Kirchseeon:Schlittenberg schlägt Schulweg

Schlittenberg Kirchseeon bei Gymnasium

Der grüne Hügel am Gymnasium wird im Winter gern zum Schlittenfahren genutzt. Würde hier ein Weg angelegt, wäre das wohl nicht mehr möglich.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Jahren wird in Kirchseeon über eine sichere Fußgängerverbindung zum Gymnasium diskutiert. Die jüngste Idee ist nun durchgefallen.

Von Sandra Langmann, Kirchseeon

Der Schulweg vom Kirchseeoner Bahnhof zum Gymnasium gleicht einer Massenwanderung. 400 bis 500 Schüler machen sich tagtäglich gleichzeitig auf den Weg und müssen dafür auch die Moosacher Straße überqueren. Das gefährdet nicht nur die Sicherheit der Schüler, sondern sorgt auch für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in diesem Bereich. Denn wenn alle Kinder und Jugendlichen den Zebrastreifen überqueren, kann das einige Zeit in Anspruch nehmen.

Nun war geplant, einen neuen Weg anzulegen, der über den Schlittenhügel führen sollte. Gemeinsam mit Vertretern der Schule, des Landratsamtes und des Betreibers hatte sich Bürgermeister Udo Ockel (CSU) bei einem Ortstermin im Februar ein Bild davon gemacht. Die Idee war, dass die Kinder schon früher auf das Schulgelände geführt werden.

Nördlich vom Parkplatz und der Buswendeschleife befindet sich eine große Grünfläche, die der Gemeinde gehört. Um den neuen Zugang zum Gymnasium zu ermöglichen, müsste die Gemeinde die Grundstücksfläche dem Landkreis überlassen. Da diese im Winter gerne als Schlittenhügel genutzt wird, ist es der Gemeinde ein Anliegen, diesen auf alle Fälle als solchen zu erhalten.

Doch wie sich bei der Marktgemeinderatssitzung am Dienstagabend herausstellte, ist das leichter gesagt als getan. Bürgermeister Ockel gab zu bedenken, dass es dort steil bergab gehe. Der Hügel müsste auf das Niveau des Weges abgeflacht werden, eine Mauer müsste gebaut und ein Geländer angebracht werden. Viel Aufwand und hohe Kosten seien damit verbunden. Und würden die Schüler den Weg überhaupt nutzen? "Die Schule meint ja", so Ockel. Das würde den Schülern vorgeschrieben werden. Doch der Weg wäre gerade einmal 1,50 Meter breit. Dann käme es wieder zu einem Stau, und die Schüler würden den alten Weg zum Gymnasium wählen, so die Befürchtung.

"Der Aufwand steht in keinem Verhältnis"

"Der Aufwand steht in keinem Verhältnis", zeigte sich Klaus Viellechner von den Freien Wählern überzeugt. Die Schüler müssten trotzdem durch die Engstelle, um ins Gymnasium zu gelangen. Dem stimmte auch Herbert Blöchl von der SPD zu. Er sagte, er sehe das Problem hauptsächlich bei den Eltern, die ihre Kinder in die Schule bringen. Diese ließen ihre Kinder direkt an der Wendeschleife aussteigen, und der Bus müsse vor der Einfahrt des Gymnasiums warten. Den Eltern sollte man verbieten, dort hinein zu fahren, anstatt die Kinder den Hügel hinauf laufen zu lassen. Zudem sei es technisch nicht möglich, den Schlittenberg zu erhalten. "Dazu müsste man schon einen Tunnel bauen", scherzte Blöchl. Die Planung sei "idiotisch".

Auch die Grünen zeigen sich vom Vorhaben des Landratsamtes wenig begeistert. Fraktionsvorsitzende Andrea Hainer-Oberhauser sagte, sie glaube nicht, dass der neue Weg mehr Sicherheit bringe. Die Schüler müssten doch erst wieder die Straße überqueren, man würde dafür also nur Steuergelder verschwenden. Ihr Kollege Rüdiger Za schilderte die Situation aus Sicht der Eltern. Er sei nicht bereit, seinen Sohn mit dem Auto in die Schule zu bringen. Der fahre brav mit dem Fahrrad, das sollten auch die anderen tun. Wenn doch das Auto genutzt werde, dann hätten die Autofahrer Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu nehmen.

Der Marktgemeinderat war sich also einig: Der neue Weg würde weder Vorteile bringen, noch wäre es möglich, den Schlittenberg zu erhalten. Daher wurde beschlossen, die Grundstücksfläche nicht dem Landkreis zu überlassen.

Schon seit Jahren bereitet dieser Schulweg der Gemeinde Kopfzerbrechen. 2013 waren Kleingärtner dazu bereit, einen Anteil ihrer Grundstücke abzutreten, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Dies scheiterte aber am Veränderungsverbot. Auch jetzt steht die Gemeinde wieder vor einem großen Fragezeichen - ein neuer Plan muss her. Bis dahin müssen die Kinder eben auf dem gewohnten Weg laufen.

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