Bildung im Landkreis EbersbergZeit ist Geld

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Neben dem bestehenden Schulhaus soll bis in zwei Jahren ein Erweiterungsbau für das Kirchseeoner Gymnasium entstehen. Der zuständige Kreisausschuss hat nun darüber beraten, wie der Zeitplan einzuhalten ist.
Neben dem bestehenden Schulhaus soll bis in zwei Jahren ein Erweiterungsbau für das Kirchseeoner Gymnasium entstehen. Der zuständige Kreisausschuss hat nun darüber beraten, wie der Zeitplan einzuhalten ist. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Erweiterung des Kirchseeoner Gymnasiums soll in knapp zwei Jahren fertig sein. Die Politik hat nun einen Plan beschlossen, wie das möglich werden könnte – doch das wird teuer.

Von Wieland Bögel, Kirchseeon/Ebersberg

Die alte Berater-Weisheit, wonach man etwas nicht gleichzeitig schnell, gut und günstig bekommt, merkt jetzt auch der Landkreis bei seinem nächsten Schulbauprojekt. Die Erweiterung für das Kirchseeoner Gymnasium soll laut Kreistagsbeschluss bis zum Beginn des übernächsten Schuljahres fertig sein. Im zuständigen Ausschuss wurde nun vorgestellt, wie sich dieser Zeitplan einhalten lässt und welche Mehrkosten damit verbunden sind – die sind durchaus erheblich.

Was der Landkreis für die Erweiterung, die eigentlich ein Neubau ist, ausgeben muss, steht noch nicht genau fest. Zwar ist im Haushalt ein sogenanntes „Designbudget“ eingestellt, dieses beläuft sich auf 15 Millionen Euro. Allerdings ist das eine rein politische Zahl, die letzte Kostenschätzung stammt aus diesem Frühjahr und nennt eine Zahl von 16,86 Millionen. Doch welcher Betrag am Ende auch auf der Rechnung steht, sicher ist jetzt schon, dass sich dort auch noch zwei Zuschläge finden.

Dies hat mit dem nun vom Ausschuss beschlossenen Vorgehen zu tun, mittels welchem man zum neuen Schulbau kommen will. Dass der Landkreis einen solchen braucht und nicht einfach an den Altbau anstückeln kann, liegt an dem Vorgehen, für das sich der Landkreis beim Bau des Gymnasiums damals entschlossen hatte. Denn die Schule wurde von einem Investor errichtet und gehört diesem bis Ende 2028. Ein Versuch, aus den Verträgen mit der Universal-Investment-Luxembourg herauszukommen, scheiterte 2019 – nicht ohne zuvor noch 417 000 Euro Gerichtskosten verursacht zu haben.

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Wohl auch als Lehre aus diesem Ausflug in die Welt der Privatwirtschaft wird der Neubau in Kirchseeon von Anfang an im Besitz des Landkreises sein. Allerdings will man den Bau nicht selbst organisieren, stattdessen bestellt man gewissermaßen das „Rundum-sorglos-Paket“. In der Fachsprache nennt sich das dann Beauftragung eines Totalunternehmers und bedeutet konkret, der Landkreis bestellt bei einer entsprechenden Baufirma die neue Schule. Zwar wird der Landkreis gewisse Vorgaben machen, etwa Zahl und Art der Räume, oder dass man sich einen Modulbau wünscht, die eigentliche Planung erledigt dann aber der Auftragnehmer.

Details sowie die Vor- und Nachteile dieses Modells, erläuterten Max Meixner und Robert Rieger vom Büro Meixner und Partner. Die größten Pluspunkte macht demnach das Totalunternehmer-Modell bei der Entlastung der Verwaltung und bei der Zeitersparnis. Wähle man hier die Variante „verkürzte Vergabe“, könne man etwa 14 Monate eher fertig werden, als wenn der Landkreis selbst als Bauherr auftrete. Hier wäre das neue Gebäude wohl erst zum Schuljahresbeginn im Herbst 2028 bezugsfertig – allerdings geben die Planer auch beim Totalunternehmer einen Fertigstellungstermin an, der gut acht Monate nach jenem liegt, den die Politik vorgegeben hat. Laut Verwaltung lasse sich dieser aber durch die Modulbauweise dennoch einhalten. Ohnehin ist der Schuljahresstart 2026 eigentlich schon zu spät: Denn durch die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums gibt es bereits vom kommenden Jahr an zusätzlichen Raumbedarf.

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Was sich definitiv nicht wird halten lassen, ist der Kostenrahmen, egal ob man nun die Schätzung oder die politische Vorgabe zugrunde legt. Denn, so die Planer, wenn der Landkreis selber nicht baut, braucht es eine Objektüberwachung, also eine umfangreiche Bauaufsicht. Die Kosten dafür schätzen die Planer auf etwa 1,5 Millionen Euro. Mindestens ebenso hoch werden die Mehrkosten des Totalunternehmer-Modells gegenüber der Selbstbau-Variante ausfallen: Hier sei mit etwa zehn bis 15 Prozent Mehrkosten zu rechnen, also zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro.

Was, nimmt man die jeweils höchsten Werte an, insgesamt rund dreieinhalb Millionen Euro unter der Summe liegt, mit der man im Landratsamt vor etwas mehr als zwei Jahren für die Schulerweiterung kalkulierte. Diese Summe war Politik wie Verwaltung zu hoch, woraufhin das geplante Schulgebäude von 5082 auf 3957 Quadratmeter verkleinert wurde. Allerdings kommen wohl noch mindestens weitere 1,5 Millionen dazu, die für die Ausstattung, den Umbau des alten Schulhauses ab Ende 2028 und für die Außenanlagen nötig werden.

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Zumindest bei der Einnahmenseite soll es dagegen keine Nachteile mit dem Modell Totalunternehmer geben. Zwar sei dieses nicht der Standard bei öffentlichen Bauten, so Rieger, allerdings hätte die Regierung von Oberbayern bei einem Gespräch Mitte September die Förderfähigkeit bejaht. Die Verwaltung rechnet mit etwa 4,7 Millionen Euro.

Maria Wirnitzer (SPD) stellte noch die Frage, was denn im Fall einer Pleite des Totalunternehmers passiere. Das komme ganz auf den Zeitpunkt an, so Rieger, aber mit einem Jahr Verzögerung müsse man da auf jeden Fall rechnen – um hinterherzuschieben, dass die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz bei Firmen dieser Größenordnung, wie man sie hier brauche, sehr gering sei.

Benedikt Mayer (Grüne) beantragte noch eine Änderung des Verfahrens. Er wollte nicht nur den Ausschuss, sondern den gesamten Kreistag über das Vergabemodell abstimmen lassen, schließlich gehe es um sehr viel Geld. Dies fand aber keine Mehrheit. Einstimmig beschlossen wurde anschließend, die Schulerweiterung durch einen Totalunternehmer ausführen zu lassen.

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