Kirchseeon:Landleben ohne Idylle

Kirchseeon: Im Winter hieß es für die Frauen und Mädchen unentwegt: Stricken, Häkeln und Spinnen.

Im Winter hieß es für die Frauen und Mädchen unentwegt: Stricken, Häkeln und Spinnen.

(Foto: Christian Endt)

Bauernarbeit: Heimatmuseum zeigt neue Ausstellung

Das Museumsteam des Vereins für Heimatkunde Kirchseeon hat eine völlig neue Ausstellung aufgebaut, die am kommenden Sonntag, 11. Oktober, eröffnet wird. Diesmal geht es um die Knochenarbeit in der Landwirtschaft. Der genaue Titel der Ausstellung lautet: "Bauernarbeit - wenn's draußen stürmt und schneit". Die Marktgemeinde Kirchseeon war ursprünglich reines Bauernland. Daran knüpft die Ausstellung an. Die Arbeit der Landwirte hing davon ab, wie es in der Natur aussah. Danach richtete sich, was auf dem Hof, im Wald und auf den Feldern zu tun war. Vor allem das Wetter war ein launischer und unnachgiebiger Arbeitgeber.

Bei schlechter Witterung gab es auch früher keine Ruhepausen, sondern reichlich Beschäftigung im Haus: Männer und Frauen mussten in der Stube, im Stall und in den Scheunen allerlei ausbessern, ordnen und prüfen. Im Dezember verbrachten die Männer viel Zeit damit, die im Wald aufbereiteten Fichten- und Tannenäste sowie die Bodenstreu auf den Hof zu bringen. Wenn es viel Schnee gab, konnten sie nicht mehr mit dem normalen Wagen fahren, sondern mussten den Pferdeschlitten einspannen.

Die ländliche Bevölkerung schnitt Hasel- und Weidenruten als Material für Körbe und Flechtwände. Baumstümpfe mussten mühsam aus dem Boden herausgehackt oder gesprengt werden. Nach den ersten Frösten sammelten die Landbewohner Schlehen, die dann nicht mehr so bitter schmeckten. Es hieß, dass sie auch bei Bauchschmerzen halfen. Das in den Vorratsräumen gelagerte Obst und Gemüse wurde durchgeschaut und wenn es angefault war, aussortiert. Es war überaus wichtig, die Vorräte möglichst lang in gutem Zustand zu halten.

Vor Weihnachten wurde ein Schwein geschlachtet. Diese Sau nannte man häufig den "Weihnachter". Viel Fleisch hängte man zum Räuchern in den Kamin. Ein Teil wurde zu Blut und Leberwürsten verarbeitet. Man machte auch "Mettwürste", die nach der Christmette als besonderer Leckerbissen aufgetischt wurden. Im Januar holten die Männer das Holz aus dem Hochwald herein. Wer im Stall arbeitete, setzte sein Arbeitsgerät in Stand. Die Frauen kümmerten sich um die Kleidung und die Wäsche. Bäuerinnen und Mägde flickten und strickten, häkelten, sie behandelten den Flachs und spannen Wolle. Das und vieles mehr, was den Menschen heute oft nicht mehr bekannt ist, wird durch die Ausstellung, die im Wesentlichen Rosemarie Scheinost konzipiert hat, den Besuchern des Heimatmuseums über der ATSV-Halle am Sportplatzweg in Erinnerung gerufen. Die Ausstellung ist zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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