Umstrittene Pläne:Entscheidung über Freizeitgelände in Kirchseeon vertagt

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Der jetzige Standort direkt an der B304 wird dem Autohaus Wagner zu klein. Deshalb sucht das Unternehmen nun nach Alternativen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ob das Autohaus Wagner seinen Standort vom Ortszentrum an den Spannleitenberg verlegen darf, ist weiter offen. Die Gemeinderäte wollen mehr Informationen.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Viel Platz ist ohnehin nicht im Besprechungsraum der Kirchseeoner Feuerwehr. Doch dort, wohin der Marktgemeinderat wegen der Rathausrenovierung für einige Zeit ausweichen muss, ist es am Montagabend besonders kuschelig. Es geht um ein Thema, das seit der Bürgerversammlung vergangene Woche für ordentlich Wirbel am Ort sorgt: Soll das Autohaus Wagner seinen Sitz vom Ortskern an den Spannleitenberg verlegen dürfen, also just dorthin, wo sich derzeit ein Freizeitgelände mit Dirtpark, Skateanlage und Bolzplatz befindet? Einen Grundsatzbeschluss darüber sollte das Gremium bei seiner jüngsten Sitzung nun fällen. Doch die Gemeinderäte haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Im Gegenteil: Sie fiel ihnen sogar so schwer, dass am Ende gar kein Ergebnis herauskam.

Bürgermeister Udo Ockel (CSU) fasste eingangs die Problematik noch einmal in wenigen Worten zusammen. "BMW Wagner hat an seinem jetzigen Standort ein großes Platzproblem." Ein solches hat aber auch die Marktgemeinde im Allgemeinen, so dass nirgends eine alternative Fläche für einen Umzug verfügbar wäre - mit Ausnahme derer am östlichen Ortsausgang nördlich der Bundesstraße. Dort aber liegt eben jenes Freizeitgelände, das engagierte Jugendliche über die Jahre ehrenamtlich aufgebaut haben.

Für den Bürgermeister steht fest: Das Autohaus soll an den Spannleitenberg

Viele von ihnen waren am Montag dann auch selbst in der Sitzung, als Ockel die zwei möglichen Wege vorzeichnete: "Entweder wir sagen nein und die Sache ist für uns erledigt. Oder wir sagen ja und es beginnt ein aufwendiger Planungsprozess." Für welche Variante er sich selbst entscheiden würde, daraus machte der scheidende Bürgermeister auch gar keinen Hehl. "Ich werde jetzt knallhart sein, weil ich will ja nicht mehr gewählt werden", so Ockel. Deshalb sei für ihn klar, dass er für den Umzug des Autohauses stimmen werde, "auch wenn das manchen hier nicht gefallen wird". Der Umzug sei für den Rathauschef alternativlos, zumal das Autohaus bereits signalisiert habe, ansonsten die Marktgemeinde komplett zu verlassen. Fast schon aus Verzweiflung habe man deshalb überhaupt erst den Spannleitenberg ins Spiel gebracht.

Für das dortige Freizeitgelände habe man Ockel zufolge zudem bereits einen neuen Standort in Aussicht - also zumindest für den Dirtpark. Dieser könnte auf eine Fläche am Gymnasium wandern, auf der ursprünglich mal ein Tennisplatz vorgesehen war. Keine Lösung gebe es dagegen für den Bolzplatz, der zudem recht groß sei. Und der Skatepark stehe bei den Jugendlichen dem Bürgermeister zufolge ohnehin nicht mehr sonderlich hoch im Kurs.

Die Gemeinderäte hätten gerne noch mehr Informationen

Im Verlauf der Sitzung wurde allerdings recht schnell deutlich, dass nur wenige Gemeinderäte eine so gefestigte Meinung zu dem Thema haben wie der Bürgermeister. Andrea Oberhauser-Hainer verlas im Namen der Grünen-Fraktion eine Erklärung, in der sie weitere Informationen zu dem gesamten Vorhaben forderte. Mit dem Autohaus seien aus ihrer Sicht noch nicht alle Details geklärt, etwa ob nicht der Hotelparkplatz in der Ortsmitte als Standort-Erweiterung in Frage käme oder man vielleicht einen Teil des ehemaligen Bundeswehrgeländes abtreten wolle. Die Grünen wollten zudem Klarheit über die weitere Nutzung der jetzigen Standortfläche und eine verbindliche Zusage über den Erhalt eines Bolzplatzes in der Gemeinde. "Grundsätzlich stehen wir dem Thema nicht negativ gegenüber, aber wir wollen im Vorfeld alle Fragen klären", so die Grünen-Vorsitzende.

In diesem Tenor äußerten sich auch die anderen Fraktionen mit Ausnahme der CSU. "Das geht mir zu schnell. Hier sind noch zu viele Fragen offen", sagte etwa Klaus Seidinger (UWG). Barbara Bittner (SPD) gab zu, dass man in der Fraktion hin- und hergerissen war. "Wir wollen die Firma Wagner halten, aber die Bevölkerung ist uns eben auch wichtig." Zudem würde die Gemeinde auch nicht den ganz großen finanziellen Gewinn aus dem Geschäft ziehen. Unterm Strich seien einfach noch zu viele Punkte ungeklärt, "wir würden deshalb dagegen stimmen", so Bittner.

Lediglich in der CSU-Fraktion stand die Entscheidung fest. Man müsse alles tun, um "eines der erfolgreichsten Gewerbe in der Gemeinde" zu halten, sagte Siegfried Seidinger. Entsprechend zähneknirschend ging man bei den Christsozialen deshalb auf einen Kompromissvorschlag der übrigen Fraktionen ein: In einer Sondersitzung zusammen mit Vertretern des Autohauses sollen weitere Details zu dem Vorhaben geklärt werden. Erst dann wollen die Gemeinderäte eine Entscheidung darüber treffen, ob BMW Wagner seinen Standort an den Spannleitenberg verlegen darf.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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