Bunter Advent:Unvergessen: Der Goldene Ring

Bunter Advent: "The Twelve Days of Christmas" kann Tonja Stöger immer noch auswendig.

"The Twelve Days of Christmas" kann Tonja Stöger immer noch auswendig.

(Foto: Christian Endt)

Eine Schulfeier gehört zu Tonja Stögers liebsten Erinnerungen.

Von Michaela Pelz, Kirchseeon

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem ersten Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Angesprochen auf die Vorweihnachtszeit ihrer Kindertage fällt Tonja Stöger direkt jene Schulaufführung ein, in der ihre dritte Klasse bei der großen Feier für die ganze Lakevue Elementary in Nampa, Idaho, den berühmten Frederic Austin-Klassiker von 1909 "The Twelve Days of Christmas" vortragen durfte. "Ich war einer der fünf goldenen Ringe", sagt die 53-Jährige und lächelt beim Gedanken an den Hula-Hoop-Reifen mit Glitzer, der ihr Kostüm bildete. Bis 2011 lebte die Kirchseeonerin mit ihrem Mann, einem in Deutschland geborenen Österreicher, und den beiden Kindern in den USA. "Deswegen kannten die Armen, bis sie neun beziehungsweise 13 waren, gar keinen Nikolaus", bedauert die gebürtige Amerikanerin. Erst einige Jahre nach dem Umzug habe sie begonnen, den heute 19- und 23-Jährigen am 6. Dezember eine Kleinigkeit zukommen zu lassen.

Auch andere Gepflogenheiten waren der Grundschullehrerin fremd. Mittlerweile seien Adventskalender zwar sogar in Idaho verbreitet, doch als sie klein war, wurde eine im Zimmer hängende Kette mit so vielen rot-grünen Tonpapierwimpeln, wie es Tage zum Fest waren, für den Countdown täglich um ein Blatt gekürzt. Versüßt wurde die Wartezeit von Thanksgiving an auch durch Besuche im Einkaufszentrum, wo sich - mit obligatorischem Foto - die Kleinen auf den Schoß eines gemütlichen, bärtigen "Santa" setzen und ihre Weihnachtswünsche loswerden durften, bevor sie eine rot-weißgestreifte Zuckerstange erhielten. Auch Stögers Sohn und Tochter durften dies dank Oma und Opa erleben, und bis sie nach Bayern kamen, ähnelte ihr Weihnachtsfest dem ihrer Mutter als kleines Mädchen: "Am Heilig Abend gab es ein einziges Geschenk - das lustigerweise manchmal aus einem Weihnachtsschlafanzug bestand - dann gingen die Kinder nach einem kleinen Snack mit Käse und Crackern, Salami, Nüssen oder Mandarinen früh schlafen, um für den nächsten Tag bereit zu sein."

Die für Santa am Kamin mit Milch oder heißer Schokolade bereitgestellten Kekse waren natürlich am 25., wenn alle früh aus den Betten sprangen, verschwunden. Beim Klang von Weihnachtsmusik wurden dann im Pyjama die Geschenke geöffnet, es folgte ein Frühstück mit Bananen- oder Zucchinibrot, bevor nachmittags oder abends das große Weihnachtsessen im Kreis der Familie stattfand. Bei Stöger war das oft "Ham" (also Schinken) mit Kartoffelbrei, Bratensoße und "Candied Yams", einer Art Süßkartoffeln mit Marshmallows und Zimt. "Das mache ich auch heute noch gern, allerdings lasse ich die Marshmallows mittlerweile weg", sagt die bergbegeisterte Sportkletterin und lacht. "On the first day of Christmas, my true love gave to me..." kann sie auf Zuruf allerdings immer noch singen.

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