"Käpt'n Blaubär" für alle:Sprechen, schrauben, schieben und schrubben

Nik Mayr

Betritt mit "Käpt'n Blaubär" dramaturgisches Neuland: Regisseur Nik Mayr vom "Theater Wasserburg".

(Foto: Veranstalter/oh)

Nik Mayr vom "Theater Wasserburg" inszeniert zum ersten Mal ein Live-Hörspiel

Interview von Johanna Feckl, Wasserburg

Vor der sommerlichen Spielzeitpause trumpft das Theater Wasserburg mit einem noch nie dagewesenen Spektakel auf: mit einem Live-Hörspiel. Dafür hat das Theaterensemble "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär", den 1999 erschienen Erstlingsroman von Walter Moers, adaptiert. Nun wird es die wundersamen Abenteuer, die Käpt'n Blaubär im Fantasieland Zamonien erlebt, im Innkaufhaus vertonen. Die Leitung liegt bei dem 35-jährigen Schauspieler und Regisseur Nik Mayr.

SZ: Herr Mayr, "Hörspiel" klingt nach "Benjamin Blümchen" und "Bibi Blocksberg", den Käpt'n Blaubär kennt jeder aus der "Sendung mit der Maus". Gehen Sie jetzt in die Kinderunterhaltung?

Nein überhaupt nicht! Ursprünglich hat Walter Moers die Figur des Käpt'n Blaubär zwar für die "Sendung mit der Maus" erfunden, aber mit seinem Buch schlägt er eine Brücke: Es ist ein Werk, das irgendwie Kinderbuch ist, aber irgendwie auch keines - das ist ein wahnsinnig geiler Kniff! Moers versucht, das riesen Loch zwischen Erwachsenen- und Kinderliteratur zu stopfen, und da möchten wir mit dem Live-Hörspiel mitgehen.

Was passiert bei einem Live-Hörspiel überhaupt?

Ich habe fünf Schauspieler an der Hand: Einer spricht Käpt'n Blaubär, die anderen vier werden sprechend, schraubend, schiebend und schrubbend die Fantasiewelt Zamonien und ihre Bewohner zum Leben erwecken. Die Zuschauer können die Augen zumachen und einfach nur hinhören, aber auch genau beobachten, wie die Schauspieler die Geräusche machen.

Und Sie stehen dann während der Aufführungen mit einem Bier an der Bar?

Ich hoffe! (lacht) Das wäre eigentlich mein Plan: Mich mit einem Bier zu den Zuschauern zu setzen und das alles einfach zu genießen. Aber irgendwas ist immer vor Ort - deshalb glaube ich nicht, dass das klappt.

Wieso haben Sie aus dem Roman ein Hörspiel gemacht und kein Theaterstück?

Theater ist immer illustrierend. Das Buch enthält aber so viele fantasieanregende Momente - die möchte ich niemanden nehmen, indem ich durch eine Theaterinszenierung zeige, wie meine eigene Vorstellung aussieht. Durch das Hörspiel wollen wir die Fantasie anregen, und nicht den Roman illustrieren. Ein Pappschiff vorbeifahren zu lassen würde alles entzaubern.

Können Sie etwas über die Entstehung des Hörspiels erzählen?

Wir sind alle zusammen Kapitel für Kapitel von Moers Buch durchgegangen und haben diskutiert, welche davon mehr Stoff für ein Hörspiel hergeben, und welche weniger. Und dann haben wir peu à peu aufgebaut, wie Moers Text klingen könnte. Aber Moers hat zum Teil eh schon sehr gut beschrieben, was man in seiner Welt Zamonien alles hört.

Sie arbeiten am Theater Wasserburg unter anderem als Regisseur. Unterscheidet sich die Arbeit als Theaterregisseur von der eines Hörspielleiters?

Ich habe überhaupt keine Erfahrung darin gehabt, wie man ein Live-Hörspiel herstellen kann. Deshalb war alles neu und ich wusste gar nicht, was auf mich zukommt. Es war ein Erkundungsprozess. Aber Zamonien ist fast wie ein Orchester. Die Musik ist also ein naher Partner gewesen. In dem Bereich habe ich schon einiges gemacht, sodass ich mich daran festhalten konnte.

Käpt'n Blaubär erlebt ziemlich Skurriles. Auch den Veranstaltungsort des Hörspiels kann man durchaus als skurril bezeichnen: Das Wasserburger Innkaufhaus. Warum gerade dort?

Wir wollten für die Aufführungen einen Ort haben, der unbelastet ist. Bei einem Raum, in dem sonst Theaterinszenierungen stattfinden, würde jeder sofort denken, dass dieses Mal "nur" ein Live-Hörspiel stattfindet. Das wird dem aber überhaupt nicht gerecht! Also war klar, dass wir es nicht im Theater Wasserburg aufführen. Seit der Neueröffnung des Innkaufhauses finden dort öfter Veranstaltungen statt und es ist mitten in der Altstadt, sodass man davor und danach ohne Probleme den Sommerabend in einem Lokal genießen kann. Das passt einfach perfekt!

Wird das Theater Wasserburg in Zukunft öfter Live-Hörspiele inszenieren?

Geplant ist da aktuell noch nichts. Aber: Wenn etwas öfter stattfindet, ergibt es natürlich mehr Sinn. Alles, was man nur einmal macht, ist ja irgendwie auch ein Schuss in den Ofen. Live-Hörspiel "Käpt'n Blaubär", Premiere am Freitag, 20. Juli, um 20 Uhr im Wasserburger Innkaufhaus. Weitere Vorstellungen am 21., 22., 26., 27. und 29. Juli sowie 2., 3. und 5. August. Beginn ist um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr. Karten gibt es unter www.theaterwasserburg.de, in der Gäste-Information, bei der Buchhandlung Fabula und beim Versandprofi Gartner in Wasserburg, beim Kulturpunkt Isen-Taufkirchen, im Kroiss-Ticket-Zentrum Rosenheim und an der Abendkasse.

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