Julia Pollak:Wenn der Felix mit der Preisträgerin feixt

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Bei der Verleihung der Talentiade steht sie mit Skiass Neureuther auf der Bühne - und der erlaubt sich einen Spaß

Von Korbinian Eisenberger, München/Ebersberg

Der Fotograf hat die Preisträgerin anvisiert, und Julia Pollak ein souveränes Lächeln im Gesicht, da schiebt er sich ins Bild. Skiass Felix Neureuther steht nun leicht versetzt, im toten Winkel, so dass Julia Pollak ihn nicht sehen kann. Sie lacht in die Kamera, und er grinst mit, die Mundwinkel so weit oben wie ein Bub, der gerade zum ersten Mal seinen neuen Ski ausprobiert hat. "Ich hab es erst mitbekommen, als die Leute gelacht haben", sagt Julia Pollak nach der Verleihung. "Er ist danach noch mal zu mir gekommen und hat gratuliert."

Die Ebersberger Nachwuchsfußballerin Julia Pollak ist am Mittwochabend bei der Talentiade ausgezeichnet worden. Beim Wettbewerb der Süddeutschen Zeitung für Nachwuchssportler aus dem Großraum München ist die 17-Jährige damit die Preisträgerin aus dem Landkreis Ebersberg. In der Zentrale der SZ im Münchner Stadtteil Berg am Laim durfte sich Pollak über zwei prominente Gratulanten freuen. Felix Neureuther, der diesjährige Pate der Talentiade. Und Profifußballer Florian Niederlechner, der wie Pollak einst beim TSV Ebersberg ausgebildet wurde.

Schiebt sich grinsend ins Bild mit Julia Pollak: Felix Neureuther. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Videobotschaft Niederlechners kommt aus dem Trainingslager, mit dem FC Augsburg ist er gerade in Tirol. Der Preis sei "absolut verdient", sagt Niederlechner. "Bleib gesund, dann holst du den Titel vielleicht auch 2020 wieder." Wobei, wie SZ-Redakteur Johannes Schnitzler in seiner Moderation anmerkt, die Talentiade erst 2021 wieder stattfinden wird, ein Sieg kommendes Jahr deswegen unerreichbar ist. Wenn demnächst die Saison startet, gibt es dafür diverse andere Titel, die Pollak gewinnen kann. Nicht zuletzt, weil die 17-Jährige mittlerweile bei den Frauen des FC Bayern spielt.

Einen wichtigen Mannschaftstitel hat sie bereits gewonnen. SZ-Redakteur Andreas Liebmann erinnert in seiner Laudatio an den jüngsten Erfolg Pollaks bei der U 17-Europameisterschaft der Frauen in Bulgarien. Im Mai gewann sie mit der deutschen Nachwuchself das Endspiel gegen die Niederlande und steuerte einen wichtigen Treffer bei. Im Elfmeterschießen verwandelte sie flach rechts - der Ausgleich für ihre Elf. Kurz darauf lagen sich die deutschen Spielerinnen in den Armen.

(Foto: Logo Talentiade)

Die Pollaks sind eine Familie, die man durchaus als sportverrückt bezeichnen darf, "ich glaub, das kann man schon so sagen", wie Julia Pollaks Vater am Mittwochabend erklärt. Deswegen sind die Eltern natürlich mitgekommen, Papa Michael, Mama Barbara und der kleine Bruder Tobi. Auch mit dabei ist Dominic Mayer, 30 Jahre alt und Geschäftsführer beim TSV Ebersberg. Er hat Julia Pollak schon kicken sehen, da war sie noch in der G-Jugend und spielte - wie auch in den späteren Jahren beim TSV - in der Bubenmannschaft. "Sie war damals schon mindestens so gut wie die Jungs, wenn nicht besser", sagt er. Eines, sagt Mayer, habe man ihr schon als Sechsjährige angesehen: "Es war klar, dass sie ihre Stärken in der Defensive hat."

Und so ist es geblieben: Beim FC Bayern und in den Nachwuchsteams des DFB spielt Pollak bis heute in der Verteidigung. Warum eigentlich? Ist es nicht der urtypische Drang beim Fußball, sich dorthin zu bewegen, wo das gegnerischer Tor möglichst in der Nähe ist? Beim Grillabend erklärt Julia Pollak zu später Stunde, wie sie diesen Sport interpretiert. "Mir war schon immer wichtig, dass nicht alle nach vorne stürmen können", sagt sie. Oder anders gesagt: "Ein gut gewonnener Zweikampf ist genauso wichtig wie ein Torschuss."

Für Julia Pollak beginnt nun die heiße Phase der Saisonvorbereitung. Zuletzt war sie eine Größe in der zweiten Mannschaft des FC Bayern in Liga zwei. In ihrer zweiten Saison könnten sich womöglich erste Gelegenheiten bieten, sich im Erstligateam zu präsentieren. Die Mannschaft des scheidenden Trainers Thomas Wörle wurde in der abgelaufenen Saison Zweiter hinter den Frauen des VfL Wolfsburg und bläst nun zum Großangriff auf den Titel. Ob Julia Pollak es mal zur deutschen Meisterin bringt? Gerade ist das nicht so wichtig, an diesem Mittwochabend, an dem Felix Neureuther nun artig am Nebentisch sitzt. Julia Pollak sitzt bei ihrer Familie und schaut für den Moment zufrieden aus. Diesen Titel wird ihr niemand mehr nehmen.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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