Kinderbetreuung in Grafing:Das Dach ist drauf

Kinderbetreuung in Grafing: Rinder statt Kinder: Der Wiese zwischen Stadion und Forellenstraße sieht man nicht an, dass hier seit gut einem Jahrzehnt ein Kinderhaus gebaut werden soll. Doch nun haben die Grafinger Stadträte das Projekt endlich auf den Weg gebracht.

Rinder statt Kinder: Der Wiese zwischen Stadion und Forellenstraße sieht man nicht an, dass hier seit gut einem Jahrzehnt ein Kinderhaus gebaut werden soll. Doch nun haben die Grafinger Stadträte das Projekt endlich auf den Weg gebracht.

(Foto: Christian Endt)

Dem geplanten Kinderzentrum in der Forellenstraße steht nun nicht mehr viel im Weg. Eine Besonderheit geht mit der Photovoltaikanlage einher

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wie oft die Hochbau-Chefin im Grafinger Rathaus, Yvonne Magdon, vom Kinderzentrum in der Forellenstraße träumt, war freilich nicht Gegenstand der jüngsten Grafinger Bauausschusssitzung. Sollte sie aber künftig vom aktuell umfangreichsten städtischen Bauprojekt träumen, dann dürfte es zumindest kein Albtraum mehr sein. Am Dienstagabend nämlich hat der Ausschuss die finale Entwurfsplanung des Kinderzentrums beschlossen. Kommen aus dem Stadtrat keine Einwände geht ein über zehn Jahre langes Drama zu Ende. Platz für sechs Kindergarten- und Krippengruppen soll es geben, dazu einen zweiten Grafinger Hort.

Wobei das Drama genau genommen darin liegt, dass der Stadtrat den Bau in der Forellenstraße weit in der Amtszeit von Altbürgermeister Rudolf Heiler beschlossen hatte - und dann über Jahre de facto gar nichts passierte. Erst 2017 kam die Sache so richtig zurück auf die Tagesordnung. Weil in Punkto Grafinger Kinderbetreuung das sprichwörtliche Dach brannte.

Dann sollte auf das Kinderzentrum noch ein Stockwerk drauf, ein Mehrzweck-Konzept für die Vereine umgesetzt und vielleicht auch Personalwohnungen errichtet werden. Irgendwann wollten es dann bei der Gruppenanzahl alle ein bisschen kleiner. Und weil die Kosten mittlerweile auch die Zehn-Millionen-Euro-Marke übersprangen, beschloss der Stadtrat die nächste Tektur. Inklusive Grundsatzbeschluss für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Sowie mit einer roten Linie bei einem Kostenrahmen von 8,5 Millionen Euro. Natürlich: Für die einzelnen Beschlüsse gab es stets nachvollziehbare Gründe. Als Kehrseite kam jedoch eine ziemlich gestreckte Zeitachse daher.

Der 8,5-Millionen-Euro-Beschluss jedenfalls bedeutete für das Hochbauamt: Die Bruttogeschossfläche von gut 2000 auf nurmehr 1600 Quadratmeter zu reduzieren. Statt Fensterflächen geschlossene Fassadenteile einzuplanen sowie die Außenwände in Holzständerbauweise. Auch bei der technischen Gebäudeausstattung - Heizung, Lüftung und Sanitär inklusive allerlei Regelungstechnik - wurde kräftig abgespeckt. Letztendlich standen am Dienstag gut 8,3 Millionen Euro in der Kostenaufstellung.

In der Sitzung erhielten die überarbeiten Pläne reihum Lob. Zum Beispiel von Elli Huber (CSU). "Das gefällt mir echt gut. Da ist rausgeholt worden, was rauszuholen ist." Als Bauunternehmerin gilt Huber als jemand vom Fach. Jetzt laute die Devise: "Loslegen! Günstiger wird's nicht mehr."

Diesen nicht unwichtigen Punkt hatte Yvonne Magdon bereits in der Beschlussvorlage angeschnitten. "Unter dem Eindruck massiver Materialengpässe mit einhergehenden stark und schnell steigenden Baupreisen können kaum noch belastbare Kostenaussagen getätigt werden." In der Sitzung gab sie ein vorsichtig optimistisches Update. "Gerade in den letzten Monaten waren die Marktpreissteigerungen enorm. Aber es sieht so aus, als hätte sich das jetzt auf hohem Niveau stabilisiert."

Ohnehin liegen die Pläne mittlerweile schon wieder über den einst festgesetzten 8,5 Millionen Euro. Nämlich bei Kosten in Höhe von 8,82 Millionen Euro. Zum Teil ist dies laut Hochbauamt den Baupreisen geschuldet. Vor allem aber der nun wegen neuer Fördermöglichkeiten wieder eingepreisten Lüftungsanlage sowie der Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Letztere hat es Bürgermeister Christian Bauer (CSU) besonders angetan. "Die wäre ideal für den Eigenverbrauch vom Kinderzentrum geeignet. Mit dem Strom, den wir im Kinderzentrum nicht brauchen, könnten wir das Freibad mitversorgen." Rund 134 000 Euro kostet die Anlage "brutto". Etwa die Hälfte davon entfällt auf die Anlage selbst, der verbleibende Teil auf die Unterkonstruktion sowie für Planungskosten.

In seiner November-Sitzung muss sich der Stadtrat noch mit dem Vorhaben befassen. Die Summe ist zu hoch, als dass der Bauausschuss selbst entscheiden könnte. Die Zustimmung des Stadtrats gilt jedoch als sicher. Gegen Ende des Jahres will die Stadt die Genehmigungsplanung auf den Weg bringen, skizzierte Magdon die Zeitachse. Sprich: Landratsamt, Regierung von Oberbayern und sonstige Träger öffentlicher Belange einbinden. "Und dann müssen wir hoffen, dass die Preise bis zur Ausschreibung nicht weiter stiegen."

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