Kirchseeon:Mary Poppins trifft Lord Voldemort

Das Gymnasium präsentiert in einer zweistündigen Show die Leistungen des Sporttheaters und der Tanzprojekte - verpackt in einem liebevollen, originellen Musical

Von Valentina Antonucci, Kirchseeon

Es ist kurz vor 19 Uhr, der Einlass beginnt jeden Augenblick. Unzählige Menschen - Verwandte, Freunde, Interessierte - haben sich vor dem Schulhaus versammelt, die Schlange zieht sich viele Meter weit um das Kirchseeoner Gymnasium. An den Wänden hängen Zettel, auf denen sich die Schüler einen Spaß erlaubt haben. "Ab hier noch 90 Minuten", verkündet einer, der in etwa 30 Metern Entfernung zum Eingang hängt.

Nach und nach strömen die Zuschauer in die Aula des Gymnasiums, dessen Sporttheater und Tanzprojekte zu ihrem Musical "...uuund Action!" eingeladen haben. Es herrscht eine Stimmung wie im Bienenstock: Nervöse Kinder und Jugendliche schwirren in ihren Kostümen durch die Menge, während sich die Zuschauer darum bemühen, gute Plätze zu ergattern. Doch die Unruhe wird jäh gebändigt, als die Show beginnt und ein Flaschengeist die "arabische Nacht" einläutet. Es ist ein wahres Spektakel: Bauchtänzerinnen, Jongleure und Artisten zeigen, was sie können, während der Dschinni herumwirbelt und seine Lippen synchron zur Musik aus dem Disney-Film "Aladdin" bewegt. Tosender Applaus brandet auf, sobald die Vorstellung endet, aber nicht nur aus dem Zuschauerraum, auch von den Rängen über der Bühne. Dort haben sich die anderen Mitwirkenden versammelt, insgesamt etwa 150 an der Zahl.

Nun erfährt das Publikum, dass es sich in einem Theater befindet, das kurz vor der Pleite stehe. Für die letzte Show müsse noch fleißig geprobt werden, denn wenn sie kein Erfolg wird, säßen alle auf der Straße. Um das Theater zu retten, überlegen sich die einzelnen Darsteller alle möglichen - und unmöglichen - Ideen. Diese Rahmenhandlung spielt sich auf einer kleineren Nebenbühne ab, die eine Garderobe darstellt. An der Wand hängen Poster, davor ein Kleiderständer und ein Schminktisch mit beleuchtetem Spiegel. Zwei Masken- und Kostümbildnerinnen sind Dreh- und Angelpunkt, denn alle Dialoge zur Bühnenrettung spielen sich hier ab.

Zwischen diesen kurzen Theatersequenzen finden die "Proben" der Akteure auf der Hauptbühne statt: Hier zeigen die Schüler, was sie können. Unzählige Akrobaten überzeugen mit anspruchsvollen Hebefiguren oder faszinieren durch Flickflacks und Salti. Andere begeistern, indem sie mit fast allem jonglieren, neben Bällen und Keulen auch mit Schuhen, Federballschlägern oder Hüten. Die Tanzgruppen bestechen durch ihre ausgesprochen gute und saubere Ausführung der Bewegungen, jedes Musikstück zieht das Publikum dabei erneut in den Bann. Besonders die Bauchtänzerinnen, die durch arabische Klänge, schwingende Hüften und das Geklimper goldener Münzen bezaubern.

Doch nicht nur die zahlreichen Darbietungen unterhalten das Publikum, auch die Rahmenhandlung überzeugt durch ihre Originalität. Denn es handelt sich nicht um ein gewöhnliches Theater, nein, man begegnet hier reichlich bekannten Charakteren, die sich eifrig daran machen, den drohenden Ruin abzuwenden. Der Dschinni geht mit einer Show auf Tour, Heidi und Elsa eröffnen ein Skigebiet, Edward und Bella organisieren einen Ball, den "Tanz der Vampire", Cruella Deville entwirft mit Lord Voldemorts Hilfe eine neue Modekollektion und Mary Poppins veranstaltet eine Auktion, bei welcher sie den Inhalt ihrer Tasche versteigert. Fünf der Damen - Heidi, Tarzans Jane, Cruella, Mary und Prinzessin Jasmin - gründen eine Girlband.

Dank dieser und anderer liebevoll ausgearbeiteter Szenen verzeiht man schnell den einen oder anderen Texthänger oder technische Fehler. Die Show wurde größtenteils von Schülern auf die Beine gestellt, die mit ihren Lehrern in stundenlangen Proben die einzelnen Darbietungen ausarbeiteten. Insofern handelt es sich bei der Show mehr um eine Präsentation dessen, was das Jahr über geleistet wurde, als um ein Theater, jedoch wurde mit der Bühnenrettung ein passender Rahmen dafür gefunden. Auf ihre Leistungen können die Schüler jedenfalls überaus stolz sein, was die voll besetzte Aula beweist. Wer das Spektakel noch nicht gesehen hat, kann das an diesem Donnerstag, 20. Juli, nachholen. Einlass ist um 19 Uhr - seien Sie lieber früher da.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: