Kirchseeon:Förderung gestoppt

Der Gemeinderat beschließt, keinem seiner Vereine in den kommenden drei Jahren mehr Unterstützung zukommen zu lassen.

Christoph Giesen

Kirchseeon - Der Beschluss ist in bestem Amtsdeutsch verfasst und klingt zunächst recht harmlos: "Der Marktgemeinderat beschließt bis zum Ende des Finanzplanungszeitraums 2014 keine Investitionszuschüsse mehr für freiwillige Aufgaben an Dritte zu leisten." Doch die Wirkung ist drastisch und einmalig im Landkreis. Mit knapper Mehrheit von zehn zu neun Stimmen hat der Gemeinderat am Montagabend beschlossen, dass Kirchseeons 52 Vereine bis Ende 2014 keine finanzielle Unterstützung von der Gemeinde erwarten können, jegliche Anträge werden nicht bearbeitet.

Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) hatte den Antrag gestellt, nachdem es im Gemeinderat vor zwei Wochen eine kontroverse Diskussion über eine Anfrage der Kirchseeoner Edelweiß-Schützen gegeben hatte. Die Schützen hatten im Februar in einem mehrseitigen Brief die Gemeinde aufgefordert, sich an einem elektronischen Schießstand zu beteiligen. Mehre Gemeinderäte gaben zu bedenken, dass die klamme Gemeinde das Geld besser sparen sollte, statt den Schützenverein zu unterstützen. Aus diesem Grund formulierte Ockel nun seinen Antrag.

"Mir wurde vorgeworfen, ich würde die Anfrage der Schützen nur deshalb unterstützen, weil ich mir angeblich Vorteile für die nächste Bürgermeisterwahl erhoffe", beschwerte sich Ockel. "Das stimmt nicht. Wenn wir den Fußballern etwas Gutes tun, dann beschweren sich eventuell die Trachtler und geben wir den Trachtlern etwas, ärgern sich womöglich die Perchten." Dann sei es sinnvoller, wenn niemand etwas bekomme, argumentierte Ockel.

Schon am vergangenen Freitag hatte Ockel seinen Antrag vorbereitet. Etwa 30 Vertreter des Kirchseeoner Vereinskartells hatten sich im Schützenheim in Buch eingefunden. "Er hat uns den Antrag vorgestellt und wir waren uns rasch einig, dass in den kommenden drei Jahren sowieso keine großen Projekte anstehen", erinnert sich die Vorsitzende des Kirchseeoner Vereinskartells, CSU-Gemeinderätin Gerda Rothhaupt. Sie stimmte am Montagabend für Ockels Antrag. "Ich sehe das nicht so eng. Wenn einer der Vereine etwas braucht, wird es bestimmt eine Möglichkeit geben."

Weniger Gelassenheit herrscht bei der SPD. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit", empört sich SPD-Gemeinderat Harry Blöchl. Der Gemeinderat entledige sich so seiner eigenen Rechte und Pflichten. "Leider haben zwei unserer Gemeinderäte gefehlt, sonst hätten wir diesen Beschluss abwenden können", sagt Blöchl. Aufgrund des knappen Ergebnisses werde der Beschluss in der Praxis kaum standhalten können. "Wenn die Sache mit einer satten Mehrheit beschlossen worden wäre, vielleicht, aber bei neun Gegenstimmen lässt sich der Beschluss leicht umgehen", prophezeit Blöchl. "Statt der Vereine, die nun keine Anträge mehr stellen dürfen, kann einfach einer der Gemeinderäte den Antrag einbringen."(Kommentar, Seite 3)

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