Kleines Gerät, große Wirkung: Der fest installierte Blitzer am östlichen Ortseingang hat Kirchseeon im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro eingebracht. Das zeigt eine Auswertung, die die Marktgemeinde jetzt vorgelegt hat. Insgesamt wurden 34 500 Verstöße gegen die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde festgestellt. Eine leichte Lernkurve lässt sich dabei erkennen: Waren es anfangs noch etwa 4000 Verstöße pro Monat, sank die Zahl im Dezember laut Gemeinde auf 2400. Denkbar wäre laut Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) durchaus, das Erfolgsmodell auch auf andere Teile der Gemeinde zu übertragen: Für ihn wäre ein weiterer fester Blitzer zwischen Kirchseeon und Eglharting eine Option – eine Entscheidung fällt aber letztlich der Marktgemeinderat.
Vor einem Jahr war die stationäre Blitzeranlage am Spannleitenberg in Kirchseeon installiert worden, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Die Strecke verläuft direkt an der Grund- und Mittelschule, dem Haus für Kinder und mehreren Wohnhäusern, die besonders von der Geschwindigkeit der Autos betroffen sind. Zuvor waren nach Angaben der Marktgemeinde bereits Maßnahmen wie zusätzliche Beleuchtung und Verkehrsberuhigung versucht worden, doch diese hatten nicht den gewünschten Erfolg. Die vielen Geschwindigkeitsüberschreitungen machten schließlich die Installation des Blitzers notwendig, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde.
13 Verkehrsteilnehmer waren mehr als 60 Kilometer pro Stunde zu schnell
Die Zahlen aus dem ersten Jahr seit Inbetriebnahme sind laut Analyse der Gemeinde „eindeutig und verdeutlichen, wie stark die Maßnahme gefordert war“: Von den 34 500 Verstößen waren 23 676 Fahrzeuge zwischen sechs und zehn Kilometer pro Stunde schneller als erlaubt. 6886 Fahrzeuge überschritten die Geschwindigkeit um elf bis 15 Kilometer pro Stunde. Bei 2326 Fahrzeugen waren es 16 bis 20, bei 924 schon 21 bis 25 und 364 Fahrzeuge überschritten die Geschwindigkeit um 26 bis 30 Kilometer pro Stunde. Bei immerhin noch 224 Fahrzeugen wurde eine Überschreitung von 31 bis 40 Kilometer pro Stunde und bei 67 um 41 bis 50 gemessen. 26 Fahrzeuge lagen sogar 51 bis 60 Kilometer pro Stunde über der erlaubten Geschwindigkeit und 13 Fahrzeuge überschritten das Tempolimit um mehr als 60 Kilometer pro Stunde. Durchschnittlich fuhren knapp 16 000 Fahrzeuge pro Tag auf der Strecke.

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Obwohl der Bahnhof in Steinhöring barrierefrei ausgebaut ist, müssen dort fürs Zugfahren Stufen überwunden werden – schuld sind die Ein- und Ausstiege der Regionalbahn, die dort verkehrt. Bis voraussichtlich 2030 wird sich daran auch nichts ändern, selbst eine Übergangslösung kann noch Jahre dauern.
Auch wenn die Zahl der Verstöße abgenommen habe, liege sie durchschnittlich immer noch bei 3000 pro Monat, „was die Dringlichkeit der Maßnahme unterstreicht“, so die Gemeinde.
„Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache: Trotz intensiver Maßnahmen wie verstärkter Beleuchtung und Verkehrsberuhigung bleibt das Problem gravierend. Anwohner berichten mir, dass früher oft rücksichtslos gefahren wurde, was vor allem für die Kinder eine große Gefahr darstellte. Durch die Blitzeranlage hat sich die Situation bereits deutlich verbessert, aber die hohe Zahl an Verstößen zeigt, dass wir noch nicht am Ziel sind. Der Blitzer bleibt ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung der Verkehrsregeln und ist ein notwendiges Mittel, um die Sicherheit für die Kinder, Anwohner und alle Verkehrsteilnehmer in Kirchseeon zu gewährleisten“, wird der Bürgermeister in einer Pressemitteilung zitiert.
Auch zwischen Kirchseeon und Eglharting wird oft zu schnell gefahren
Er kann sich sogar vorstellen, dass auch anderswo in Kirchseeon ein weiteres stationäres Gerät aufgestellt wird – etwa zwischen Kirchseeon und Eglharting, wo viele Verkehrsteilnehmer das Tempolimit für einen unverbindlichen Vorschlag hielten. Auch in der Bevölkerung wünschen sich laut Paeplow viele zusätzliche Überwachungspunkte in der Gemeinde, etwa rund um die Schule oder in Tempo-30-Zonen in Wohngebieten. Solche Vorschläge – und auch Ideen für einen weiteren Standort für einen festen Blitzer – würden nun zunächst auf fachlicher Ebene und auch in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbehörden geprüft, eine Entscheidung fälle dann der Gemeinderat.
Die Einnahmen aus den Verwarnungen und Bußgeldern vom vorhandenen stationären Blitzer, die nach Abzug der Kosten mehr als eine Million Euro betragen, fließen in den Haushalt des Marktes Kirchseeon. Von dort kommen sie auch dringend notwendigen Maßnahmen zugute, wie etwa der Sanierung der Grundschule in Eglharting, der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, dem Bau eines neuen Gerätehauses der Feuerwehr oder den Sanierungskosten des Hallenbades in Kirchseeon.
Dass man eine gewisse Summe aus den Blitzer-Einnahmen direkt für das Hallenbad reserviert, wie es sich viele Kirchseeoner wünschen, ist indes laut Paeplow nicht möglich. Das Geld vom Blitzer, erklärt er, wandere in den „Sparstrumpf“ der Gemeinde. Wie es dann ausgegeben werde, entscheide der Marktgemeinderat. Derzeit würden Optionen geprüft, wie das Hallenbad in einem Zweckverband in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Zorneding betrieben werden könne.