Grafing Goes Green :Einweg kann einpacken

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Elisabeth und Laura haben es geschafft: Die Marktleiterin des Rewe-Supermarkts in Kirchseeon ist begeistert von der Initiative und möchte mit ihrem Markt an der Aktion teilnehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der von Grafinger Schülerinnen und Schülern gegründete Verein „Grafing Goes Green“ möchte Leute motivieren, beim Einkaufen nachhaltig zu handeln. Wer seinen Kaffee in ein Mehrweggefäß füllen lässt, anstatt einen Einwegkaffeebecher zu kaufen, wird belohnt. Nun sollen auch Geschäfte in Kirchseeon an dem Projekt teilnehmen.

Von Mariella Kleebinder, Kirchseeon

Spannung liegt in der Luft: Wer traut sich, in das Geschäft zu gehen, das Projekt vorzustellen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen? „Vielleicht geht jemand Älteres gemeinsam mit einem der Jüngeren“, schlägt Clarissa Frobenius vor. Zögern. Der Siebtklässler Jona ergreift die Initiative und geht in das Geschäft hinein.

„Das ist auch ein schöner Nebeneffekt von diesem Projekt, man lernt etwas, was man in der Schule nicht aktiv lernen muss: auf Leute zuzugehen“, meint Clarissa Frobenius. Am Gymnasium Kirchseeon ist sie Lehrerin für evangelische Religionslehre und Englisch. Zudem leitet sie den Wahlkurs Umwelt der Schule. Dieses Schuljahr ist eines unter mehreren neuen Projekten der Gruppe eine Kooperation mit dem Grafinger Verein „Grafing Goes Green“.

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Grafing Goes Green ist ein von zehn engagierten jungen Menschen – alle im Alter von 17 bis 21 Jahren – gegründeter Verein, der sich die Reduktion von Plastik- und Verpackungsmüll auf die Fahnen geschrieben hat. Erreichen möchte das der Verein durch positive Anreize. Wer zehn Einkäufe tätigt, bei denen Einmalverpackungen durch Mehrwegalternativen ersetzt werden – etwa das gekaufte Brot in einen wiederverwendbaren Stoffbeutel anstatt in eine Papiertüte packen lässt –, landet im Lostopf des Vereins und kann Wertgutscheine für Läden aus der Region im Wert von bis zu 30 Euro gewinnen.

Das Ziel des Vereins: durch positive Anreize den Verbrauch von Einwegverpackungen senken

Entstanden ist der Verein, nachdem die damaligen Zehntklässler des Max-Mannheimer Gymnasiums in Grafing mit ihrer Klasse geschlossen an einer „Fridays for Future“-Demonstration in München teilgenommen hatten. Die Protestbewegung spendete den Schülerinnen und Schülern Mut und Tatendrang. Sie wollten nun auch selber anpacken, sich engagieren und starteten daraufhin ihre eigene Initiative zum Schutz der Umwelt. Im März 2021 gründeten sie den Verein, dem im März 2023 offiziell die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde. 

Die Stempelkarten des Vereins liegen in allen teilnehmenden Geschäften aus. Wer alle zehn Stempel gesammelt hat, hat die Chance auf einen Einkaufsgutschein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

35 Geschäfte und Gastronomiebetriebe sind schon heute Teil der Aktion. Die meisten befinden sich aktuell in Grafing und Ebersberg, doch das soll sich ändern: Der gemeinnützige Verein möchte eine noch größere Zahl an Konsumentinnen und Konsumenten zu einer nachhaltigeren Kaufentscheidung motivieren und seine Einflusssphäre ausweiten. Auch in Kirchseeon möchte sich Grafing Goes Green etablieren und die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegverpackungen anstoßen.

