Kirchseeon:Keine Dringlichkeit

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Gemeinderat Kirchseeon vertagt Entscheidung zum Bau einer öffentlichen Toilette

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Manchmal riechen Bahnunterführungen sehr unangenehm. Auch in Kirchseeon. Denn einige Herrschaften verrichten dort - ebenso wie an vielen Bäumen und Büschen rund um den Marktplatz - öffentlich ihre Notdurft, zum Unmut vieler, die hier vorbeigehen müssen. Im Gemeinderat wurde nun über den Bau einer öffentlichen Toilette diskutiert, um das Problem zu lösen. Die meisten Gemeinderäte wollten aber lieber erst einmal abwarten - und möglicherweise ein Konzept mit dem schönen Namen "Nette Toilette" erproben.

Bis 2010 gab es am Bahnhof sogar eine öffentliche selbstreinigende Toilette. Die Gemeinde unterhielt zunächst die Einrichtung, was jährlich einen fünfstelligen Betrag kostete. Das war den Räten auf Dauer zu teuer. Der Gemeinderat entschied vor fünf Jahren, die Toilette zuzusperren. Die Bahn, die die Toilette errichtet hatte, hatte kein Interesse, die Einrichtung weiter zu führen. Eine neue gemeindliche Toilette, die rund 50 000 Euro gekostet hätte, wollte der damalige Gemeinderat ebenfalls nicht - eben weil die finanzielle Lage der Gemeinde damals angespannt war. Also schoben die Räte das Thema auf 2014. Und dann auf 2015.

Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung stand nun das Toilettenthema wieder einmal auf der Tagesordnung - und wurde wiederum vertagt. Nicht nur, weil sich die Gemeinde aktuell in einer Phase befindet, in der viel investiert wird, sondern auch, weil die Räte eine andere Idee ins Spiel brachten. Möglicherweise könnten Geschäfte oder Gasthäuser am Bahnhof und am Marktplatz ihre sanitären Einrichtungen zur Verfügung stellen. In anderen Gemeinden funktioniere das sehr gut, sagte Natalie Katholing (Grüne). "Nette Toilette" heißt die Idee, von der viele profitieren würden. Nicht alle Gemeinderäte waren freilich davon völlig überzeugt. "Bei großen Veranstaltungen hat man ganz andere Frequenzzahlen", sagte etwa Sven Bittner (SPD). Dann wäre eine öffentliche Toilette wünschenswert. Derartige Veranstaltungen seien in Kirchseeon nicht so häufig, und dann werde ohnehin eine mobile Toilette bereitgestellt, hielt Siegfried Seidinger (CSU) ihm entgegen. Bürgermeister Udo Ockel (CSU) äußerte seine Präferenz für eine öffentliche Toilette mit einer Kabine für Damen und Herren. Es müsse ja nicht gleich so luxuriös sein wie eine kürzlich in Wasserburg gebaute Toilette mit mehreren Kabinen, die 140 000 Euro gekostet habe. Wenn, dann käme eine "abgespeckte Version" in Frage, sagte Ockel.

Maria Wollny (CSU) sah neben den Kosten noch ein ganz anderes Problem. Sie äußerte die Überzeugung, dass auch um die Einrichtung herum möglicherweise viel passieren werde. "Da halten sich welche auf", sagte sie. Ockel brachte ins Spiel, dass ja auch die bestehende Toilette der Bahn wieder eingerichtet werden könne. Auch dazu fehlte die Zustimmung im Gremium - und deshalb wollen die Gemeinderäte 2016 nochmals über das Dauerthema beraten. Bis dahin soll das Konzept der "Netten Toilette" geprüft werden, um zu beurteilen, ob so etwas längerfristig funktionieren könnte.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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