Kirchen in Ebersberg:"Das Schwierigste war, allen wieder abzusagen"

Die Kirchengemeinden im Landkreis hatten liebevoll Pläne geschmiedet, um den Gläubigen an Weihnachten trotz Corona schöne Gottesdienste bieten zu können. Die neuen Lockdown-Regeln haben vieles durcheinandergeworfen - und ihnen nun viel Stress und Arbeit bereitet

Von Franziska Langhammer

Dekan Josef Riedl

Dekan Josef Riedl ist in ständigem Kontakt mit dem Landratsamt. Viel hängt von der Entwicklung des Inzidenzwerts ab.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass von der staden Zeit dieses Jahr wenig bis gar nichts zu spüren ist, davon können auch die Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ihre Mitarbeiter ein Liedchen singen. Gerade noch hatte man teils aufwendige Konzepte entworfen, um trotz Corona Christmetten für Alt und Jung möglich zu machen, da kommt die Regierung mit einem harten Lockdown um die Ecke. Von dem Ausgangsverbot ab 21 Uhr sind auch Weihnachtsgottesdienste nicht ausgenommen. Dass die neuen Regelungen einige Pfarreien im Landkreis vor große logistischen Herausforderungen stellen, ergibt ein kleiner Rundruf.

"Das Schwierigste war, allen wieder abzusagen", heißt es aus der evangelischen Petrikirche Baldham. An die tausend Teilnehmer hatten sich schon für den Weihnachtsgottesdienst angemeldet, der im dortigen Sportstadion hätte stattfinden sollen. Schon vor dem Lockdown war jedoch klar, dass eine solche Großveranstaltung derzeit nicht durchgeführt werden kann. "Wir mussten schnell Weihnachtsgottesdienste aus dem Ärmel schütteln, Musiker organisieren und Helfer", erzählt eine Mitarbeiterin der Pfarrei.

Statt Gesang gibt es Streicher und Orgelmusik

Wegen des Gesangsverbots will man mit Hilfe vor allem von Streichern und einem Organisten für festliche Stimmung sorgen. Die Menschen hätten mit Verständnis reagiert, so die Mitarbeiterin; viele hatten sich schon gefragt, ob der Gottesdienst überhaupt so stattfinden würde können. Derzeit kann man sich online für die Gottesdienste in der Petrikirche Baldham anmelden. Dabei müssen die Hygiene- und Abstandsvorschriften eingehalten werden; maximal 63 Leute finden dort Platz. Außerdem ist es bei einigen Gottesdiensten auch möglich, diese per Livestream im Internet zu verfolgen.

Von sehr viel Stress erzählt Anicet Mutonkole-Muyombi, katholischer Pfarrer aus Grafing. "Wir mussten sehr viel umorganisieren", sagt er. Geplant waren diverse Gottesdienste in Grafing, Straußdorf und Elkofen, allerdings alle nach 21 Uhr. Einige mussten nun ausfallen, andere wurden nach vorne verschoben. Alle Menschen, die sich angemeldet hatten, mussten zurückgerufen werden. "Das war sehr viel Arbeit", so Mutonkole. Einige hätten Verständnis gehabt, einige seien auch verärgert gewesen. Ein paar Gottesdienste sind bereits voll, viele müssen ihren Weihnachtsabend noch mal umplanen. So findet die Messe in Straußdorf nun schon um 19 Uhr statt.

Zwischen den Gottesdiensten muss gelüftet werden

Seinem Ärger auf die bayerische Staatsregierung macht Philipp Werner, katholischer Pfarrer aus Poing, Luft. Mit den neuen Regelungen würden neue Risiken geschaffen, anstatt sie zu verringern. Geplant waren ursprünglich insgesamt sechs Gottesdienste, jeweils mit anderthalb Stunden Abstand. Nun ist nur eine halbe Stunde Pause zwischen jeder Messe. Trotz Einbahnregelung könne man so schwer verhindern, dass die Besucher aufeinander träfen, so Werner.

Zudem muss die Kirche auch zwischendurch noch entlüftet werden. "Und die Verantwortung dafür hat letztlich nicht Herr Söder", sagt Werner. "Das landet alles auf dem Rücken der Ehrenamtlichen." Weit über zwanzig Helfer seien es, die als Ordner bei den Christmessen eingesetzt seien. "Es ist ja auch deren Weihnachten", erinnert der Pfarrer.

