Kinderbetreuung im Landkreis:Bedarf an Krippenplätzen steigt

Obwohl die Landkreisgemeinden die Betreuungsquote schon heute erfüllen, wird es in den nächsten Jahren eng.

Karin Kampwerth

Für junge Eltern ist der Landkreis Ebersberg so etwas wie der siebte Himmel. Zumindest wenn es darum geht, einen Krippenplatz für die Kleinen zu ergattern. Denn während man im benachbarten München Kinder schon tunlichst vor ihrer Geburt in der Kinderkrippe anmelden sollte und die Zusage dennoch einem Sechser im Lotto gleichkommt, haben Mütter und Väter hierzulande gute Chancen auf einen Platz. Schon heute erfüllen die meisten Kommunen die gesetzliche Vorgabe, wonach für jedes Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen sollte. Im Schnitt kommen die Landkreisgemeinden auf einen Versorgungsgrad von nahezu 36 Prozent. Das entspricht 900 Krippenplätzen in allen 21 Gemeinden, wie Familienbeauftragte Elfi Melbert zusammengezählt hat. Hinzu kommen Tagespflegeplätze bei 150 Tageseltern.

Kinderbetreuung im Landkreis: Noch gibt es ausreichend Krippenplätze, doch in Zukunft könnte es eng werden. Es fehlen Erzieher. Auf dem Bild pflanzen die Kindergartenkinder im Zauberwinkel in Poing Bäume.

Noch gibt es ausreichend Krippenplätze, doch in Zukunft könnte es eng werden. Es fehlen Erzieher. Auf dem Bild pflanzen die Kindergartenkinder im Zauberwinkel in Poing Bäume.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Dennoch: Auf rosaroten Wolken können Eltern nicht schweben, denn selbst mit einer guten Quote lässt sich der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für jedes Kind unter drei Jahren bis zum August 2013 wohl kaum erfüllen. Dann sollen laut Statistik etwa 3255 Kleinkinder im Landkreis leben. Und Elfi Melbert weiß jetzt schon: "Das Angebot wird nicht ausreichen."

Den Gemeinden macht sie keinen Vorwurf. "Die tun, was sie können." Tatsächlich haben viele Orte in den vergangenen Jahren kräftig in den Bau von Kinderkrippen investiert. Allen voran die einwohnerstarken und zuzugsfreundlichen Kommunen wie Vaterstetten, Poing oder Markt Schwaben. Allein in Vaterstetten ist die Anzahl der Plätze von 60 im Jahr 2006 auf nunmehr 157 gewachsen. "Trotzdem ist es dort immer sehr eng", sagt Marita Grimm vom Awo-Kreisverband. Entlastung verspricht sie sich vom Bau eines Krippenhauses mit fünf zusätzlichen Gruppen. Auch Markt Schwaben, bis vor wenigen Jahren Schlusslicht bei Krippenplätzen, hat aufgeholt und die Zahl seiner Krippenplätze von zwölf auf 96 erhöht. Die Quote liegt laut Angela Freise aus dem Markt Schwabener Rathaus demnach bei 41,2 Prozent.

Als vorbildlich im Ausbau von Krippenplätzen gilt Poing als größte Zuzugsgemeinde. Dort stehen mehr als 130 Plätze zur Verfügung - eine Zahl, die dort am wenigsten in Stein gemeißelt ist, denn der Gemeinderat unter Bürgermeister Albert Hingerl richtet sich nach dem tatsächlichen Bedarf statt nach gesetzlich vorgegebenen Quoten. Ähnlich verfährt inzwischen auch Grafing, wo man sich vor wenigen Jahren mit Krippenplätzen noch schwer getan hatte. Von nächster Woche an stehen 58 Plätze zur Verfügung, 2012 kommen im neuen Kinderhaus Sankt Elisabeth noch einmal weitere 36 Krippenplätze hinzu. Auf dem Baugelände sorgt so lange ein Container mit einer Gruppe für Entspannung. "Die Eltern brauchten ja jetzt den Platz und nicht erst 2013", erläutert Grafings Kämmerer Christian Bauer den Umgang in der Verwaltung mit dem Bedarf.

Dennoch warnt Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD), dass das Ende der Fahnenstange beim Krippenausbau erreicht sei. Weniger, weil den Gemeinden die Luft bei der Schaffung von Räumlichkeiten ausgehe, sondern weil sich schlichtweg kein Personal finde. "Der Markt ist leer", konstatiert Hohmann. In Markt Schwaben habe man die Krippe "Storchennest" zeitweise nicht betreiben können, weil sich keine Erzieherinnen finden ließen. Hohmann spricht wohl den Bürgermeistern aus der Seele, wenn er wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude dafür plädiert, den Rechtsanspruch nach hinten zu verschieben. Nicht um sich auf die faule Haut zu legen, sondern um das Geld, das andernfalls für Prozesse ausgegeben würde, in die Ausbildung von Erzieherinnen zu investieren. (Kommentar)

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