Haushaltsberatungen in Kirchseeon:Reich gespart

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Für die Sanierung des derzeit geschlossenen Hallenbades in Kirchseeon könnte doch mehr Geld zur Verfügung stehen als bisher angenommen. Die Gemeinde hat sich in den vergangenen Jahren ein stattliches Finanzpolster zusammengespart. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Lange Zeit stand es nicht sonderlich gut um die Kirchseeoner Finanzen. Durch eiserne Haushaltsdisziplin hat sich die Gemeinde nun aber wieder Spielraum verschafft.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Mit dem Slogan „Geiz ist geil“ hat einst ein großer deutscher Elektronikhändler für seine Produkte geworben. Dass Sparen zwar nicht immer Spaß macht, im Ergebnis aber tatsächlich ziemlich „geil“ sein kann, werden nun auch die Kirchseeoner Gemeinderäte bestätigen können. Lange Zeit stand es nämlich nicht sonderlich gut um die Finanzen der Marktgemeinde, weshalb man sich in den vergangenen Jahren ein striktes Sparprogramm auferlegt hat. Diese Disziplin scheint sich inzwischen auszuzahlen, was nicht nur in der Kämmerei für Freude sorgt. Auch die anstehenden Investitionen – etwa eine mögliche Hallenbad-Sanierung – lassen sich dadurch leichter umsetzen.

Dennoch war Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) am Montagabend bei der Haushaltsdebatte im Gemeinderat darum bemüht, auf die Euphoriebremse zu treten. Ja, man habe sich ein Finanzpolster ansparen können, trotzdem werde jetzt kein Wunschkonzert veranstaltet. „Wir werden auch künftig keine goldenen Wasserhähne verbauen“, scherzte Paeplow. Die gute Laune des Bürgermeisters hatte unmittelbar mit den Zahlen zu tun, die Kämmerin Christiane Prosser zuvor vorgestellt hatte. Demnach hat sich die Gemeinde zu Beginn dieses Jahres Rücklagen in Höhe von rund 16 Millionen Euro erwirtschaftet. „Theoretisch könnten wir davon schon die Schule zahlen, wenn keine weiteren Investitionen dazukommen würden“, sagte Prosser über den geplanten Neubau der Grund- und Mittelschule in Eglharting.

Nur für den geplanten Schul-Neubau in Eglharting muss die Gemeinde einen Kredit aufnehmen

Der Schuldenstand hingegen ist inzwischen auf überschaubare 4,8 Millionen Euro zusammengeschrumpft, sodass die Gemeinde derzeit eine Positivbilanz von mehr als zehn Millionen Euro aufweist. Neue Verbindlichkeiten sollen laut Prosser 2025 keine hinzukommen. Dass das allerdings nur eine Momentaufnahme ist, verdeutlichte die Kämmerin mit einem Blick auf das Investitionsprogramm der nächsten Jahre. Dort schlägt vor allem der angesprochene Schulbau mit rund 15 Millionen Euro zu Buche, für den dann auch wieder ein Darlehen aufgenommen werden soll. Alle anderen bis 2028 geplanten Ausgaben können Prosser zufolge aber aus den Rücklagen finanziert werden. Diese werden entsprechend bis zum Ende des Planungszeitraums auf 6,8 Millionen Euro schrumpfen.

Hallenbad Kirchseeon
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Die Gemeinden Kirchseeon und Zorneding verhandeln über die Gründung eines Zweckverbands zur Rettung des geschlossenen Hallenbades. Auch der Freistaat Bayern würde sich wohl durchaus großzügig an einer Sanierung beteiligen. Bis zu den Sommerferien soll klar sein, ob die Sportstätte doch noch eine Zukunft hat.

Von Andreas Junkmann

Geschrumpft sind für die Marktgemeinde heuer auch die Ausgaben für die Kreisumlage, jene Abgabe also, die die Ebersberger Kommunen an das Landratsamt abführen müssen. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn eigentlich hatte der Kreistag den Hebesatz für die Umlage zuletzt leicht angehoben. Weil in die Berechnung aber auch die Steuerkraft der jeweiligen Gemeinde sowie die erhaltenen Schlüsselzuweisungen einfließen, kommt Kirchseeon besser weg als so manche Nachbarn. Dennoch schlägt die Kreisumlage mit knapp sieben Millionen Euro auch heuer als größter Ausgabeposten zu Buche.

Ohnehin warnte Christiane Prosser davor, sich von den Zahlen blenden zu lassen. Angesichts der rasant steigenden Kosten im Personalbereich, bei der Kinderbetreuung und beim Unterhalt der gemeindeeigenen Gebäude sei auch in den kommenden Jahren eine gute Haushaltsdisziplin gefragt. „Wir müssen uns einen möglichst großen finanziellen Spielraum offen halten“, sagte die Kämmerin, die darauf verwies, dass etwa die Mittel für eine mögliche Hallenbad-Sanierung noch nicht in dem Zahlenwerk enthalten seien. „Und dann sind 6,8 Millionen Euro an Rücklagen auch schnell weg“, so Prosser.

Freude im Gemeinderat: „Wir haben einiges richtig gemacht in den letzten Jahren“

Dennoch überwog an diesem Abend die Freude im Gemeinderat, dass die Entbehrungen nun offensichtlich Früchte tragen. „Wir haben einiges richtig gemacht in den letzten Jahren“, sagte etwa Peter Kohl (CSU). Während andere Kommunen im Landkreis Probleme damit hätten, überhaupt einen Haushalt aufzustellen, verlaufe die Planung in Kirchseeon traditionsgemäß stets besser als zunächst erwartet – „und das ist eine gute Tradition“, so Kohl. Dennoch erinnerte auch er an die anstehenden Investitionen, etwa in ein neues Feuerwehrhaus. „Wir können uns also nicht zurücklehnen.“

Ähnlich äußerte sich auch Natalie Katholing (Grüne Liste), die trotz der notwendigen Ausgaben dafür plädierte, in gewissen Bereichen den Sparzwang zu lockern. Man müsse etwa die immer älter werdende Bevölkerung im Blick behalten, aber auch für die Jugendarbeit solle Geld zur Verfügung gestellt werden.

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