Und da kommt das Gymnasium Kirchseeon ins Spiel, das selbst ebenfalls Interesse daran hat, Einwegverpackungen und den daraus resultierenden Abfall zu reduzieren. Da sich viele Schülerinnen und Schüler in der Mittagspause in den umliegenden Geschäften ihr Essen kaufen und mit diesem, samt Verpackung den Weg zurück zur Schule antreten, landet der Verpackungsmüll am Ende in der Schule oder auf dem Schulgelände. Das verursacht eine große Menge Müll, der mit einfachen Mitteln reduziert werden könnte.

Um Kirchseeoner Geschäfte und Gastronomiebetriebe für die Teilnahme am Projekt zu gewinnen, hat der Wahlkurs etwas im Gepäck: verschiedene Mehrwegverpackungen, vom Pizzakarton bis zum Kaffeebecher. So können die Mitglieder der Umweltgruppe der Schule nicht nur in der Theorie über Mehrwegalternativen sprechen – sie haben diese zum Vorstellen und ausprobieren sogar mit im Gepäck.

Der Wahlkurs Umwelt des Gymnasiums geleitet und begleitet von Lehrerin Clarissa Frobenius auf seiner Akquise-Tour für den Verein "Grafing Goes Green". Begleitet wird die Gruppe von Antonia Höfelsauer und Ferdinand Möllmann des Vereins. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein entscheidender Punkt, wieso es sich für Geschäfte lohnt, mitzumachen: Für teilnehmende Unternehmen entstehen weder Kosten noch Mehraufwand. Die Stempelkarten, auf denen für jeden einwegfreien Einkauf eines der zehn Kästchen abgestempelt wird, werden von Grafing Goes Green gedruckt und verteilt. Auch die Stempelutensilien werden durch den Verein bereitgestellt. Vom Stempel an sich bis hin zum stets befüllten Stempelkissen – um alles kümmert sich der zehnköpfige Verein. Teilnehmende Unternehmen müssen lediglich ihren Mitarbeitenden zeigen, was als Mehrwegverpackung gilt und was eben nicht.

Vorteilhaft ist eine Teilnahme für Geschäfte nicht nur dadurch, dass Plastikverschwendung und Umweltverschmutzung im Allgemeinen reduziert werden. Durch das Netzwerk, das der Verein mit den teilnehmenden Läden schafft, erfahren sie auch eine Art Werbung. Sie werden auf den Stempelkarten, Plakaten und der Website von Grafing Goes Green als teilnehmende Geschäfte aufgeführt und somit beworben. Zudem trägt der Verein zu einer gewissen Transparenz bei und zeigt auf, in welchen Läden Mehrwegverpackungen problemlos angenommen werden, und in welchen nicht.

Der Wahlkurs Umwelt bietet dabei gleich ein "Best Practice" Beispiel. Er lässt die Kugeln Eis in ein Wiederverwendbares Behältnis packen, anstatt einen Eisbecher zu verwenden, der nach dem Essen im Müll landet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und was kam herum bei der Kirchseeoner Stadtrallye? Ergebnisse, die zuversichtlich stimmen. Die Marktleiterin des Rewe-Supermarkts in Kirchseeon ist begeistert von der Aktion und stellt die Einführung der Stempelkarten dem Marktinhaber vor. Für die Kirchseeoner Filiale der Bäckerei Kreitmayr gilt das Gleiche – da bereits andere Filialen mit dem Verein kooperieren, sollte dem Projekt nichts im Wege stehen. Auch der für die Schule wichtige Dönerladen zeigt sich kooperativ: „Ich stimme das mit dem Chef ab“, so der Mitarbeiter. Die schulnahe Eisdiele am Marktplatz steht sogar dem Vorschlag, Mehrweg-Eisbecher anzubieten, offen gegenüber und möchte diese zum Start der Eissaison im April ins Sortiment aufnehmen.

Das Fazit des Tages: Die Angst zu überwinden, Menschen anzusprechen, hat sich gelohnt. Nicht nur für sich selbst haben die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag etwas getan – sie haben auch ihren Beitrag für einen bewussteren und abfallfreien Konsum geleistet.

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