Kein Platz für  "Ramsch-Läden":Weniger ist mehr

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Zornedings Gemeinderat beschließt eine Beschränkung für Einzelhandel im geplanten Pöringer Gewerbegebiet West II

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Sechs Jahre nach dem ersten Anstoß ist die Erweiterung des Zornedinger Gewerbegebiets auf den Weg gebracht - mit einem deutlich veränderten Gesicht, als noch im Frühjahr vorgelegt. Um eine als überdimensioniert empfundene Ansiedlung von Einzelhandel zu verhindern, soll die dreieckige Fläche gegenüber des bestehenden Gewerbegebiets nun in zwei Teile geteilt werden: In einem Abschnitt soll Einzelhandel zugelassen werden - "in dem anderen ist kein Einzelhandel zulässig", versicherte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag.

Konkret sollen in den Abschnitt mit Einzelhandel genau drei Läden ziehen: Ein Lebensmittel-Discounter, eine Bäckerei und eine Drogerie. Hintergrund ist, dass sowohl Penny wie auch Rossmann, deren Filialen auf der gegenüberliegenden Seite liegen, auf eine Vergrößerung ihrer Läden drängen. Im anderen Abschnitt könnten Lagerflächen oder anderes Gewerbe wie Büros entstehen, oder auch Dinge wie "ein Internet-Versand, solange kein Verkauf an Endkunden stattfindet", wie Mayr in der Sitzung illustrierte.

So ganz trauten die Gemeinderäte den angepassten Plänen für den neuen Bauabschnitt - Gewerbegebiet West II genannt - zunächst nicht. "Ist der Einzelhandel jetzt der Lebensmittelhandel durch die Hintertür?" fragte Moritz Dietz (Grüne). Mayr betonte, bei dem im Plan aufgelisteten "Einzelhandel" handle es sich um einen Lebensmittelmarkt - voraussichtlich den Penny, der von gegenüber in einen größeren Laden umzieht, um eine Bäckerei und einen Drogeriemarkt. Wirklich nicht mehr? Das wollte auch Peter Pernsteiner (FDP) wissen. "Für den Einzelhandel ist es das Maximum", versicherte Mayr. Der Bürgermeister hatte im März wohl mit Blick auf die Gemeindekasse als einziger für die XL-Lösung mit zahlreichen Geschäften plädiert.

Fast empört schaute er am Donnerstag, als Grünen-Gemeinderat Vincent Kalnin forderte, Einzelhandel gar auf der gesamten Fläche auszuschließen und anderem Gewerbe zu überlassen: "Innerorts gibt es einige Betriebe, die solche Flächen suchen. Einzelhandel, Bäcker Drogerie haben wir bereits", so Kalnin. Die eher gegenteilige Sorge vor Leerstand wiederum trieb Johannes Schott (CSU) um: "Was ist mit dem Gebäude, wo jetzt der Penny drin ist?", fragte er. Mayr entgegnete: "Die Frage ist, ob sich da nochmal ein Lebensmittelhändler ansiedeln will, wenn der Rewe schon da ist."

In einer Art Laden-Roulette will nämlich auch dieser expandieren - wenn auch innerhalb der "alten" Seite des Gewerbegebiets. Und zwar in die Räumlichkeiten nebenan, wo zur Zeit noch der Drogeriemarkt Rossmann ist. Der hatte in der Annahme, dass das erweiterte Gewerbegebiet schon früher beschlossen würde, seinen Vertrag schon zum Jahresende gekündigt. Der Druck, den einzigen Drogeriemarkt im Ort womöglich zu verlieren, reichte dem Gemeinderat im vergangenen März aber nicht, um einer als "Zuramschung" empfundenen Planung mit diversen Läden den Segen zu geben. Damals schlug das Stimmungspendel im Spannungsfeld "Gegengewicht zum Eglhartinger Einkaufszentrum schaffen" und "eigene Läden nicht gefährden" in letztere Richtung aus.

Mayr will sich nun dafür einsetzen, den Rossmann so lange im Ort zu halten, bis das Gewerbegebiet West II gebaut und bezugsfertig ist. Bis es so weit ist, muss die Planerstellung angepasst werden und die Bauleitplanung vollzogen werden. "Bei einem positiven Verlauf der Planung ist mit einem Baubeginn im nächsten Jahr zu rechnen", heißt es aus dem Bauamt.

Nicht überzeugt waren die anwesenden Grünen-Gemeinderäte, Dietz, Kalnin und Barbara Weiß sowie aus den Reihen der CSU Stefanie Berndlmeier und Johannes Schott.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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