Süddeutsche Zeitung

Sportanlage:Sanierungsbedarf im Kirchseeoner Schimmelbad

Ein Gutachten zeigt, dass sich Gebäude und Becken in desolatem Zustand befinden. Die sofortige Schließung droht.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Das Kirchseeoner Hallenbad ist nicht nur bei Hobby-Schwimmern sehr beliebt, auch die Schülerinnen und Schüler der Marktgemeinde erhalten dort regelmäßig Sportunterricht. Außerdem hatten in dem Becken neben dem Rathaus viele Kinder ihre erste Begegnung mit dem kühlen Nass - die Schwimmkurse werden schließlich von Familien aus dem ganzen Landkreis besucht. Nun jedoch stellt sich heraus, dass die Anlage am Spannleitenberg - gelinde gesagt - nicht mehr im allerbesten Zustand ist. Im Gegenteil: Dem Bad droht jederzeit die komplette Schließung. Veraltete Technik, mangelnder Brandschutz und schimmelige Umkleidekabinen machen eine großzügige Sanierung dringend notwendig. Um das Hallenbad bis dahin weiter öffnen zu können, leitet die Gemeinde nun einige Sofortmaßnahmen ein.

Dass an dem Bad etwas gemacht werden muss, war im Rathaus schon länger bekannt. Wie schlimm der Zustand der Einrichtung aber tatsächlich ist, haben erst entsprechende Gebäudeuntersuchungen ergeben. Deren Ergebnis ist eine einzige Mängelliste. Das Schwimmbad wurde Anfang der 1970er Jahre gebaut und ist seither nie modernisiert worden. Entsprechend erfüllt das Gebäude die heutigen Anforderungen an eine Sportstätte in vielen Bereichen nicht mehr. Da wären zum Beispiel die fehlenden Fluchtwege: Um den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten, müsste die Gemeinde die Eingangstür austauschen und noch eine weitere Notfalltür in der Fassade installieren.

Falls es zu einem Zwischenfall in dem Bad kommt, würde das so schnell aber ohnehin niemand merken, denn eine Brandmeldeanlage gibt es nicht. Schaden würde eine solche allerdings nicht, wie Bauamtsleiterin Silke Mohs in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Montagabend erklärte: Teilweise würden Elektrokabel ohne Isolierung verlaufen, während von der Decke darüber Wasser heruntertropfe. "Da müssen wir dringend was machen", so Mohs. Überhaupt stammt die gesamte Technik des Gebäudes wie dieses selbst aus den 1970er Jahren und genügt den heutigen Standards nicht mehr. Die Ausstattung sei inzwischen gar so sehr veraltet, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gebe und bei einem Defekt "jederzeit mit einem Stillstand des Hallenbadbetriebs gerechnet werden muss", wie es von der Gemeindeverwaltung heißt.

Doch damit ist die To-Do-Liste längst nicht abgehakt. Ebenso alt wie die verbaute Technik ist auch die Heizung, diese müsste ebenfalls im Zuge einer Generalsanierung ausgetauscht werden. Hier sei man bereits in Gesprächen mit dem örtlichen Klimaschutzmanagement. Dieses soll sich auch um eine energetisch sinnvolle Außenfassade kümmern, die ebenfalls erneuert werden muss. Gleiches gilt für einige Bereiche rund um das Gebäude, etwa der an der Außenseite liegende Einbringschacht, dessen Gitterrost als "nicht mehr tragfähig" bewertet worden ist.

Die Schwimmbecken sind undicht, in den Umkleiden breitet sich Schimmel aus

Aber auch ans Bad selbst muss die Gemeinde zeitnah ran. Sowohl das Schwimm- als auch das Babybecken sind nach Ansicht eines Gutachters undicht. Durch einige Stellen dringt bereits jetzt Wasser ins Untergeschoss. An der Decke hängen derweil einige der dort befestigten Platten lose herunter und überhaupt solle das Bad nach Ansicht der Gemeinde "attraktiver und einladender gestaltet werden". Für die Badegäste vor allem wichtig sind aber die Sanitärbereiche, in denen sich derzeit wohl niemand so richtig wohl fühlen dürfte. Zwischen den wild zusammengewürfelten Fliesen nämlich breitet sich Schimmel aus.

Diesen will die Gemeinde als eine der ersten Maßnahmen bekämpfen, ehe die Umkleiden und Toiletten später grundlegend erneuert werden sollen. Auch die Fluchttüren, die Elektroinstallation und die Brandmeldeanlage zählen zu dem Paket an Arbeiten, die der Gemeinderat am Montag einstimmig abgesegnet hat. Allerdings gab es auch durchaus Kritik an der geplanten umfassenden Sanierung, deren genaue Kosten derzeit noch nicht absehbar sind. Das Hallenbad sei für die Attraktivität von Kirchseeon zwar wichtig, sagte etwa Susanne Höpler, bei der Grünen Liste sei man allerdings erschrocken gewesen, was nun schon wieder alles auf die Gemeinde zukomme. Auch Barbara Burgmayr-Weigt (CSU) sagte, über eine Generalsanierung müsse man sich nochmal genauer unterhalten. "Die Summe wird nicht unerheblich sein und wir haben auch noch andere Aufgaben zu erfüllen."

Zunächst aber machte der Gemeinderat den Weg für die Rathausverwaltung frei, die nötigen Schritte für die Sofortmaßnahmen einzuleiten. Schließlich sollen die Badegäste trotz aller Mängel weiterhin Freude im Kirchseeoner Schwimmbecken haben.

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