Auch bringe die Umplanung einen Riesenaufwand mit sich; alle angemeldeten Teilnehmer müssen einzeln informiert werden. "Wir sind noch lange nicht fertig", sagt er. Ob der geplante Freiluftgottesdienst stattfinden kann, das steht noch nicht fest. "Da müssen wir die Leute weiter vertrösten", sagt Pfarrer Philipp Werner. Man stehe in enger Verbindung mit dem Landratsamt und wolle den Inzidenzwert der kommenden Tage abwarten.

Von einer längeren Sitzung des Pfarrgemeinderats erzählt der evangelische Pfarrer Karl-Heinz Fuchs aus Markt Schwaben, in der entschieden wurde, den geplanten ökumenischen Weihnachtsgottesdienst auf dem Marktplatz abzusagen. Überrascht sei er aber nicht gewesen von den neuen Regelungen. "Wir haben immer im Blick gehabt, dass es anders kommen könnte", so Fuchs. Nun stehe die Organisation eines Organisten für die Messen in der Kirche an. Wie die Menschen die Entscheidung aufnehmen, die ökumenische Messe zu canceln? "Es wird wahrscheinlich beides geben", mutmaßt Pfarrer Fuchs. "Die einen werden sich fragen: Warum sind die so ängstlich?, die anderen finden: Gut, dass sie das so gemacht haben." Er wolle jedoch in dieser Frage, und das ist ihm wichtig, über niemanden richten. "Wir freuen uns trotzdem auf Weihnachten", sagt er. Und fügt hinzu: "Und wir hoffen, dass die Menschen, die keinen Platz mehr bekommen, das auch akzeptieren können."

Die Planungen laufen seit August

Von viel Verständnis aus der Kirchengemeinde weiß eine Mitarbeiterin aus der katholischen Pfarrei Vaterstetten zu berichten. "Die Leute reagieren sehr vernünftig", sagt sie. Die geplanten Christmetten habe man nach vorne verlegen oder teils streichen müssen. Man kann sich dort schon seit Längerem anmelden, einige haben sich aus Unsicherheit auch wieder abgemeldet. Die Umorganisation sei gut verlaufen, so die Mitarbeiterin. Insgesamt 60 Menschen pro Gottesdienst können sich dort anmelden.

Zwei Umständen ist es zu verdanken, dass sowohl die evangelische als auch die katholische Pfarrei in Ebersberg nun mit keinem großen Mehraufwand zu kämpfen hat. "Wir mussten keine Kurskorrektur vornehmen", formuliert es der evangelische Pfarrer Edzard Everts. Zum einen haben die beiden Kirchen schon im August begonnen, Pläne zu schmieden, wie man gemeinsam und coronakonform feiern könnte. Herausgekommen ist der Plan, insgesamt 23 Andachten an verschiedenen Orten und zu zwei verschiedenen Zeiten abzuhalten - open air. Zum anderen konnte man sich bisher für die Indoor-Messen noch nicht anmelden; es muss also auch niemandem abgesagt werden.

So oder so ist jedoch die Vorbereitung anspruchsvoll. Von rund 120 Ehrenamtlichen, die aktiv dabei mithelfen, erzählt Everts. Wichtig sei ihm jedoch, dass die Teilnehmer an den Gottesdiensten sich weder im Vorfeld noch im Nachgang in Gruppen zusammen stellten und ratschten. "Die Leute sollen bitte gleich heimgehen", so der Appell des Pfarrers.

Auch sein katholischer Kollege Josef Riedl sieht den neuen Regelungen gelassen entgegen. Manche Termine, etwa in Steinhöring oder Oberndorf, habe man vorverlegen müssen. Auch über übermäßigem Andrang macht er sich keine Sorgen; nur wenige Orte, an denen die Andachten geplant sind, haben auch eine Begrenzung. Ein Ort davon ist etwa die Dachterrasse des Kreiskrankenhauses. "Da gibt es nur einen Zugang", so Pfarrer Riedl. "Da stellen wir einen Ordner hin, das kann man recht leicht regulieren." Trotz allem stehe man aber weiterhin in engem Kontakt mit dem Landratsamt; alles hängt von der Entwicklung des Inzidenzwerts in den nächsten Tagen ab.

Der ökumenische Gottesdienst in Ebersberg wurde übrigens ersatzlos gestrichen. Große Enttäuschung darüber sei jedoch nicht angebracht, so der evangelische Pfarrer Everts: "Weihnachten wird nicht spurlos an uns vorbei gehen."

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