Jugendliche krempeln die Ärmel hoch:Bis zum letzten Schliff

Jugendliche krempeln die Ärmel hoch: Um die Jugendstelle umzugestalten, packen Quentin Thiel, Sophia Stiftinger, Jonathan Fuchs, Matthias Stiftinger(von links) kräftig mit an.

Um die Jugendstelle umzugestalten, packen Quentin Thiel, Sophia Stiftinger, Jonathan Fuchs, Matthias Stiftinger(von links) kräftig mit an.

(Foto: Christian Endt)

Rund 20 Freiwillige helfen in diesen Wochen mit, die in die Jahre gekommene Katholische Jugendstelle Ebersberg umzugestalten

Von Elisabeth Urban, Ebersberg

Ein vierstimmiges Surren erfüllt die Luft, langsam bahnen sich die Schleifgeräte den Weg über die raue, dunkle Holzoberfläche, die von Wind und Regen grau geworden ist. Eine feine, helle Staubschicht legt sich im Sonnenlicht wie ein Mantel über Arbeitshosen, Schuhe und Kopfsteinpflaster. Geführt werden die Schleifmaschinen von Quentin Thiel, Matthias Stiftinger, Sophia Stiftinger und Jonathan Fuchs. Unter dem Motto "Pimp your JuStl" wollen sie und insgesamt etwa 20 andere Jugendliche und junge Erwachsenen die Katholische Jugendstelle Ebersberg wochenendweise umgestalten.

Eine Kräuterschnecke für den Garten, Umstellen und Verräumen von Möbeln, Inventarisierung - und eben auch das Abschleifen und Lackieren der Gartentische gehört dazu. Die Idee, die dahintersteckt: Weil auch zukünftig immer weniger Stellen in der Jugendseelsorge besetzt würden, wolle man die Räume vornehmlich so gestalten, dass eine Nutzung auch ohne hauptamtliche Aufsicht optimal funktioniert. Tatsächlich ist auch das zweiköpfige Team der Jugendstelle Ebersberg in Teilzeit beschäftigt, die spirituelle Arbeit laufe aktuell komplett ehrenamtlich erzählt Sophia Stiftinger, die eigentlich in Erlangen promoviert und für das Ehrenamt immer wieder in die Heimat kommt. Diesmal habe sie im Reisegepäck eben auch Schleifmaschine und Heißkleber transportiert. "Die Räume sollen wieder besser nutzbar sein für die Gruppen."

Also werden die Ärmel hochgekrempelt, Materialien geordnet, Einbauschränke entfernt, einige Gruppen hätten außerdem zugesagt ihre Schränke zu entrümpeln, in denen teilweise noch dicke Aktenordner aus den frühen 2000er-Jahren schlummern. Im Erdgeschoss sei es vor allem ein Anliegen, das Kücheninventar unter die Lupe zu nehmen, außerdem sind quer durchs Haus diverse Möglichkeiten zum Aufhängen von Bildern geplant. Im ersten Stock sollen drei von vier der bisherigen Büroräumen umgestaltet werden. Einer der massiven grauen Schreibtische wird durch eine Werkbank ersetzt, auf dem Boden liegt ein Haufen schwarzer Samtstoffe, die man so platzieren wolle, dass bei Bedarf in Windeseile eine Dunkelkammer zum Entwickeln von Fotos entstehen kann.

Ursprünglich war die Umgestaltung schon als Teil einer 72-stündigen bundesweiten Sozialaktion des Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) im Mai geplant gewesen, sagt die 25-jährige Sophia Stiftinger. Weil jedoch viele, die bei der Gestaltung auch ein Wörtchen mitreden wollten, während der Aktion in ihren jeweiligen Heimatpfarreien eingespannt waren, habe man sich entschieden, die Umgestaltung in kleinen Schritten bis Dezember durchzuführen. "Wir rechnen mit einem Kommen und Gehen."

Im Salettl, einem kleinen Gebäude im Garten, bedeckt jetzt noch eine weiße Plane den Teppichboden, Holzlackdosen und Pinsel liegen darauf. Die Umrisse eines Kreuzes, die in Hellgelb an der Wand gegenüber der Eingangstür prangen, deuten an was dieser Raum eigentlich sein sollte: Ein Andachtsraum, ohne großen Schnickschnack. Also ist der Plan, einmal alles aus dem kleinen Häuschen auszuräumen. Im Alltag sind die vier Studenten für Brauwesen, Wassertechnologie, Medienwissenschaft oder arbeiten als Elektroniker für Informations- und Systemtechnik - heute fahren sie erst einmal in den Baumarkt, Holz für neue Meditationsbänkchen besorgen.

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