Wer sich bisher noch keinen Piks gegen das Coronavirus abgeholt hat, ist vom gesellschaftlichen Leben inzwischen weitestgehend ausgeschlossen. Kein Wunder, dass der Handel mit gefälschten Impfzertifikaten deshalb immer mehr Fahrt aufnimmt. Der Ebersberger Polizei ist nun aber ein wichtiger Schlag gegen eine Verbrecherbande gelungen, die im großen Stil falsche Impfpässe in Umlauf bringen wollte. Gegen fünf Tatverdächte hat die Staatsanwaltschaft bereits Haftbefehl erlassen.
Es war eher ein Zufallsfund, den die Beamten Anfang Dezember in einer Gaststätte in Kirchseeon gemacht haben. Eigentlich waren die Polizisten nur für eine Routinekontrolle der geltenden Corona-Regeln in dem Lokal, als sie bei einem Gast neben 850 Gramm Amphetamin und 55 Gramm Marihuana auch insgesamt 164 Impfpässe und 89 bereits ausgefüllte digitale Impfnachweise entdeckt haben. Das meldet das Polizeipräsidium Oberbayern Nord nun in einer Pressemitteilung.
Die Polizisten finden auch 4500 Chargen-Aufkleber von Corona-Impfstoffen
Als sich die Beamten daraufhin genauer in der Gaststätte umgesehen haben, sind ihnen außerdem noch gefälschte Stempel sowie über 4500 Chargen-Aufkleber von Corona-Impfstoffen in die Hände gefallen. Noch vor Ort konnten die Polizisten drei verdächtige Personen vorläufig festnehmen und die Beweismittel sicherstellen. Im Zuge umfangreicher Ermittlungen der Kriminalpolizei Erding, die den Fall von den Ebersberger Kollegen übernommen hat, rückten zudem ein Pärchen aus München, sowie eine weitere, ebenfalls in der Landeshauptstadt wohnende, Frau in den Fokus der Beamten.
Bei den daraufhin angeordneten Wohnungsdurchsuchungen fanden die Einsatzkräfte neben weiteren gefälschten Impfpässen auch geringe Mengen an Drogen. Auch eine Schreckschusswaffe, ein Teleskopschlagstock und ein Schlagring konnten im Zuge dieser Maßnahmen sichergestellt werden, wie die Polizei nun informiert.
Gegen eine der drei in Kirchseeon vorläufig festgenommenen Personen erhärtete sich der Anfangsverdacht allerdings nicht, der Mann wurde aus dem Gewahrsam entlassen. Gegen fünf weitere Tatverdächte beantragte die Staatsanwaltschaft München II hingegen Haftbefehle, die durch den zuständigen Amtsrichter in Vollzug gesetzt wurden. Die Personen sind den Beamten zufolge zwischen 33 und 47 Jahre alt.
Die Ermittlungen der Kripo dauern an
Neben dem Handel mit Amphetamin wird ihnen die gewerbs- und bandenmäßige Vorbereitung und Herstellung von unrichtigen Impfausweisen, sowie das unbefugte Ausstellen von Gesundheitszeugnissen vorgeworfen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Erding, insbesondere zu den Abnehmern falscher Impfpässe aus dem gesamten Bundesgebiet, dauern weiterhin an.
Der Schlag gegen die Fälscherbande in Kirchseeon ist unterdessen der größte, der der Polizei im Landkreis bisher gelungen ist. "In dem Maße hatten wir sowas jetzt das erste Mal", sagt Ebersbergs Polizeichef Ulrich Milius, dessen Kollegen den Impfpass-Schwindel aufgedeckt haben. Falsche Zertifikate allerdings bekommen die Polizisten durchaus öfter zu Gesicht. Meist seien es Apotheker, denen die gefälschten Impfpässe bei der Digitalisierung auffallen und die Vorfälle dann der Polizei melden, so Milius.
"Wir stellen eine gewisse Häufung fest"
Auch dessen Kollege Helmut Hintereder, Polizeichef in Poing, bestätigt, dass falsche Impfzertifikate keine Seltenheit mehr sind: "Wir stellen eine gewisse Häufung fest." Wie genau die Beamten den Schwindlern auf die Spur kommen, will Hintereder aus Ermittlungsgründen nicht verraten, nur so viel: Die Polizisten seien durchaus in der Lage, gefälschte Impfpässe zu erkennen.