Kirchseeon:Schützen und entwickeln

Grünen-Fraktion legt Konzept für Bahnschwellen-Areal vor, das seit Jahren verwildert und für die Öffentlichkeit gesperrt ist

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Rund 20 Hektar groß ist die Freifläche im Herzen der Marktgemeinde und dennoch liegt sie seit Jahren brach: Das Areal des ehemaligen Bahnschwellenwerks südlich der Zuggleise schafft in Kirchseeon immer wieder Gesprächsstoff. Nun allerdings verdichten sich die Anzeichen dafür, dass den Worten endlich auch Taten folgen. So hatte jüngst Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) bekanntgegeben, dass "Bewegung ins Spiel" komme. Und auch bei der Grünen Liste hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie die Fläche wieder nutzbar gemacht werden kann.

Dass das gar nicht so einfach ist, liegt an der Geschichte des Grundstücks, auf dem die Königlich-Bayerische Staatsbahn 1869 eine für damalige Verhältnisse recht moderne Produktionsstätte für Bahnschwellen errichtet hatte. Die Firma gibt es längst nicht mehr, deren Überbleibsel aber haben schon vielen Kirchseeoner Lokalpolitikern Kopfzerbrechen beschert. 1992 nämlich wurde bekannt, dass der Boden des Areals mit Quecksilber, Teerölen und anderen krebserregenden Stoffen durchtränkt ist. Seither ist die Bahn in Folge eines Gerichtsurteils bemüht, das Grundwasser von den Giften zu reinigen. Das Grundstück allerdings, das inzwischen zum Großteil der Fiat-Tochter Effe GmbH gehört, ist seither für die Öffentlichkeit gesperrt - und verwildert ungenutzt vor sich hin.

Dass hier nun dringend Handlungsbedarf besteht, davon ist man bei den Kirchseeoner Grünen überzeugt. Bevor man sich allerdings an die Überplanung des Areals mache, gelte es die darauf befindlichen Bauten zu schützen. Das geht aus einem Antrag hervor, den die Fraktion in der Gemeinderatssitzung an diesem Montagabend, 19.30 Uhr, ATSV-Halle, einreichen wird. Darin wird unter anderem die Forderung laut, den denkmalgeschützten Wasserturm und das ehemalige Kantinengebäude wieder auf Vordermann zu bringen. An beiden Bauwerken nagt der Zahn der Zeit, inzwischen sind sie kaum mehr als Ruinen. "Wie nachlässig gehen wir seit vielen Jahren mit unserer Ortsgeschichte um", fragen die Grünen deshalb in ihrem Schreiben, um schließlich Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer zu fordern, der die Gebäude wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen soll.

Was die weitere Entwicklung der Fläche, etwa für Wohnbebauung angeht, warnt die Fraktion indes vor einem Alleingang der Marktgemeinde. Die Gemeinde habe "weder die Finanzkraft noch die spezifischen Kenntnisse für eine derartige Grundstücksentwicklung", heißt es. Deshalb, so die Forderung, sollen bei etwaigen Kaufgesprächen der Freistaat Bayern und das Ebersberger Landratsamt mit einbezogen werden. Dass die Fläche wieder in Gemeindebesitz übergehen müsse, steht für die Grünen außer Frage. So sei man nicht "einem Großinvestor ausgeliefert" und behalte selbst die Zügel in der Hand.

Was die Pumpstation angeht, die das Wasser von den enthaltenen Giften reinigt, schließt sich die Grüne Liste einem Vorschlag des Arbeitskreises Energie aus dem vergangenen Jahr an. Dieser hatte die Idee aufgebracht, das Grundwasser für ein kaltes Nahwärmenetz in der Gemeinde zu nutzen. Auf den umliegenden Freiflächen würden sich die Vertreter der Ökopartei Photovoltaikanlagen wünschen.

"Beide Maßnahmen würden einen Beitrag zur regenerativen Energieversorgung des Marktes Kirchseeon liefern", heißt es in dem Schreiben, das an diesem Montagabend im Gemeinderat zur Diskussion gestellt wird - und somit ein weiterer Mosaikstein in der langen Geschichte des Bahnschwellen-Geländes sein wird.

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