Kirchseeon:Wo Fahrräder fliegen lernen

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Philipp Ruf ist er sieben Jahre alt und schon ein echter Draufgänger - zumindest auf dem Mountainbike. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Kirchseeon gibt es seit dem Wochenende einen Dirtpark. Der siebenjährige Philipp Ruf hat die buckelige Strecke getestet

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Schwups! Und schon fehlt ein Zahn. Philipp, 7, steht auf dem Erdhügel, der Wind wirbelt ein wenig Sand auf. "Schau mal", sagt er. "Heute früh ist mir ein Zahn ausgefallen." Mit einer Hand umklammert er den Lenker seines blauen Mountainbikes, mit der anderen Hand zeigt er auf die Zahnlücke und grinst.

Dann saust er den Hügel hinunter, hinein in eine scharfe Linkskurve. Philipp Ruf ist der Jüngste an diesem Wochenende, der bei der Eröffnung des neuen "Dirtparks" in Kirchseeon mit am Start ist. Bei der Sportart mit dem spannenden Namen "Dirtbike" sausen und springen die Sportler mit ihren speziellen Drahteseln durch einen Parcours aus Erdhügeln.

Am Spannleitenberg nahe dem Waldfriedhof haben einige Hobbysportler in den vergangenen 14 Monaten die Strecke gebaut. Der 22-jährige Adrian Binder ist derjenige, der das Projekt "Dirtpark" maßgeblich vorantrieb. Die Gemeinde habe das Vorhaben mit über 5000 Euro bezuschusst, sagt Bürgermeister Udo Ockel. Und das Ergebnis lasse sich sehen. Dann steigt er selbst auf ein Fahrrad. Vorsichtig radelt Ockel durch die kleinste Runde des Parks, auf größere Tricks verzichtete er lieber. Eine "tolle sportliche Geschichte" ist sein Fazit. Ohne das ehrenamtliche Engagement des Teams um Adrian Binder wäre das aber nicht möglich gewesen.

Philipp Ruf hat die erste Runde der kleinen Hügelstrecke auch hinter sich: "Cool!" Am Rand steht Papa Frank. Auch er wolle den Parcours noch testen. Die Rufs sind eine leidenschaftliche Mountainbike-Familie. "Ich fahre, seit ich zwei Jahre bin", erzählt Philipp stolz und zieht seinen großen weißen "Full-Face-Helm" mit flippigen roten Flecken vom Kopf. "Den hat er heute das erste Mal auf. Sicher ist sicher", sagt Papa Frank. Verletzt hat sich Philipp eigentlich noch nie. "Zumindest nicht beim Fahrradfahren", sagt der Papa und lacht. Auch seinen Zahn habe er am Morgen zu Hause verloren, bevor es zur Radstrecke ging; vielleicht vor Aufregung. Der neue "Dirtpark" bietet jede Menge Spaßpotenzial, für Fahrer und für Zuschauer. Die erfahreneren Sportler zeigen spektakuläre Sprünge. Wenn man schnell anfahre, sagt Adrian Binder, dann könne man hier drei bis vier Meter in die Luft springen.

Basis der Sprünge sind die Erdhügel, auf die die Mutigen mit hoher Geschwindigkeit zurasen. Im Inneren bestehen sie aus Aushubmaterial, sogenannter Rotlage. Darüber haben Adrian Binder und seine freiwilligen Helfer die Strecke aus einer Mischung aus Sand und Lehm modelliert. Bei den Landungsplätzen liegt Rindenmulch, um den Aufprall zu federn. Unterdessen fliegen die Radler, ausschließlich Jungs, durch den Park. Der eine oder andere rollt sich, natürlich gewollt, elegant über den Sandboden ab, wenn die Landung nicht perfekt war. Dann startet auch Philipp wieder in eine nächste Runde und schiebt sein extraleichtes Bike den Abfahrhügel hoch. Beim Publikum ist er der Star des Tages. Die kleinste Runde, im Fachjargon "Pump Track", sei für jüngere Fahrer perfekt, sagt Adrian Binder. Hier könnten auch erwachsene Anfänger beginnen. Das sei auch der Vorteil des neuen Parks, dass es drei Runden mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gebe. Philipp fliegt über einen Hügel und schießt in die Kurve. Sein Fazit am Ende: Top! Jetzt steht auch Papa Frank an der Startrampe.

Die Könner fliegen bis zu vier Meter hoch. Es gibt aber auch eine Runde für Anfänger. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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