolle man dem Gremium bei der Beratung eine gute Entscheidungsgrundlage bieten. Der Beschluss darüber, ob der Markt seine Baumschutzverordnung überarbeitet, könnte somit bei der übernächsten Gemeinderatssitzung Ende März fallen.

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