Jugend-Disco in der Sieghartsburg nicht mehr gefragt:Party ohne Gäste

Ebersbergs Tanzsportgemeinschaft Da Capo will Burg-Disco nach zwölf Jahren aufgeben, zur diesjährigen Fete haben sich nur noch vier Mädchen angemeldet. Grund ist offenbar, dass es keinen Alkohol gibt.

Carolin Fries

EbersbergInge Massopust ist "traurig". Als Jugendwart des Ebersberger Tanzsportvereins TSG Da Capo hat sie elf Jahre lang eine Jugend-Disco in der Sieghartsburg organisiert, stets rauch- und alkoholfrei. Am vergangenen Samstag lockte die "Burg-Party" gerade einmal vier Mädchen in die aufwändig dekorierte Halle. "Ohne Alkohol können die Jugendlichen offenbar nicht mehr feiern", so Massoputs Fazit. Die TSG will die Tradition der jährlichen Jugendparty deshalb nun aufgeben.

Als "Zwickelparty" begann die Geschichte der Burg-Party vor zwölf Jahren. Damals kamen 400 Jugendliche - und mussten "entsetzt und entrüstet" feststellen, dass es keinen Alkohol gab. In den folgenden Jahren hatten die Veranstalter massiv damit zu kämpfen, die jungen Besucher davon abzuhalten, Alkohol verbotenerweise mit in die Halle zu schmuggeln. Alkoholvorräte wurden laut Tanzsportgemeinschaft aus Rucksäcken und Anorakkapuzen konfisziert und "auch der Versuch, Alkohol über das Toilettenfenster einzuschmuggeln, wurde konsequent vereitelt". "Die Jugendlichen haben dann vor der Tür getrunken, selbst die Polizei war machtlos", erzählt Massopust.

Dass Jugendliche versuchen, Alkohol auf Veranstaltungen zu schmuggeln, ist dem Ebersberger Jugendamt nicht neu. Allerdings gab es "zuletzt keine vermehrten Beschwerden", so Pressesprecherin Evelyn Schwaiger. Sie ist aber überzeugt, dass es nicht ausschließlich das Alkoholverbot war, das die Jugendlichen von einem Besuch der Burg-Disco abgehalten hat. "Da spielen viele Gründe eine Rolle, unter anderem die Altersstruktur". Dieser Meinung kann sich der Kreisjugendring nur anschließen. "Ein differenziertes Angebot wäre wahrscheinlich erfolgreicher", so KJR-Geschäftsführerin Blandine Ehrl. 17-Jährige feiern nun einmal nicht gerne zusammen mit 13-Jährigen. Gleiches gilt für die Musik. "Richtet man das Konzept nach den Jugendlichen, kommen die auch."

Dabei hat die Tanzsportgemeinschaft keine Kosten und Mühen gescheut, die Jugendlichen anzusprechen. Das "MLS Disco-Team" sorgte für eine professionelle Ausstattung mit Licht- und Tontechnik, Massopust und ihr Team schmückten die Halle und boten an der Bar neben Durstlöschern wie Schorle und Spezi alkoholfreie Saft-Cocktails namens "Schlangenblut" und "Caipiranha" an. Den Eintrittspreis hielt man mit 3,50 Euro bewusst niedrig, mit etwas Glück konnte man sich den Zutritt sogar erspielen - wer am Eingang zwei mal die Zwei würfelte, durfte entgeltfrei passieren. Auch hat man die Jugendlichen nach ihrem Alter getrennt und bewusst für "die Kleinen" bis elf Jahre eine separate Party angeboten - die bislang gut funktionierte und auch weiterhin aufrecht erhalten werden soll. Doch die älteren Jugendlichen nahmen das Angebot, in das die TSG jährlich ein paar hundert Euro investierte, mit jedem Jahr weniger an. Massopust sieht die Ursache hierfür alleine im Alkoholverbot. "Ich denke, das ist ein gesellschaftliches Problem."

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