Jugendkultur in Ebersberg:Kulturtage fallen nächstes Jahr aus

Jugendkultur in Ebersberg: Vor zwei Jahren gab es bei den Kulturtagen die "Silent Disco", kommendes Jahr ist es dann ganz ruhig, die Veranstaltung fällt aus.

Vor zwei Jahren gab es bei den Kulturtagen die "Silent Disco", kommendes Jahr ist es dann ganz ruhig, die Veranstaltung fällt aus.

(Foto: Christian Endt)

Der Kreisjugendring muss sparen. Unterdessen steigen die Landkreisausgaben für die Jugendhilfe deutlich an

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

"Jugendliche sollen sich durch unsere Aktionen zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln, die unsere Gesellschaft künftig bereichern." Das sagte der stellvertretende Vorsitzende des Ebersberger Kreisjugendrings Philipp Spiegelsberger am Dienstag im Jugendhilfeausschuss des Kreistags zum Ziel der Organisation. Auf eine dieser Aktionen werden die Jugendlichen im kommenden Jahr allerdings verzichten müssen. Aus finanziellen Gründen können die Kulturtage 2021 nicht stattfinden. Während der Kreisjugendring sparen muss, steigen die Ausgaben des Landkreises im Bereich der Jugendhilfe weiter rasant an - ein Trend, der allerdings nicht nur Sorgen, sondern auch Hoffnung macht.

Letzteres hatten auch die Verantwortlichen beim Kreisjugendring, als sie ihren ersten Haushaltsentwurf für das kommende Jahr im Landratsamt eingereicht haben. Die Organisation ist kein direkter Teil der Behörde, wird als Körperschaft des öffentlichen Rechts aber von ihr finanziert - und muss dafür eben ihre Bücher offenlegen. Heuer jedoch schickte die Kämmerei den Entwurf zurück, mit der Bitte nochmals den Rotstift anzusetzen. Grund ist der durch Corona recht angespannte Kreishaushalt, der eine genaue Prüfung jeglicher Ausgaben erfordert. Die Entscheidung, den ohnehin bereits eng gestrickten Finanzplan weiter zu kürzen, sei sehr schwer gefallen, wie Spiegelsberger nun im Ausschuss sagte. Schlussendlich habe man aber nochmals rund 20 000 Euro einsparen können.

Dafür allerdings muss ein, wie Spiegelsberger sagte, "Herzensprojekt" abgesagt werden: das landkreisweite Kulturfestival "Kulturtage/Kult 8", zu dem jedes Jahr auch internationale Künstler nach Ebersberg gekommen waren. Auch die Zuschüsse des Kreisjugendrings an die Vereine werden nicht so üppig wie bisher ausfallen. "Wir gehen aber davon aus, dass es im nächsten Jahr ohnehin noch nicht zur vollen Ausschöpfung des Budgets kommen wird", so Spiegelsberger.

Insgesamt plant der Kreisjugendring für 2021 mit einem Finanzrahmen von rund 500 000 Euro, der sich in etwa zu gleichen Teilen in Personal- und Sachkosten aufsplittet. Auch wenn die Verantwortlichen für kommendes Jahr den Gürtel enger schnallen müssen, hoffen sie auf eine Entspannung der Lage in 2022. Dann sollen auch die Kulturtage wieder stattfinden können, genauso wie das Festival "Vielfalt Ebersberg", das in diesem Jahr ebenfalls Corona zum Opfer gefallen war.

Einschnitte durch die Pandemie verzeichnet das Landratsamt vor allem in der Haushaltskasse, oder wie Kreiskämmerin Brigitte Keller nun im Ausschuss sagte: "Die Finanzlage des Landkreises entwickelt sich nicht gerade blühend." Dennoch werden die Ausgaben im Bereich der Jugendhilfe im kommenden Jahr erneut deutlich ansteigen - und zwar um rund 2,3 Millionen Euro im Vergleich zu heuer. Lagen die Kosten 2020 noch bei rund 14,2 Millionen Euro, rechnet man im Landratamt mit Ausgaben von rund 16,5 Millionen in 2021. "Die Dinge haben sich deutlich dynamischer entwickelt, als ursprünglich geplant", sagte Keller. Insgesamt haben sich die Ausgaben für die Jugendhilfe seit dem Jahr 2005 fast verdoppelt.

Dieser Trend, so Keller, ist nicht nur im Landkreis zu beobachten. Steigende Personalausgaben und die zunehmende Intensität bei der Kinderbetreuung ließen die Kosten deutschlandweit steigen. Das bestätigte auch Michael Macsenaere, Professor des Mainzer Instituts für Kinder- und Jugendhilfe, der im Ausschuss über die Kosten- und Nutzenanalyse in der Jugendarbeit referierte. "Sie sind hier nicht auf einer Scholle", sagte Macsenaere, der der Preissteigerung aber auch etwas Positives abgewinnen konnte. Wie eine Vielzahl von Studien gezeigt habe, würden sich die Ausgaben in der Jugendhilfe - egal wie hoch diese zunächst erscheinen mögen - langfristig rechnen. Ohnehin plädierte er für eine andere Betrachtungsweise: "Wir sollten hier nicht von Kosten sprechen, sondern von Investitionen."

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