Kinderbetreuung:Mehr Geld für Erzieherinnen

Kinderbetreuung: Kita-Plätze sind begehrt, dennoch sind einige momentan unbesetzt. Es gibt einfach nicht genügend Fachpersonal für die Betreuung der Kinder.

Kita-Plätze sind begehrt, dennoch sind einige momentan unbesetzt. Es gibt einfach nicht genügend Fachpersonal für die Betreuung der Kinder.

(Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Um sich gegen den Fachkräftemangel am Ort zu stemmen, wird der Markt Kirchseeon den Beschäftigten in Kitas und Kindergärten künftig eine Großraum- und Arbeitsmarktzulage zahlen. Auch die Eltern werden zur Kasse gebeten.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Insgesamt 500 Plätze zur Kinderbetreuung gibt es in der Marktgemeinde Kirchseeon. 61 davon waren zum Ende des vergangenen Jahres unbesetzt. Das lag allerdings nicht an der zu geringen Nachfrage - der Bedarf wäre durchaus vorhanden -, sondern am fehlenden Fachpersonal. "Wir können diese Stellen nicht besetzen", sagte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Dort hat das Gremium dann auch gleich einen Schritt zur Lösung des Problems unternommen: Wie es in Stadt und Landkreis München bereits üblich ist, wird nun auch Kirchseeon den Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen eine Großraum- und Arbeitsmarktzulage gewähren. Ob diese aber tatsächlich bei den Angestellten ankommt, hängt an den Trägern der Einrichtungen.

Mit ihrer Entscheidung, das Betreuungspersonal zu unterstützen, macht die Marktgemeinde aus der Not eine Tugend. Es herrsche ein massiver Fachkräftemangel am Ort, sagte Bürgermeister Paeplow. Grund dafür seien die finanziellen Unterschiede im Vergleich zu den Kommunen rund um die Landeshauptstadt, wie die Rathausverwaltung in einer Stellungnahme vorrechnet: "Fährt eine Erzieherin aus dem Landkreis Ebersberg nach München, beispielsweise nach Trudering, so erhält sie monatlich etwa 500 Euro mehr Gehalt als im Markt Kirchseeon." Dieses Defizit will die Gemeinde nun ausgleichen, indem sie ebenfalls die entsprechenden Zulagen zahlt - um dadurch mehr Fachkräfte am Ort zu halten.

Ob die Zulage tatsächlich ausgezahlt wird, entscheiden die Träger

Was nach einem simplen und nachvollziehbaren Plan klingt, stellt sich in der Umsetzung aber als durchaus kompliziert dar. Da die Kita-Träger oft mit eigenständigen Tarifverträgen arbeiten, in denen ein Bonus nicht vorgesehen ist, kann die Gemeinde die Zulage nicht direkt an das Personal auszahlen. Das sollen nun die Träger übernehmen und die zusätzlichen Kosten anschließend beim Rathaus abrechnen - verpflichtend ist das aber nicht. "Wir können nur dazu aufrufen", sagte Paeplow, "ob er es letztendlich auch macht, bleibt dem Träger überlassen." Ein Problem sah SPD-Gemeinderat Thomas Kroll darin, dass die Träger auch an anderen Orten im Landkreis Ebersberg Einrichtungen betreiben. "Die wollen keine ungleiche Bezahlung", so Kroll, der die Marktgemeinde aber auch in einer Vorreiterrolle in der Region sieht: "Ich bin mir sicher, dass andere Gemeinden nachziehen werden."

Kinderbetreuung: Das Haus für Kinder am Spannleitenberg ist eine von mehreren Betreuungseinrichtungen in Kirchseeon.

Das Haus für Kinder am Spannleitenberg ist eine von mehreren Betreuungseinrichtungen in Kirchseeon.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sollten sich die Bonuszahlungen in Kirchseeon durchsetzen, wird den umliegenden Kommunen wohl auch nichts anderes übrig bleiben. Zumindest ist Bürgermeister Paeplow davon überzeugt, dass die Extra-Zahlung den Wettbewerbsdruck erhöhen wird. Die rund 500 000 Euro, die der Markt künftig pro Jahr mehr ausgeben wird, seien jedenfalls "ein klares Signal gegen den Fachkräftemangel am Ort", so der Rathauschef.

Die Kinderbetreuung in Kirchseeon kostet jährlich mehr als 6,2 Millionen Euro

Neben der Verbesserung der Versorgungssituation will die Marktgemeinde aber auch mehr finanzielle Planbarkeit erwirken. Die Defizite nämlich, die die Träger dem Rathaus jährlich in Rechnung stellen, würden seit Jahren immer weiter steigen, heißt es von der Verwaltung. Die jährlichen Kosten für die Kinderbetreuung summieren sich demnach auf inzwischen mehr als 6,2 Millionen Euro - womöglich auch ein bisschen höher, denn einige Abrechnungen aus dem Jahr 2020 lägen immer noch nicht vor. Mit dieser Unsicherheit soll nun Schluss sein. Defizitrechnungen müssen nun bis spätestens Ende August bei der Gemeinde eingereicht werden, "sonst gibt es keinen Ausgleich", wie Sozialamtsleiter Rainer Schott sagte.

Auf den steigenden Ausgaben für die Kinderbetreuung wird die Gemeinde derweil aber nicht alleine sitzen bleiben. Wie das Gremium ebenfalls beschlossen hat, sollen auch die Elternbeiträge von September an um 20 Euro erhöht werden. Klar tue das weh, sagte Thomas Kroll, allerdings seien die Beiträge seit 2016 gleich geblieben, während die Betriebs- und Personalkosten stetig angestiegen sind. Künftig will die Gemeinde immer im März prüfen, ob die Höhe der Elternbeiträge noch ausreichend ist und gegebenenfalls weitere Anpassungen vornehmen.

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